+++BERN
Ausschaffung – jetzt begutachtet der Psychiater
Hondrich – Das Staatssekretariat für Migration will weitere Abklärungen: Es verlangt im Fall der syrischen Familie, der die Ausschaffung droht, psychiatrische Gutachten.
https://www.bernerzeitung.ch/region/oberland/ausschaffung-jetzt-begutachtet-der-psychiater/story/31353625
+++AARGAU
SVPler vermietet Wohnung an afghanische Asylbewerber – und macht gute Erfahrungen
In der Liegenschaft von SVP-Sekretär Ernst Wüst in Lupfig leben zwei afghanische Familien. Er hat keine Angst, dass diese nicht sorgfältig mit den Räumlichkeiten umgehen.
https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/brugg/svpler-vermietet-wohnung-an-afghanische-asylbewerber-und-macht-gute-erfahrungen-132453079
+++GRAUBÜNDEN
Weniger Asylsuchende in Graubünden
Von Januar bis März sind in der Schweiz 4051 Asylgesuche eingereicht worden – 14 Prozent weniger als in derselben Periode 2017. Auch im Kanton Graubünden gab es weniger Zuweisungen.
https://www.suedostschweiz.ch/politik/2018-04-19/weniger-asylsuchende-in-graubuenden
+++SCHWEIZ
Vorhergehende Prüfung bei Heimatreisen hätte Vorteile für Flüchtlinge und Behörden
‚Heimatreisen‘ von anerkannten Flüchtlingen finden in den Schweizer Medien grosse Beachtung. Der Revisionsentwurf des Asylgesetzes, den der BR dazu Anfang März 2018 präsentiert hat, ist auf geteiltes Echo gestossen. Dieser Beitrag greift die Diskussionen grundsätzlicher auf und zeigt am Beispiel anderer Länder, dass die Thematik ‚Heimatreisen‘ vielleicht einfacher zu lösen wäre als es in der Schweiz der Fall ist.
https://www.fluechtlingshilfe.ch/fakten-statt-mythen/beitraege-2018/vorhergehende-pruefung-bei-heimatreisen-haette-vorteile-fuer-fluechtlinge-und-behoerden.html
-> https://www.amnesty.ch/de/laender/europa-zentralasien/schweiz/dok/2018/aufruf-gegen-die-aufhebung-der-vorlaeufigen-aufnahme-fuer-eritreer
+++DEUTSCHLAND
Flüchtlinge in Bayern: Vorbild für den Bund?
Asylsuchende in Ankerzentren unterzubringen: Das ist der bundesweite Plan von Bundesinnenminister Horst Seehofer. In diesen großen und auf wenige Orte konzentrierten Unterkünften sollen die Menschen leben, bis ihr Antrag direkt vor Ort bearbeitet und entschieden wurde. Ein Modell auch für ganz Deutschland?
http://www.deutschlandfunk.de/fluechtlinge-in-bayern-vorbild-fuer-den-bund.1771.de.html?dram:article_id=415717
Ausgeschafft
«Polizei, öffnen Sie die Türe!» Für abgewiesene Asylbewerber bedeuten diese Worte Ende und Beginn einer langen, meist schwierigen Reise. Der preisgekrönte Dokumentarfilm zeichnet erstmals das umfassende Bild einer Sammelabschiebung in Deutschland:
https://www.srf.ch/sendungen/dok/ausgeschafft
+++BALKANROUTE
Flüchtlingsroute über Balkan: Endstation Bosnien
Mehrere Hundert Flüchtlinge sitzen in Bosnien-Herzegowina fest. In der dortigen Politik fühlt sich niemand zuständig.
https://www.srf.ch/news/international/fluechtlingsroute-ueber-balkan-endstation-bosnien
Ungarische Flüchtlingspolitik: EU prüft Ungarns Transitzonen
Die Transitzonen zwischen Ungarn und Serbien sind umstritten. Zwei Männer aus Bangladesch klagen am EuGH – Ungarn gibt sich angriffslustig.
http://taz.de/Ungarische-Fluechtlingspolitik/!5497100/
+++GRIECHENLAND
Türkei: Hunderte Migranten erreichen Griechenland
Hunderte von meist afghanischen und syrischen Migranten strömen nach Griechenland. Allein im April überquerten bisher 2000 Personen den Grenzfluss Evros an der türkisch-griechischen Grenze.
https://www.nau.ch/nachrichten/europa/2018/04/19/turkei-hunderte-migranten-erreichen-griechenland-65325956
+++EUROPA
EuGH stärkt den Schutz der Familie
Das Recht auf Familiennachzug zu unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen bleibt auch dann bestehen, wenn diese während ihres Asylverfahrens volljährig werden. Wie lange das Verfahren dauert, darf dabei nicht entscheidend sein. So urteilte der Europäische Gerichtshof in Luxemburg (EuGH) und betonte damit erneut den hohen Stellenwert der Familie.
https://www.proasyl.de/news/eugh-staerkt-den-schutz-der-familie/
Flüchtlinge : Für die besonders Schutzbedürftigen
Die EU schafft 50.000 Umsiedlungsplätze für besonders gefährdete Flüchtlinge aus Afrika. Damit sollen die Zuwanderung kontrolliert und das Schleusertum bekämpft werden.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2018-04/fluechtlinge-lybien-legale-flucht-umsiedlungsplaetze-europaeische-union
EU plant Ende des Asylrechts
Die Mitgliedsstaaten der EU verhandeln ein europäisches Asylsystem, das Abschiebungen an tendenziell unsichere Herkunftsländer vorsehen könnte. Grüne und Linke fordern von der Bundesregierung dem nicht zuzustimmen.
Ein Gespräch mit Katharina Stamm von der Diakonie, Zentrum für Migration und Soziales.
http://www.freie-radios.net/88581
+++RUSSLAND
Flüchtlinge in Russland: „Genau zwei Syrer haben Asyl bekommen“
Die russische Bürgerhilfe und ihre Leiterin Swetlana Gannuschkina setzen sich für Flüchtlinge unter anderem aus Syrien und der Ostukraine ein. Aus Moskau kommt keine Unterstützung. 2016 wurde das unermüdliche Engagement – auch gegen viele Widerstände – mit dem Alternativen Nobelpreis gewürdigt.
http://www.deutschlandfunk.de/fluechtlinge-in-russland-genau-zwei-syrer-haben-asyl.1773.de.html?dram:article_id=415941
+++LIBYEN
General Khalifa Haftar: Libyens mächtigster Mann zwischen Leben und Tod
Libyen steht vor einer Zäsur: Khalifa Haftar, der einflussreichste Warlord des Landes, ist schwer krank, möglicherweise bereits tot. Seinem Militärbündnis droht der Zerfall – mit erheblichen Folgen für das Land.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/libyen-khalifa-haftar-schwebt-zwischen-leben-und-tod-a-1203603.html
+++FREIRÄUME
Kanton sucht Käufer für besetzte Schreinerei
Für einen Franken steht die alte Schreinerei auf dem Von-Roll-Areal in Bern zum Verkauf. Noch wird das Gebäude von Hausbesetzern zwischengenutzt.
https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/kanton-sucht-kaeufer-fuer-besetzte-schreinerei/story/26638584
-> https://www.derbund.ch/bern/stadt/besetztes-fabrikoolhaus-soll-verkauft-werden/story/18068616
-> https://www.telebaern.tv/118-show-news/23311-episode-donnerstag-19-april-2018#kanton-verkauft-besetzte-schreinerei
-> http://www.be.ch/portal/de/index/mediencenter/medienmitteilungen.meldungNeu.mm.html/portal/de/meldungen/mm/2018/04/20180419_0820_nachrichten_aus_derverwaltung
«Jetzt soll sich eine jüngere Generation beweisen!»
Im Mai schliesst der Berner Club Bonsoir. Wie es weitergeht erzählt Clubbetreiber Arci Friede im Interview.
https://www.derbund.ch/kultur/jetzt-soll-sich-eine-juengere-generation-beweisen/story/26567310
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bernerzeitung.ch 19.04.2018
«COCO SPIELTE IN IHREM FILM IMMER DIE HAUPTROLLE»
Konzert Theater Bern widmet der berühmtesten Transgender der Schweiz ein Musical. Coco nahm sich vor zwanzig Jahren das Leben.
Michael Feller
Die Zeitreise zu Coco beginnt im Coiffeursalon Sisters of Scissors im Berner Lorrainequartier. Jean Cotter, Friseur und Mann fürs Make-up an den Schweizer Filmsets, war ein Weggefährte von Coco – von jener Frau, die durch den Dokumentarfilm «Traum Frau Coco» von Paul Riniker (1991) zur bekanntesten Transgender der Schweiz wurde. Eine, die ihr kurzes Leben lang die Hauptrolle suchte.
Cotter wohnte mit ihr in einer Wohngemeinschaft, trat mit ihr in Travestieshows auf – und ging im Streit. «Ihr Supersuper-Ego war nicht mehr auszuhalten», sagt Cotter. Mit Coco, die sich vor zwanzig Jahren das Leben nahm, hat er sich nie richtig versöhnt. «Der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht. Was will man dann noch Scherben kitten?»
Paradiesvogel in Thun
1969 wurde Coco als Marc-Patric Lorétan in Thun geboren, in ein bürgerliches Leben. Vater, Mutter, Schwester und er. Doch die Kleinstadt war ein zu enges Nest für Unangepasste wie ihn. Lorétan war der Paradiesvogel im Gymnasium. Dass er sich anders kleidete und mit den Geschlechterrollen jonglierte, war aufsehenerregend. Die Matur machte er 1988. Oder sie: Längst trieb sich Lorétan als Frau in Bern herum. Als wunderschöne Frau, die alle Blicke auf sich zog.
Bern war Ende der 80er-Jahre ein gutes Pflaster für Menschen abseits der Norm. Die Reitschule wurde erobert, dann die Dampfzentrale. Mit dem Acid-House, einer der ersten Techno-Strömungen, kam eine neue Musik und damit ein neues Lebensgefühl auf. Euphorie, Synthetik, zelebrierte Künstlichkeit: Attribute wie geschaffen für die damals schrille Queerszene, für Schwule, Lesben und Menschen zwischen den Geschlechtern.
Mittendrin an einer der ersten Acid-House-Partys war dieser junge Mensch, dem man das männliche Chromosomenpaar frühstens auf den zweiten Blick ansah. In Strapsen und Nonnenkostüm setzte sich Coco im Dezember 1989 in der ungeheizten Dampfzentrale in Szene, zusammen mit anderen Männern und Frauen in Go-go-Tänzerinnen-Kleidung. Unter ihnen war auch Jean Cotter.
Der komplizierte Schwule
Cotter erinnert sich, wie er Coco kennen lernte. Er arbeitete im Coiffeurladen Ops Divina. Marc-Patric alias Coco wurde sein Kunde. Später richtete Cotter seinen eigenen Salon FHK (für «freie Haarkultur») in der Brunngasse ein – hinter der Condomeria, in der Coco arbeitete.
Bald traten die beiden auf und waren für ihre Tanzshows an Partys in der Reitschule, in der Dampfzentrale und in den Gayclubs stadtbekannt, auch weil sie ohne mit der Wimper zu zucken blankzogen. Bald kam die Dritte im Bunde dazu, Carmila Wyss, die sich später Pierce nannte. «Der Die Das», so nannten sie sich, war die aufregendste Go-go-Gruppe weitherum. «Das war eine intensive Zeit», erinnert sich Jean Cotter.
Coco machte aus dem ausgelassenen Spiel mit den Geschlechtern Ernst. Sie liess sich bereits mit 21 zur Frau umoperieren, sie passte ihren Körper dem Gefühl an: In dieser Hülle aus Mann lebte eine Frau.
Berühmt durch Fernseh-Doku
Begleitet wurde sie von der Kamera. Paul Riniker produzierte einen Dokumentarfilm über sie, drehte vor und nach den Operationen. «Traum Frau Coco», 1991 im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt, machte die junge Transgender schweizweit bekannt. Zu sehen ist in «Traum Frau Coco» eine Suchende, die ihre Rolle als Frau perfekt spielt. Keine Sekunde wirkt die Frau aufgesetzt, der Mann schimmert kaum durch. Feine Gesichtszüge tragen dazu bei. Aber auch der selbstzerstörerische Wille, sich dünn zu hungern. Ein düsteres Porträt, in dem eine in sich gekehrte, verletzliche Coco die Hauptrolle spielt.
Und eine, die mit der Geschlechtsanpassung nicht glücklicher wird: In der Doku bringt sie es blumig auf den Punkt: «Ich habe schon so viel am Fernseher rumgeschraubt, aber der Film ist einfach immer noch so schlecht.» Fast schon unerträglich ist eine Szene am Familientisch in Thun. Cocos Mutter sagt zur Entscheidung ihres 20-jährigen Kindes, vom biologischen Sohn zur Tochter zu werden: «I finde das dr Hit auso.» Fassade wahren ist alles. Ihre andere Tochter, Dominique, starb 1989. Sie verkehrte am Zürcher Platzspitz.
Mit neuen «Püppi» im Olmo
Der Schritt ins Fernsehen war ein Schritt ins öffentliche Bewusstsein. Plötzlich wussten alle, dass es so was gab, in Bern, in Thun, in den Dörfern: Menschen, die im falschen Körper stecken. Und um Normalität kämpfen.
Wenn sie unter Leute ging, war Coco weiterhin überschwänglich und suchte den grossen Auftritt. Die Berner Subkulturen verkehrten damals im Kleiderladen Olmo an der Zeughausgasse in Bern, mitbegründet von Francis Foss Pauchard. Pauchard ist seit anderthalb Jahren pensioniert und hat den Laden seinen jüngeren Brüdern übergeben. An Coco kann er sich gut erinnern, an ihre feinen Gesichtszüge und ihre «Grandezza». «Es ist eigentlich erstaunlich, wie klar sie in Erinnerung geblieben ist», sagt er. «Extrovertierte Leute haben dieser Stadt immer gutgetan.» In seinem Laden hat er alle schrägen Vögel gesehen. Die Brüder Stevo und Nilo Nilovic, die heute die Restaurants Luce und Il Grissino führen, kommen ihm in den Sinn. Sie waren in den frühen 80ern als Teddys unterwegs, als der Rock ’n’ Roll und die typische Elvis-Tolle auflebten. Ein paar Jahre später kam Coco.
Model mit Geschmack
«Es war immer ein Züüg, wenn sie kam, sie suchte Aufmerksamkeit wie verrückt.» Die Mischung aus Schönheit und Selbstdarstellung weckte sein Interesse. In den 80ern spielte Pauchard im Elektropop-Duo Starter, gehörte zu den Ersten in der Schweiz, die auf Musik aus Synthesizern und Schlagzeugcomputern setzten. Für einen Song liess er sich von seiner auffälligsten Kundin inspirieren: «Coco Wears a Sad Face» hiess das Stück, Coco trägt ein trauriges Gesicht. Der Übername war geboren. Das war, bevor sich Coco umoperieren liess.
Später trat Coco als Olmo-Model auf. Eine Rolle, die auf sie zugeschnitten war. «Sie hatte nicht nur Ausstrahlung, sondern auch Geschmack», findet Pauchard. Einen grossen Auftritt hatte sie bei einem Modeevent im Stufenbau Ittigen. «Sie spielte in ihrem eigenen Film immer die Hauptrolle.» Manchmal ging Pauchard Cocos Extrovertiertheit auch zu weit. «Nach der Geschlechteranpassung kam sie in den Olmo – und zeigte mir im Laden ihre neuen ‹Püppi›.»
Tunten, Hip-Hopper, Schwein
Ab 1994 wohnte Coco im «Tuntenhaus» im Obstberg, zusammen mit Jean Cotter und Carmila Wyss, ihren zwei Mitstreitern von «Der Die Das». Hier hatten die drei ihre eigene Bühne. Im besetzten Haus stiegen wilde Partys. Jean Cotter erinnert sich: «Das Haus war gross, aber zugemüllt. Mit unseren Ausstellungen, Events und Partys finanzierten wir uns jeweils die nächste Schuttmulde, um ein weiteres Zimmer zu räumen.» Unter der Treppe wohnte ein Hausschwein. An das Schwein erinnern sich alle, die aus der Zeit der rauschenden und berauschten Feste im Tuntenhaus erzählen.
Auch Veronika Minder erinnert sich an das Schwein. Die heute 70-Jährige ehemalige Plattenladenbesitzerin, Kinobetreiberin, Filmerin und Autorin lernte Coco «wahrscheinlich in den Drei Eidgenossen» kennen, wo auch Cotter und Carmila verkehrten. «Ich hatte Coco total gern», sagt Minder, die sich immer für Aussenseiter interessiert und starkgemacht hat.
Ein Fest im Tuntenhaus ist ihr besonders in Erinnerung geblieben. Ihr Sohn Baldy, der spätere Wurzel-5-Manager, damals 17-jährig, trat mit seiner Rap-Crew auf. Damals lag das Epizentrum der Hip-Hop-Szene in Biel. Für das Konzert fuhren all die Bieler Hip-Hopper nach Bern. «Ihnen fielen die Augen aus dem Kopf, als sie all die Männer in Frauenkleidern sahen.»
Superstar in Paris
Veronika Minder coachte Coco eine Zeit lang, als Rinikers Film «Traum Frau Coco» auch im Ausland Beachtung fand. Die beiden reisten nach Wien und Paris, wo Coco von den lokalen Schwulen-, Lesben- und Trans-Szenen wie ein Star gefeiert wurde. «Sie hatte unglaublich ‹Schriis›», sagt Minder, «Kim Kardashian wäre neben ihr verblasst.»
Coco erzählte den Wienern von ihren makrobiotischen Rezepten, «sie hatte etwas Missionarisches», sagt Minder. Die jungen Transsexuellen hingen an den Lippen der selbstbewusst auftretenden Thunerin. In Paris liess sie sich in der legendären Diskothek Palace feiern. Minder ist überzeugt, dass Coco in der heutigen Zeit eine Influencerin wäre, die sich über soziale Medien wie Instagram vermarkten und ein gutes Leben führen würde. «Auch ‹Der Die Das› hätten durchstarten können», glaubt Minder.
Doch die Ära Coco ging schnell vorbei. Claudine-Eve Loretan, wie sie nach der Operation offiziell hiess, litt an den Folgen der Geschlechtsanpassung und an den Nebenwirkungen der Medikamente, die sie schlucken musste. Psychisch blieb sie instabil. Um Geld zu verdienen, prostituierte sie sich in Bordellen in Bern und Thun. Dort zog sie immer noch alle Blicke auf sich.
Grausamer Freitod
Langjährige Freunde wandten sich von ihr ab. Jean Cotter, später auch Carmila Wyss. Zwei Jahre lang lebten sie zusammen im Obstberg, dann hielt es Cotter nicht mehr aus. «Wir waren für sie eine Zeit lang wie eine Ersatzfamilie.» Doch die Zerrissenheit von Coco belastete die Gruppe. Das Geltungsbedürfnis, der aufwendige Lebensstil, die Versessenheit auf eine gesunde Ernährung und ein exzessiver Kokainkonsum standen auf der einen Seite. Auf der anderen Seite haderte Coco mit dem Leben. Ihre Sehnsucht nach Normalität, nach einem ganz normalen Mann, war nicht mit ihrer Realität vereinbar.
Am 25. September 1998, knapp zwei Jahre nachdem das Trio auseinandergefallen war, nahm sich Coco das Leben. Mittlerweile hatte sie bei einer Freundin Unterschlupf gefunden, bei einer alleinerziehenden Frau mit zwei Kindern. Als die Frau eines Tages nach Hause kam, fand sie Coco, erhängt.
Ein abrupter Filmriss, zugleich eine kompromisslose Inszenierung à la Coco, bis zum Ende. Für den grausamen Freitod hat Jean Cotter auch heute noch kein Verständnis. Was will man da noch Scherben kitten?
Musical «Coco»: Premiere am Freitag, 20. April, 19.30 Uhr, Vidmar 1, Liebefeld. Bis 20. Juni. www.konzerttheaterbern.ch
(https://www.bernerzeitung.ch/kultur/diverses/coco-spielte-in-ihrem-film-immer-die-hauptrolle/story/20215886)
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Fotos: https://www.bernerzeitung.ch/kultur/bildstrecke.html
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Historische Aufnahmen aus der Reitschule, wo sich 1992 die Transgender-Szene traf.
https://www.bernerzeitung.ch/extern/videoplayer/videoplayer-nn.html?params=client%40bernerzeitung|videoId@334626|showLogo@0|showAds@1|previewPath@//server025.newsnetz.tv/334626/frame-47-334626.jpg|platform@desktop
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Angriff auf liberale Zürcher Besetzerpolitik
Kantonalpolitiker wollen die Stadt zur umgehende Räumung von besetzten Häusern verpflichten.
https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/angriff-auf-liberale-zuercher-besetzerpolitik/story/12604900
-> https://www.nzz.ch/zuerich/buergerliche-kantonspolitiker-machen-druck-auf-stadtzuercher-hausbesetzungspolitik-ld.1379028
-> https://www.landbote.ch/ueberregional/ende-der-liberalen-hausbesetzungspolitik-gefordert/story/13567015
-> http://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/Schluss-mit-der-liberalen-Hausbesetzungs-Politik-25634188
-> http://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/kantonalpolitiker-fordern-ende-der-liberalen-hausbesetzungs-politik-0086618/
-> Parlamentarische Initiative Änderung Polizeigesetz: https://www.kantonsrat.zh.ch/Geschaefte/Geschaefte.aspx?GeschaeftID=c208dcc6-ba29-436a-8245-12995d783f11
SVP fordert sofortige Räumung des besetzten Gebäudes
LUZERN ⋅ Der Luzerner Stadtrat hat entschieden, dass er auf eine Anzeige gegen die Besetzer des Hauses Auf Musegg 1 verzichtet und mit ihnen nach einer einvernehmlichen Lösung suchen möchte. Dieses Vorgehen ist für die Stadtluzerner SVP völlig unverständlich.
http://www.luzernerzeitung.ch/nachrichten/zentralschweiz/luzern/svp-fordert-sofortige-raeumung-des-besetzten-gebaeudes;art9647,1236926
+++DROGENPOLITIK
Mit Cannabis gegen die Drogensucht
So paradox es klingen mag: Ein Hanf-Inhaltsstoff könnte Drogen- und Medikamentenabhängigen den Ausstieg aus der Sucht erleichtern.
https://www.nau.ch/politik-wirtschaft/forschung/2018/04/19/mit-cannabis-gegen-die-drogensucht-65325752
+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Sprayereien in Buchform: Eine Stadtlektüre aus bewegten Zeiten
Fotos aus dem Archiv der Staatsschutz-Abteilung der Stadtpolizei Zürich erscheinen in Buchform. Die Sprayereien aus den 70er- und 80er-Jahren erzählen Geschichten aus bewegten Zeiten.
https://www.limmattalerzeitung.ch/limmattal/sprayereien-in-buchform-eine-stadtlektuere-aus-bewegten-zeiten-132453363
+++FUSSBALLREPRESSION
FCZ und GC führen im Letzigrund, vor was sie tun können – und was nicht: «Keine Befehlsgewalt über unsere Fans»
ZÜRICH – Immer wieder sorgen Fussball-Chaoten des FC Zürich für negative Schlagzeilen. Der Verein legt Wert darauf, dass man die Lage im Letzigrund im Griff habe. Für Vorfälle rund ums Stadion will man allerdings nicht haften.
https://www.blick.ch/news/schweiz/zuerich/fcz-und-gc-fuehren-im-letzigrund-vor-was-sie-tun-koennen-und-was-nicht-keine-befehlsgewalt-ueber-unsere-fans-id8272289.html
+++POLIZEI BE
Polizeigesetz, Urteil Wilson A. – RaBe-Info 19.04.2018
Heute dreht sich im Info vieles um die Polizei. Das Komitee gegen das neue Berner Polizeigesetz hat gestern das Referendum lanciert, die 3 PolizistInnen im Fall Wilson A. wurden von Zürcher Bezirksgericht freigesprochen und die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen die Genfer Rohstoffhandelsfirma Gunvor.
http://rabe.ch/2018/04/19/polizeigesetz-wilson-a-korruptionsvorwuerfe/
Polizeigesetz-Referendum-Unterschriften-Bogen
https://polizeigesetz-nein.be/pdfs/Unterschriftsbogen_A4.pdf
+++POLIZEI SG
Festnahme mit Taser-Einsatz: Deutscher Schwarzfahrer (18) schlägt St. Galler Polizisten ins Gesicht
WIL SG – Ein deutscher Schwarzfahrer (18) wehrte sich bei einer Kontrolle der Kantonspolizei St. Gallen, schlug einem Beamten ins Gesicht. Die Folge: Der 18-Jährige musste getasert werden. Erst dann konnte er festgenommen werden.
https://www.blick.ch/news/schweiz/ostschweiz/festnahme-mit-taser-einsatz-deutscher-schwarzfahrer-18-schlaegt-st-galler-polizisten-ins-gesicht-id8276344.html
-> http://www.20min.ch/schweiz/ostschweiz/story/Mann–18–schlaegt-Polizist-Faust-ins-Gesicht-22705480
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/ostschweiz/festnahme-mit-taser-einsatz-deutscher-schwarzfahrer-18-schlaegt-st-galler-polizisten-ins-gesicht-id8276344.html
-> http://www.toponline.ch/news/stgallen/detail/news/polizisten-am-bahnhof-wil-verletzt-0086641/
-> https://www.kapo.sg.ch/news/kapo/2018/04/wil–polizisten-werden-bei-einsatz-verletzt.html
+++POLIZEI ZH
Wilson A. – eine langjährige Auseinandersetzung mit institutionellem Rassismus
Wilson A. wurde vor rund neun Jahren zum Opfer rassistischer Polizeigewalt. Am 18. April 2018 fällte das Bezirksgericht Zürich endlich ein Urteil: Freispruch für die drei Polizeibeamten/-innen. Ein enttäuschendes Urteil, das zudem erst nach langwierigen juristischen Auseinandersetzungen zustande kam, wollte doch die Staatsanwaltschaft das Verfahren trotz klarer Beweislage zuvor zwei Mal einstellen. Es ist noch unklar, ob der Rechtsanwalt von Wilson A. Berufung einlegen wird.
https://www.humanrights.ch/de/menschenrechte-schweiz/inneres/strafen/polizei/wilson-a-langer-kampf-institutionellen-rassismus
+++POLICE DE
Täter in Uniform: Polizeigewalt in Deutschland
Je brenzliger die Lage, desto lauter der Ruf nach starken Sicherheitsorganen. Doch was, wenn Polizisten selbst zur Gefahr werden? Die Liste der Vorwürfe ist lang: Anschläge auf friedliche Bürger, Misshandlungen in Gewahrsamszellen, sogar Todschlag und Mord im Dienst.
Die Polizeigewerkschaft spricht von bedauerlichen Ausnahmen und schwarzen Schafen. Doch Amnesty International kritisiert strukturelle Polizei-Gewalt in Deutschland schon seit Jahren.
https://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/feature/polizeigewalt-in-deutschland/-/id=659934/did=21316168/nid=659934/1t58vo6/index.html
+++ANTIFA
landbote.ch 19.04.2018
Winterthur – Staatsverweigerer im Gerichtssaal
Ein harmloser Fall am Bezirksgericht wurde am Freitag von einer Gruppe Verschwörungstheoretiker gestört. Sie zweifelten offen die Legitimität von Staat und Gericht an. Zuletzt war ein Polizeieinsatz nötig.
Michael Graf
Die Verhandlung am Freitagnachmittag verspricht eine kurze Sache zu werden. Ein Rosenkrieg. Die Angeklagte soll einer Bekannten erzählt haben, ihr Noch-Ehemann habe die gemeinsame Tochter missbraucht und sei ausserdem drogensüchtig. Dies obwohl sie gewusst habe, dass beides nicht stimmt. Die Anklage lautet auf Verleumdung und üble Nachrede, gefordert ist eine bedingte Geldstrafe.
Normalerweise kommen solche Fälle gar nicht erst vors Gericht, sondern die Eheleute einigen sich auf einen Vergleich. Doch in diesem Fall ist gar nichts normal. Das wird schon klar, bevor sich die schwere Holztür des Bezirksgebäudes öffnet.
Wer sind all diese sonderbaren Leute?
Auf dem Vorplatz hat sich eine zehnköpfige Menschengruppe versammelt, die äusserlich auf keinen Nenner zu bringen ist: Ein blasser Jüngling in Zehenschuhen. Eine blonde Lady im Business-Anzug.
Ein krausköpfiger Mittvierziger, von Kopf bis Fuss in enge hellblaue Wanderkleidung gehüllt. Eine uralte Frau, die sich am Stock die Gerichtstreppe hochquält. Ein Deutscher mit Daunenjacke. Wer sind all diese Leute?
Eins sind sie jedenfalls nicht: die leibliche Familie der Angeklagten. Deren echte Verwandte müssen den Gerichtssaal gleich zu Beginn verlassen, da der Teenager-Sohn noch keine sechzehn Jahre alt ist.
Als die Ersatzrichterin ihn auffordert zu gehen, wird es das erste Mal laut in den Zuschauerrängen. «Sie haben dem Jungen überhaupt nichts anzuordnen», poltert der lockige, rundliche Mann in Hellblau. «Er ist ein Mensch!» «Ich habe Sie nicht um Ihre Meinung gefragt», donnert die junge Ersatzrichterin zurück.
Sie erinnert an die Regeln für Zuschauer vor Gericht. Keine Fotos, keine Tonaufnahmen und vor allem: kein Mucks.
Hämisches Lachen und Kopfschütteln
Der Polterer gibt sich uneinsichtig und wird verwarnt. Bei der nächsten Störung müsse er den Saal verlassen und könne gebüsst werden. Er bleibt und die Gruppe beschränkt sich auf heftiges Tuscheln, hämisches Lachen und Kopfschütteln.
Meine Sitznachbarin, eine nervöse Frau mit strähnigem Haar schreibt zunächst atemlos jedes Wort auf einen Notizblock und verfällt später darauf, ihren Kopf flach auf die Tischplatte zu legen und genervte Laute auszustossen, um ihr Missfallen auszudrücken.
Dass die Staatsanwaltschaft und der Kläger nicht erschienen sind – durchaus üblich bei so banalen Fällen – weckt besonders viel Misstrauen. «Wo ist er?», zischen die Zaungäste im Chor, jedes Mal wenn der Name des Klägers genannt wird.
Eskalation um Unterschriften
Die zwei Richterinnen und die Gerichtsschreiberin, alles junge Frauen, versuchen, sich nicht allzusehr irritieren zu lassen. Während 40 Minuten gelingt das ganz gut. Dann kommen die Zuschauer zum Schluss, dass der Prozess nicht wie gewünscht läuft, und sie sich einbringen mussen.
«Die Unterschriften!», zischt meine Sitznachbarin der Angeklagten zu. «Sie hört dich nicht», sagt der Herr in Blau laut, steht auf, tritt nach vorne, und legt der Angeklagten ein Büschel Briefe aufs Pult.
«Geben Sie mir das!» Die Richterin ist inzwischen aufgestanden und schnappt sich die Zettel. «Sie haben hier überhaupt nichts einzureichen. Setzen Sie sich an Ihren Platz. Überhaupt, ich habe Sie bereits mehrfach verwarnt, verlassen Sie den Saal!»
«Ich bleibe», sagt der Herr in Blau und verschränkte die Arme vor seinem Kugelbauch. «Sie können mir nichts befehlen. Ich bin ein Mensch.»
«Dann unterbreche ich jetzt die Verhandlung», antwortete die Richterin. «In zwanzig Minuten ist die Kantonspolizei da.»
«So einen Zirkus habe ich noch nie erlebt», sagt der Pflichtverteidiger der Angeklagten kopfschüttelnd. Er hatte vergeblich gehofft, seine Mandantin von einem Vergleich zu überzeugen.
Eine riesige Verschwörung
Erklärungsversuche vor der Tür. «Dieser Prozess ist nur ein kleiner Teil einer viel grösseren Sache», erklärt mir die Businesslady. «Das kann ich Ihnen in fünf Minuten nicht erklären. In der ganzen Schweiz wurden Prozesse gegen Unschuldige angestrengt.»
Von wem denn? «Das kann ich Ihnen nicht sagen. Wir wissen natürlich mehr.» Natürlich. Deshalb reisten diese Menschen, die einander aus dem Internet kennen, an einem Arbeitstag nach Winterthur. Es geht um ganz viel, wenn nicht um alles.
Doch was hat es mit den Unterschriften auf sich? «Es geht um mehrfachen jahrelangen Unterschriftendiebstahl», sagt die Businesslady und kramt in ihrer Tasche. «Sehen Sie diese Briefe?
Sie stammen aus verschiedenen Jahren, aber die Unterschrift ist immer absolut identisch. Sie können sie übereinanderlegen.» Auch die Ermächtigung zur Klage müsse also eine Fälschung sein. Höchstwahrscheinlich wisse der Mann nichtmal, dass in seinem Namen geklagt werde. Ich frage nach.
«Haben Sie ihn das gefragt?»
«Nein.»
«Warum nicht?»
«Es ist erwiesen.»
«Fragen Sie ihn doch trotzdem.»
«Es ist unmöglich, an ihn heranzukommen.»
«Seine Telefonnummer steht auf dem Briefkopf. Zu dieser Zeit ist er wohl in der Praxis.»
«Ich muss das nicht. Es ist erwiesen.»
«Soll ich ihn selbst anrufen?»
«Nein.»
Was passiert hier? Gehören die Besucher zu einer Sekte? Jein – alle Hinweise deuten auf Personen aus dem Reichsbürger-Milieu hin. Also Personen, die überzeugt sind, dass unser Staatswesen in Wahrheit kein legitimer Staat ist, sondern eine Firma oder ein Verein, dessen Gesetze für sie nicht gelten. «Das Gericht kann nur über Personen befinden, nicht über Menschen», erklärt mir einer der Zuschauer.
Der Staat, nur ein Verein
Reichsbürger bilden darum oft eigene Gerichte (Common Law Courts) die sich auf ein «Naturrecht» berufen. Manche stellen selbst «offizielle» Dokumente wie Pässe oder Autokennzeichen aus.
Aus der Tasche eines Zuschauers blitzen solche selbstgemachten Urkunden: Fingerabdrücke in roter Tinte, unterzeichnet mit dem Vornamen in Kleinbuchstaben. In den USA, der Hochburg der Bewegung, wird die Zahl der «Sovereign Citizens» auf 100 000 geschätzt.
Harmlose Spinner? Nicht immer. Im Oktober 2016 wurde in Bayern ein Polizist von einem Reichsbürger erschossen und im Oktober stand der ehemalige Mister Germany Adrian Ursache in Halle vor Gericht, weil er auf einen Polizisten geschossen hatte. Das FBI stuft die «Sovereign Citizens» als terroristische Vereinigung ein.
Der Reichsbürger spielt den Helden
Inzwischen sind vier Kantonspolizisten eingetroffen. Der verbannte Störenfried nimmt wieder im Saal Platz. Die Richterin erklärt ihm, er müsse sich ausweisen, damit die Busse zugestellt werden kann. Er weigert sich. Ein breitschultriger Polizist in Schutzweste beugt sich über ihn und zitiert die Gesetze, nach denen er berechtigt ist, die Identität festzustellen.
Der Reichsbürger will den Helden spielen. «Ich bin ein Mensch!» schreit er, als die Polizisten ihn zu zweit aus dem Gerichtssaal zerren. Aus dem Foyer hört man Schreie und Gepolter. Statt einer simplen Busse von 200 Franken hat der Mann nun ein Verfahren bei der Staatsanwaltschaft wegen Hinderung einer Amtshandlung und Nichtbefolgen polizeilicher Anweisungen am Hals.
Der Rest des Prozesses verläuft in geordneten Bahnen. Am Ende beschwert sich eine füllige Dame mit grauen Locken bei der Richterin darüber, dass zwei Polizisten im Saal blieben. «Einschüchternd und völlig unnötig» sei das gewesen. Es ist die Psychiaterin Regina Möckli aus Andelfingen, die auf Youtube gerne gegen Berufskollegen schimpft und psychiatrische Kliniken mit «Vernichtungslagern» vergleicht.
Das Urteil wird den Parteien schriftlich zugestellt.
l(https://www.landbote.ch/winterthur/standard/staatsverweigerer-im-gerichtssaal/story/31150358)