Medienspiegel: 10. Februar 2018

+++SCHWEIZ
Übersetzerin: «Ich achte darauf, Abstand zu wahren»
Zainab Lüscher erzählt, welche Erfahrungen sie als Übersetzerin in
Asylgesprächen macht und wie sie reagiert, wenn ihr ein Wort entfällt.
https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/uebersetzerin-ich-achte-darauf-abstand-zu-wahren-132188235

Marschbefehl für Asylbeamte: Ab in die Provinz!
Das Staatssekretariat für Migration wird neu organisiert – einmal
mehr. Hunderte Angestellte müssen umziehen.
https://www.bernerzeitung.ch/schweiz/standard/marschbefehl-fuer-asylbeamte-ab-in-die-provinz/story/24388195

+++ÖSTERREICH
Asylpolitik der neuen Regierung
Anny Knapp und Herbert Langthaler von der Asylkoordination Ö erklären
zusammengefasst die aktuellen Asylgesetzgebungen der neuen Regierung.
https://www.youtube.com/watch?v=Q8wN-kqUD1U&feature=youtu.be

+++FRANKREICH
Migranten in Calais: Verzweifelt in der Sackgasse
Trotz Kälte und Hunger sind derzeit 600 bis 800 Migranten und
Flüchtlinge in Calais. Nach dem Gewaltausbruch vor wenigen Tagen
sprechen sie selber von “Krieg”, die Lage ist verzweifelt.
http://www.tagesschau.de/ausland/calais-277.html

“Die Kapitänin” – Artikel in der Wienerin
Pia fährt nicht zum Spaß zur See. Sie steuert die Sea-Watch 3 vor die
libysche Küste, um Schiffbrüchige zu retten. Vor drei Monaten musste
sie von der Brücke der Sea-Watch 3 aus zuschauen, wie Menschen
ertranken – weil die so genannte Libysche Küstenwache den
Rettungseinsatz ihrer Crew behinderte. Im Interview mit Wienerin
erinnert sich Pia an diese schreckliche Szene.
Den Artikel findet ihr als pdf hier:
https://sea-watch.org/wp-content/uploads/2018/02/wi02_024_portrait_kapitaenin.pdf
https://sea-watch.org/die-kapitaenin-artikel-in-der-wienerin/

+++TÜRKEI
NZZ am Sonntag 11.02.2018

ERDOGAN WILL DIE FLÜCHTLINGE LOSWERDEN

In der Türkei wächst der Unmut über die Syrer im Land. Der Präsident
verspricht, sie bald in ihre Heimat zurückzuschaffen. Die
Militäroffensive in Afrin soll die Repatriierung beschleunigen.

von Inga Rogg, Kilis

Kilis war lange ein verschlafenes Provinznest, in dem der Schmuggel
blühte. Bis zur Grenze mit Syrien sind es nur fünf Kilometer. Doch
dann kam der Krieg im Nachbarland. Immer wieder schlagen Geschosse aus
Syrien in Wohngebieten ein. Jüngst haben Mörsergranaten, vermutlich
von kurdischen Kämpfern abgeschossen, 2 Tote und 24 Verletzte
gefordert. Seit Ende Januar ist der Krieg noch näher. Da begann die
türkische Offensive gegen die kurdisch kontrollierte Region Afrin. Tag
und Nacht donnern jetzt türkische Kampfjets auf ihrem Weg dorthin über
die Stadt. Die explodierenden Bomben lassen selbst hier den Boden
erzittern.

Mit dem Krieg strömten viele syrische Flüchtlinge in die Stadt. Für
sie ist es in Kilis sicherer als in ihrer Heimat. So etwa Amel
Abduljalil. Die heute 27-jährige Zahntechnikerin flüchtete vor
dreieinhalb Jahren hierher, mit ihren Eltern und drei Brüdern. Sie
kamen aus der damaligen Rebellenhochburg Ost-Aleppo. «Eine Bombe traf
das Nachbarhaus», sagt sie. Da wussten sie, dass sie Aleppo verlassen
mussten.

Gut 130 000 Einwohner zählt Kilis heute. Und nochmal so viele syrische
Flüchtlinge. Diese beleben die lokale Wirtschaft, wie in einem
Fachgeschäft für Damenunterwäsche im Stadtzentrum zu erfahren ist. Die
Inhaberin zählt Syrerinnen zu ihren besten Kundinnen. Renner seien
derzeit Spitzenhöschen in Neongrün und Neonorange. «Ihr Bedarf ist
sogar höher als unserer», sagt die zierliche Blonde, deren Nachnamen
wir nicht schreiben wollen. Und doch will sie die Gäste so schnell wie
möglich loswerden: «Die Syrer müssen gehen.» Denn sie – und der
Westen, der den Kurden die Waffen für ihre Angriffe liefere – seien an
der Misere in Kilis schuld.

Die Freund der Türken sind Türken

Lange Zeit verfolgte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan gegenüber
den Syrern eine Politik der offenen Tür. Nach offiziellen Angaben
leben heute mehr als 3,4 Millionen syrische Flüchtlinge in der Türkei.
Wie in Kilis leben die meisten Flüchtlinge nicht in Zeltlagern,
sondern haben sich Wohnungen gemietet. Und wie Abduljalil finden
selbst gut ausgebildete Fachkräfte kaum Stellen. Dabei hat die
syrische Zahntechnikerin noch Glück gehabt: Seit kurzem arbeitet sie
in einem Flüchtlingsprojekt. Die meisten ihrer Landsleute schuften oft
für wenig Geld auf dem Bau, in Restaurants oder Kleinbetrieben – ohne
Versicherung und gesetzlichen Kündigungsschutz. Türken fühlen sich um
ihre Stelle gebracht und reagieren mit wachsenden Ressentiments.

Übte anfangs nur die kemalistische Opposition Kritik an Erdogans Kurs,
ist inzwischen auch die Stimmung unter dessen eigener Wählerbasis
gekippt. Laut einer diese Woche veröffentlichten Studie der
Bilgi-Universität in Istanbul befürworten mehr als 82 Prozent der
Wähler die Rückkehr der Flüchtlinge. Die Einzigen, die den syrischen
Gästen nicht ganz so ablehnend gegenüberstehen, sind die türkischen
Kurden.

In Kilis, einer Hochburg von Erdogans Partei AKP, findet man kaum
jemanden, der nicht die Abschiebung der Flüchtlinge fordert. Die Syrer
seien laut, schmutzig und undankbar, lautet der Tenor in der Stadt,
die seit der Afrin-Offensive auf einer Woge des Nationalismus
schwimmt. Anfangs hätten die Flüchtlinge noch einen stimulierenden
Effekt auf die Wirtschaft gehabt, sagt Ismail Öztürk, Inhaber eines
Gardinengeschäfts. Es sei gebaut worden, die Mieten seien gestiegen.
Doch damit sei es längst vorbei. «Mein Geschäft lohnt sich nicht mehr.
Ich habe nur noch wegen der Stammkundschaft offen.»

Das ist eine Facette. Die andere ist das Gefühl einer Nation, die sich
schon immer von Feinden umzingelt sah und sich derzeit im
Belagerungszustand wähnt. «Ich traue den Syrern nicht. Die einzigen
Freunde der Türken sind Türken», zitiert Öztürk eine beliebte
Redewendung.

Neue Wohnsiedlung für Flüchtlinge

Erdogan ist auf den fahrenden Zug aufgesprungen und heizt die
ausländerfeindliche Stimmung nach Kräften an. Zum Auftakt der
Afrin-Offensive kündigte er die Repatriierung der Syrer an. Diese
Woche bekräftigte er den Plan. Die Flüchtlinge könnten nicht ewig in
der Türkei bleiben, sagte der Präsident. Die Regierung werde in Afrin
neue Siedlungen, Spitäler und Schulen bauen. Wie das aussieht,
demonstriert die Türkei in dem faktisch besetzten Gebiet rund fünfzig
Kilometer östlich von Afrin. Dort stampft Ankara ganze Wohnsiedlungen
aus dem Boden und lässt ausser öffentlichen Einrichtungen auch
Moscheen bauen. «Unsere Flüchtlingsbrüder und -schwestern sollen in
ihre Heimat zurückkehren können», so Erdogan.

Syrer kommen indes seit dem Flüchtlingsabkommen mit der EU vor knapp
zwei Jahren kaum noch ins Land. Die Menschenrechtsorganisation Human
Rights Watch wirft Ankara vor, Grenzwächter würden sogar auf
Zivilisten schiessen, um Vertriebene am Grenzübertritt zu hindern. Die
Regierung bestreitet dies. Doch ein syrischer Nothelfer bestätigt:
«Die Grenzen sind dicht.»

Unter den Frauen in Kilis ist die Ablehnung der Flüchtlinge so hoch
wie unter den Männern. In einem schönen alten Stadthaus versucht Özlem
Arslan mit einem von der Regierung und der Uno unterstützten
Frauenprojekt, den Spannungen entgegenzuwirken. Gemeinsam kochen,
nähen, stricken und sticken Syrerinnen und Türkinnen, die einen können
Türkisch, die anderen Arabisch, und zusammen können sie Englisch
lernen. «Trotz der gemeinsamen Grenze gibt es grosse kulturelle und
soziale Unterschiede zwischen uns», sagt Arslan. «Wir versuchen sie zu
überbrücken.» Ob dies gelingt, ist fraglich.

Die Syrerin Amel Abduljalil will auf keinen Fall nach Aleppo zurück:
«Solange Bashar al-Asad an der Macht ist, kehre ich nicht zurück.»

(https://nzzas.nzz.ch/international/erdogan-will-die-fluechtlinge-loswerden-ld.1356196)

+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Ein Kurzbericht zum versuchten Fascho-Angriff und der repressiven
Haltung gegen über der Soli-Demo für #Afrin
https://www.facebook.com/InfoAGB/posts/976849409130082

Polizei hält vier Personen nach Demo an
Eine Demonstration in Bern mit 2000 Teilnehmern verlief eigentlich
friedlich – erst danach kam es im Bollwerk zu einer
Auseinandersetzung, bei der die Polizei einschreiten musste.
https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Polizei-haelt-vier-Personen-nach-Demo-an/story/27925607

Rauchpetarden und kurzer öV-Stau wegen Demo
Mehrere hundert Menschen haben am Samstag in Bern gegen die türkische
Militäroffensive in Nordsyrien demonstriert.
https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/rauchpetarden-und-oevstau-wegen-demo/story/27925607
->
https://www.srf.ch/news/regional/bern-freiburg-wallis/wahlen-bern/demonstration-in-bern-proteste-gegen-tuerkische-militaeroffensive-in-syrien
->
https://www.derbund.ch/bern/stadt/regula-rytz-wirft-bundesrat-geschaeft-mit-dem-krieg-vor/story/15695421
->
https://www.blick.ch/news/schweiz/hunderte-in-bern-auf-der-strasse-kurden-demonstrieren-gegen-militaeroffensive-in-nordsyrien-id7964765.html
->
https://www.nzz.ch/international/hunderte-demonstrieren-in-bern-gegen-die-militaeroffensive-in-nordsyrien-ld.1356132
->
https://www.nau.ch/politik/demonstration-in-bern-gegen-militaroffensive-in-nordsyrien-65296835
->
https://www.telebaern.tv/118-show-news/21473-episode-samstag-10-februar-2018/52389-segment-grossdemonstration-gegen-tuerkische-militaeroffensive#grossdemonstration-gegen-tuerkische-militaeroffensive
-> https://www.facebook.com/rjgbern/posts/1019989934820193

+++BIG BROTHER
Nationales Register gegen Schwarzfahrer – Echo der Zeit
Rund 800’000 Schwarzfahrer werden jedes Jahr erwischt, bei geschätzten
60 Millionen Schwarzfahrten in Zug, Tram oder Bus. Mit einem
nationalen Schwarzfahrer-Verzeichnis wollen die Verkehrsunternehmen
härter gegen sie vorgehen.
https://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=e1eecfe7-2077-4859-83e4-e4e2812cf795
->
https://www.nzz.ch/schweiz/schwarzfahrer-landen-bald-in-einem-nationalen-register-ld.1356104
->
https://www.srf.ch/news/schweiz/kampf-den-schwarzfahrern-schweiz-erhaelt-nationales-schwarzfahrerregister
->
http://www.toponline.ch/tele-top/sendungen/top-news/news/heute-auf-tele-top-0082210/

»Polizei nutzt den ›digitalen Tsunami‹«
Behörden setzen »Staatstrojaner« zur Überwachung der Telekommunkation
ein. Ein Gespräch mit Andrej Hunko
https://www.jungewelt.de/artikel/326931.polizei-nutzt-den-digitalen-tsunami.html

+++POLIZEI BE
Reitschule beklagt sich über Razzien
Die Mediengruppe der Reitschule erhebt Vorwürfe über das Verhalten der
Polizisten bei den letzten Drogenrazzien in und um die Reitschule.
https://www.derbund.ch/bern/stadt/reitschule-beklagt-sich-ueber-razzien/story/21468025
->
https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/razzien-veraergern-die-reitschule/story/23979367
-> Stellungnahme Reitschule + Razzia-Video:
https://www.facebook.com/Reitschule/posts/10155807498500660

+++ANTIFA
Abtreibungsgegner dürfen Marsch in Sachseln OW nachholen
RELIGION ⋅ Die Organisatoren des “Marsch fürs Läbe” können ihren
Gebetsmarsch in Flüeli Ranft doch noch abhalten. Nach einer im
vergangenen September verweigerten Bewilligung haben die Gemeinden
Kerns und Sachseln dem Anlass nun den Segen erteilt.
http://www.luzernerzeitung.ch/nachrichten/zentralschweiz/obwalden/abtreibungsgegner-duerfen-marsch-in-sachseln-ow-nachholen;art95,1197648