Medienspiegel: 6. Februar 2018

+++BERN
Grosse Solidarität für Flüchtlingsfamilie: 60 Schulkinder setzten sich
für ihre Kameraden aus dem Kongo ein – ihre Familie soll abgeschoben
werden
http://www.telebielingue.ch/de/info-vom-6-februar-2018

Leitfaden zu häuslicher und sexualisierter Gewalt im Kontext von
Flucht und Asyl
Gemeinsam mit der Kirchlichen Kontaktstelle für Flüchtlingsfragen KKF
hat TERRE DES FEMMES Schweiz den ersten Leitfaden zum Thema häusliche
und sexualisierte Gewalt im Asylbereich erarbeitet. Die Publikation
fokussiert auf den Kanton Bern und zeigt Mitarbeiter*innen im
Asylbereich auf, wie Gewalt verhindert und Betroffene unterstützt
werden können. Der Leitfaden steht in Deutsch und Französisch (in
Kürze) zur Verfügung.
https://www.terre-des-femmes.ch/images/docs/Publikationen/2018_Leitfaden_web.pdf
Die Broschüre kann hier bestellt werden:
https://www.terre-des-femmes.ch/de/?option=com_chronoforms5&chronoform=shop_bestellformular

+++AARGAU
Gibt es bald Gratis-Internet für Flüchtlinge im Aargau?
Der Kanton prüft, ob er alle Asylunterkünfte mit WLAN ausrüsten soll –
das sei ein Bedürfnis der Bewohner. Bisher gibt es erst im kantonalen
Zentrum in Frick und in den Unterkünften für minderjährige Flüchtlinge
kostenloses Internet.
https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kanton-aargau/gibt-es-bald-gratis-internet-fuer-fluechtlinge-im-aargau-132174319

+++SCHWEIZ
Papierlose Schüler: Lehrpersonen wollen nicht Denunzianten sein
Eine Gruppe rechtsbürgerlicher Parlamentarier verlangt, dass die
Schule die Kinder von Sans-Papiers „verpfeift“. Das sorgt für Empörung
– nicht nur bei den Lehrpersonen.
http://www.swissinfo.ch/ger/papierlose-schueler_lehrpersonen-wollen-nicht-denunzianten-sein/43880216

Keine Einschränkung des Schulbesuchs für Sans-Papier-Kinder!
Eine Motion der SGK-NR will Schulen zwingen, Sans-Papier-Kinder bei
den Einwohnerbehören zu melden. Das torpediert das Recht aller Kinder
auf Bildung.
http://vpod.ch/news/2018/01/schule-fuer-alle/

+++ITALIEN
Gefährdung der «weissen Rasse» – Fremdenhass in Italiens Wahlkampf
Migranten werden pauschal zu Kriminellen gemacht, es wird über eine
Gefährdung der «weissen Rasse» diskutiert. Nicht erst ein
rassistischer Angriff auf mehrere Afrikaner macht deutlich:
Fremdenhass prägt den italienischen Wahlkampf.
https://www.watson.ch/International/Italien/468948044-Gefaehrdung-der—weissen-Rasse——-Fremdenhass-in-Italiens-Wahlkampf–

+++MITTELMEER
Italien: Frontex mit „Themis“ in Defensive
Obwohl die Reaktion der Seenotrettungskräfte im zentralen Mittelmeer
auf die neue Frontex-Operation „Themis“ negativ  ausgefallen ist und
die EU-Kommission zur Distanzierung von den wichtigsten Punkten des
„Themis“-Plans veranlassen konnte, stößt ein Think-Tank aus dem
Umkreis des italienischen Außenministeriums nach, um Rückzugslinien
der italienischen Rettungsschiffe entsprechend der Frontex-Vorgaben
neuzuformulieren. Aber Frontex bleibt isoliert.
http://ffm-online.org/2018/02/05/italien-frontex-mit-themis-in-defensive/
->
http://www.affarinternazionali.it/2018/02/migranti-frontex-triton-themis-ue/

+++LIBYEN
UN-Bericht: Staatliche Einheiten unterstützen Menschenschmuggel in Libyen
Festgesetzte Flüchtlinge wurden gegen Geld an Schlepper übergeben
New York. Der Menschenschmuggel in Libyen wird nach Einschätzung von
UN-Experten teilweise von staatlichen Einheiten unterstützt. In einem
Bericht an den UN-Sicherheitsrat in New York werden mehrere Fälle von
Flüchtlingen aufgeführt, die von einer zum libyschen Innenministerium
gehörenden Einheit festgenommen und dann gegen Bezahlung an Schlepper
übergeben wurden.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1078577.libyen-un-bericht-staatliche-einheiten-unterstuetzen-menschenschmuggel-in-libyen.html

+++FREIRÄUME
Grosse Halle mit neuer Leitung
Nach 18 Jahren gibt Giorgo Andreoli die Leitung der Grossen Halle der
Berner Reitschule an zwei junge Theaterproduzenten ab.
https://www.derbund.ch/bern/stadt/grosse-halle-mit-neuer-leitung/story/20166417

+++GASSE
Protestaktion: Künstlerkollektiv zündet Polizeiauto an
Um gegen die Verdrängung von Drogensüchtigen aus dem Frankfurter
Bahnhofsviertel zu protestieren, hat das Künstlerkollektiv Frankfurter
Hauptschule einen Polizeiwagen abgebrannt und ausgestellt
https://www.monopol-magazin.de/kuenstlerkollektiv-zuendet-polizeiauto
-> https://www.facebook.com/frankfurterhauptschule/videos/1545038232259391/
-> https://www.facebook.com/events/1120935701342923

+++SOZIALES
Berner Regierung will mehr Transparenz bei IV-Verfügungen
Die Berner Kantonsbehörden möchten Klarheit darüber, wie viele
Personen durch Suchterkrankungen wie Alkoholismus in die
Rentenabhängigkeit geraten.
https://www.bernerzeitung.ch/region/kanton-bern/berner-regierung-will-mehr-transparenz-bei-ivverfuegungen/story/17591393

+++REPRESSION DE
Repressionsorgane rüsten sich
Vollüberwachung und unbeschränkter Zugriff auf digitale Kommunikation
wichtigste Ziele
https://www.jungewelt.de/artikel/326802.repressionsorgane-r%C3%BCsten-sich.html

»Haben Aufklärung selbst in die Hand genommen«
Außerparlamentarischer Untersuchungsausschuss beschäftigt sich mit den
Ereignissen um den G-20-Gipfel. Gespräch mit Jan U.
https://www.jungewelt.de/artikel/326678.haben-aufkl%C3%A4rung-selbst-in-die-hand-genommen.html
->
https://www.linksfraktion.de/presse/pressemitteilungen/detail/hinterzimmerpolitik-beim-europaeischen-polizeikongress/

+++KNAST
Romands greifen bei Straftätern härter durch
Die Gefängnisse in der Romandie platzen aus allen Nähten. Das liegt
auch daran, dass die Richter eine repressivere Strafkultur pflegen als
in der Deutschschweiz.
https://www.derbund.ch/schweiz/standard/romands-greifen-bei-straftaetern-haerter-durch/story/20815080

bernerzeitung.ch 06.02.2018

Kanton Bern braucht mehr Gefängniszellen

Die Berner Gefängnisse stossen an ihre Kapazitätsgrenzen.
Regionalgefängnisse und Justizvollzugsanstalten waren letztes Jahr
voll belegt. Für Gefängnisdirektor Ulrich Kräuchi ist klar, dass es
zusätzliche Plätze braucht.

Philippe Müller

Die Reihe ist am Insassen in Zelle 37. Der Betreuer öffnet die
­Essensluke und schiebt das Tablett mit dem Nachtessen rein. Nach
einem kurzen Small Talk gehts den künstlich beleuchteten Gang weiter
zur nächsten Tür. Es stehen noch viele Tabletts auf dem Servierwagen,
denn: Das Regionalgefängnis Thun ist voll. Wie so oft.

Technisch gesehen ist die Einrichtung nicht nur voll, sondern sogar
überbelegt. Denn Regionalgefängnisse sollen stets 15 Prozent ihrer
Plätze als strategische Reserve freihalten. Damit soll ­gewährleistet
sein, dass gerade nach Razzien, Festnahmen von Banden, einer starken
Zunahme von Ausschaffungen und Ähnlichem genug Gefängnisbetten
verfügbar sind.

Die Realität ist aber eine andere: Wie aktuelle Zahlen des kantonalen
Amtes für Justizvollzug (AJV) zeigen, sind die fünf Berner
Regionalgefängnisse seit Jahren quasi notorisch zu 100 Prozent belegt.

Die empfohlene Reserve können sie schon lange nicht mehr einhalten.
Das Gleiche gilt für die vier Justizvollzugsanstalten (JVA), die für
den Straf- und Massnahmenvollzug zuständig sind. Sie müssen zwar nur
zwischen 5 und 10 Prozent der Betten freihalten, was ihnen aber auch
nur selten gelingt (siehe ­Tabelle).

Trennung wird schwieriger

Auf einem Rundgang durchs ­Regionalgefängnis Thun erläutert Direktor
Ulrich Kräuchi, was ein volles Gefängnis bedeutet: «Das Personal ist
stärker gefordert. Es muss in der gleichen Zeit mehr Personen
versorgen.» Das Betreuungsverhältnis sei mit einem Mitarbeiter pro
drei Insassen in Thun schon bei normaler Belegung zu tief. Tatsächlich
empfiehlt das Bundesamt für Justiz einen Personalschlüssel zwischen
1:3 und 2:3. Deshalb bleibe bei Vollbelegung noch weniger Zeit für die
Betreuung der Insassen und die Wahrnehmung der Sicherheit, so Kräuchi.

Auch organisatorisch stelle eine volle Einrichtung eine besondere
Herausforderung dar. Denn Kräuchi muss als Direktor gewährleisten,
dass er die verschiedenen Haftarten mit unterschiedlichem Regime
vollziehen kann.

Dazu gehören vorwiegend die Untersuchungshaft, aber etwa auch die
Ausschaffungshaft und der vorzeitige Strafvollzug. «Diese Haftarten
müssen wir strikt voneinander trennen. Je voller unser
Regionalgefängnis ist, desto schwieriger wird das.»

Denn oft müssten auch Insassen, die eigentlich im gleichen Regime
untergebracht seien, räumlich voneinander getrennt sein. Etwa dann,
wenn sie wegen Verdunkelungsgefahr keinen Kontakt miteinander haben
dürften.

«Wir brauchen mehr Plätze»

Die vollen Gefängnisse stellen den Kanton Bern vor Probleme. «Die
Zahlen zeigen, dass seit Jahren eine Überbelegung vorliegt. Das ist
aus Sicht von Sicherheit und Betreuung eine sehr belastende
Situation», sagt AJV-Vorsteher Thomas Freytag.

Seine Forderung ist klar: «Der Kanton Bern weist auf Stufe der
Regionalgefängnisse einen deutlichen Platzunterbestand aus. Diese
Plätze können auch nicht ausserkantonal kompensiert werden. Deshalb
brauchen wir mittelfristig mehr Haftplätze.»

In drei bis vier der fünf Regionalgefängnisse bestehe ein grosser
Sanierungsbedarf. Das Amt hat kürzlich die neue
Justizvollzugsstrategie dem Regierungsrat überwiesen. Dort steht drin,
wie sich das AJV den künftigen Straf- und Massnahmenvollzug im Kanton
vorstellt.

Details sind noch keine bekannt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass
das AJV im Strategiepapier grössere Ersatzbauten für veraltete
Regionalgefängnisse wie Bern oder Biel vorschlägt.

Benjamin F. Brägger, Sekretär des Strafvollzugskonkordats Nordwest-
und Innerschweiz, warnt in der Regel davor, vorschnell zusätzliche
Zellen zu ­bauen: «Wenn man es übergeordnet betrachtet, hatten wir im
letzten Jahr auf Konkordatsebene grundsätzlich genügend Plätze zur
Verfügung.

Diese befinden sich aber nicht immer dort, wo die Zellen benötigt
werden.» Brägger kennt jedoch die angespannte Haftplatzsituation in
den Berner Regionalgefängnissen. «Liegt die Platzreserve unter 10
Prozent, wird es kritisch.» Auch den Erneuerungsbedarf in den
veralteten und zu kleinen Einrichtungen in Biel und im Amthaus Bern
­anerkennt er.

Als Alternative zu Neubauten mit ­zusätzlichem Platzangebot empfiehlt
Brägger den Kantonen eine Zusammenarbeit vermehrt auch auf Stufe der
Regionalgefängnisse. «So, wie wir es bei den Justizvollzugsanstalten
schon lange kennen.»

Dies sei ­jedoch nicht ohne weiteres umsetzbar. Zum einen fehle
aktuell eine solche interkantonale Vereinbarung im Bereich der U-Haft,
jeder Kanton müsse heute seine U-Haft-Plätze selber planen und bauen.
Zudem wollten die Staatsanwaltschaften die Untersuchungsgefangenen in
der Regel vor Ort haben.

Eine andere Möglichkeit sieht der Experte in einer Spezialisierung der
Regionalgefängnisse. Ähnlich wie in der Spitalversorgung könnte man
den Einrichtungen einzelne Disziplinen – in diesem Fall Haftarten –
zuweisen.

«Ein Regionalgefängnis würde dann vor allem Kurzstrafen vollziehen,
ein anderes die Ausschaffungshaft, wieder ein anderes wäre mit dem
vorzeitigen Strafvollzug betraut.»

Kräuchi: Ausbau oder Neubau

Eine solche Spezialisierung begrüsst auch Ulrich Kräuchi. Laut dem
Direktor des Regionalgefängnisses Thun laufen derzeit im Kanton Bern
Diskussionen, wie man eine Entflechtung der Haftarten erreichen könnte.

Für Kräuchi wäre damit jedoch das Hauptproblem noch nicht gelöst: «Es
wird in den Berner Regionalgefängnissen immer noch zu wenige Plätze
haben.» Deshalb glaubt er, dass mittelfristig das Platzangebot
erweitert werden muss.

Ein Insasse ist im Schnitt 38-jährig

Der typische «Berner» Gefangene ist männlich, knapp 38 Jahre alt und
ausländischer Herkunft. Das kann man aus den Erhebungen des kantonalen
Amtes für Justizvollzug ­herauslesen.

Beim Ausländeranteil gibt es je nach Einrichtung grosse Unterschiede.
So betrug er etwa in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Thorberg letztes
Jahr 82 Prozent, im offenen Massnahmenvollzug der JVA St. Johannsen
jedoch nur 17 Prozent. Und in der JVA Hindelbank, der einzigen
Frauenanstalt der Deutschschweiz, halten sich Schweizerinnen und
Ausländerinnen fast die Waage: 48 der Eingewiesenen hatten 2017 den
Schweizer Pass.

Aus anderen Kantonen

Auffällig ist, dass in den vier JVA, die für den Straf- und
Massnahmenvollzug zuständig sind, überdurchschnittlich viele
Straftäter aus anderen Kantonen untergebracht sind. Das hat seinen
Grund darin, dass die Mitglieder des Strafvollzugskonkordats Nordwest-
und Innerschweiz auf Stufe der JVA zusammenarbeiten und ihre
Gefangenen bei Bedarf auch ­anderen Kantonen zuweisen können.

2017 waren 34 Prozent aller Eingewiesenen auf dem Thorberg zuvor in
anderen Kantonen verurteilt worden. Wenig überraschend betrug dieser
Anteil in der einzigen Frauenanstalt in Hindelbank satte 79 Prozent.

Ganz anders sieht es in den fünf Regionalgefängnissen aus. Dort betrug
der Anteil der bernischen Insassen letztes Jahr 93 Prozent. Weil es
auf Konkordatsebene auf dieser Stufe keine Zusammenarbeit gibt, werden
dort kaum ausserkantonale Personen eingewiesen.

Strafvollzugsexperte Benjamin F. Brägger empfiehlt jedoch auch auf
Stufe Regionalgefängnis eine stärkere interkanto­nale Zusammenarbeit
(siehe Haupttext). Das könne allenfalls helfen, Engpässe zu
überwinden. phm

(https://www.bernerzeitung.ch/region/kanton-bern/hinter-gittern-wird-es-eng/story/29422932)

bernerzeitung.ch 06.02.2018

«Der Staat bestimmt, wie voll die Gefängnisse sind»

Wer in Schweden und Finnland kleinere Delikte verübt, wird nicht
eingesperrt. Entsprechend kleiner ist die Platznot in den
Gefängnissen. Ein Ansatz, den auch die Schweiz prüfen sollte, findet
Experte Benjamin F. Brägger.

Interview: Philippe Müller

Sie plädieren dafür, dass die Kantone nicht vorschnell neue Haftplätze
bauen. Warum?

Benjamin F. Brägger: Weil in den letzten rund fünf Jahren schweizweit
zusätzliche 500 Plätze entstanden und weitere Projekte in der Pipeline
sind. Wir haben heute 7500 Haftplätze. Diese sind zurzeit nicht voll
ausgelastet, am Stichtag waren rund 600 Betten frei. Deshalb sollte
man mit einem Kapazitätsausbau zurückhaltend sein, ¬zumal damit auch
immer sehr hohe Kosten verbunden sind. Sinnvoll kann es dagegen
durchaus sein, veraltete und zu kleine Einrichtungen zu schliessen und
stattdessen grössere, regionalere Ersatzbauten zu erstellen.

Was können Kantone, deren ¬Gefängnisse voll sind, sonst tun?

Sie können nach neuen Formen der interkantonalen Zusammenarbeit
suchen. Oder die Politik muss dafür sorgen, dass weniger Leute ins
Gefängnis kommen.

Sie plädieren also für laschere Gesetze.

Im vollen Bewusstsein, wie hochpolitisch solche Entscheide ¬wären,
nenne ich Ihnen zwei Beispiele: In den 1990er-Jahren hat der Kanton
Zürich wegen Platznot in seinen Gefängnissen rund hundert
Notentlassungen durchgeführt. Aus der Haft entlassen wurden Insassen,
die kleinere Delikte verübt hatten. Schweden und Finnland haben heute
ein ähnliches Modell: Wer kleine und mittlere Delikte begeht, wird
nicht mehr eingesperrt. Vielmehr kommen Electronic Monitoring
(elektronische Fussfesseln/die Red.) oder gemeinnützige
Arbeitseinsätze zum Zug.

Glauben Sie, der Staat lenkt, wie voll die Gefängnisse sind?

Das ist zweifellos der Fall. Die Politik entscheidet, welche
Schwerpunkte in der Kriminalitätsbekämpfung gesetzt werden. Im
US-Bundesstaat Kalifornien etwa wandern Sie nach drei ¬Delikten – auch
wenn Sie nur Autoradios gestohlen haben – für zwanzig Jahre ins
Gefängnis. Entsprechend voll sind die Einrichtungen dort. 660 Insassen
auf 100’000 Einwohner sind in den USA die Folge davon. Das ist
weltweit der höchste Wert. In Schweden und Finnland sind es dank des
liberaleren Modells 55 Eingewiesene auf 100’000 Personen. In der
Schweiz sind es 88.

Wenn man die politischen Mehrheitsverhältnisse im nationalen Parlament
betrachtet, ist eine weniger strenge Gesetz¬gebung hierzulande
illusorisch.

In der aktuellen kriminalpolitischen Stimmung hat eine solche Idee
tatsächlich kaum Aussicht auf Erfolg. Aber: Durch die kürzlich
erfolgte Gesetzesverschärfung, die bei einem Nichtbezahlen einer Busse
ein schnelleres Einsperren erlaubt, könnte die Anzahl der Kurzstrafen
rasch massiv steigen. Falls dies passiert, muss man sich dennoch
überlegen, ob das skandinavische Modell bei uns nicht doch
funktionieren könnte. In Schweden und Finnland herrschen ja nicht
Zustände wie in Sodom und Gomorrha.

(https://www.bernerzeitung.ch/region/kanton-bern/der-staat-bestimmt-wie-voll-die-gefaengnisse-sind/story/15196582)

+++BIG BROTHER
Der Staat als Spion
Heute ist internationaler „Safer Internet Day“. An dieser jährlichen
Aktion, initiiert von der Europäischen Union, steht die verbesserte
IT-Sicherheit im Netz im Vordergrund.
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=71534

Gespräch mit Constanze Kurz
Wir sprechen mit der Informatikerin Constanze Kurz vom Chaos Computer
Club über die Überwachung des Internets durch den Staat.
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=71535

Safer Internet Day
Im Netz bezahlen wir mit unseren Daten
Wir alle geben online ständig Daten preis. Ohne darüber nachzudenken –
und ohne es zu merken.
http://www.3sat.de/page/?source=/nano/glossar/safer_internet_day.html

S wie sicher
Mit „https“ Daten verschlüsseln: Ein Buchstabe macht den Unterschied:
„https“ statt „http“ sorgt für mehr Sicherheit im Netz.
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=71519

+++GEHEIM
Akten zur Geheimarmee P-26 – Das VBS sucht weiter vergebens nach
verschollenen Unterlagen
Das Verteidigungsdepartement äussert sich erstmals zum Verschwinden
der brisanten Papiere.
https://www.srf.ch/news/schweiz/akten-zur-geheimarmee-p-26-das-vbs-sucht-weiter-vergebens-nach-verschollenen-unterlagen
-> 10vor10:
https://www.srf.ch/play/tv/popupvideoplayer?id=d5a408ab-2bda-45a2-a4fb-2acb68de960e

+++ANTIFA
Falsches Stück
Die Milliardärspartei hat letzte Woche ein «Extrablatt» an alle
Schweizer Haushalte verschickt. Es warnt vor der 10-Millionen-Schweiz
und setzt auch sonst auf falsche Zahlen. In Sachen Theater St.Gallen
lügt die Partei besonders dreist.
https://www.saiten.ch/falsches-stueck/

bernerzeitung.ch 06.02.2018

Ein Neonazi? Das glauben selbst seine Gegner nicht

Biel – Neonazistische Gesinnung – dies wirft ein «Blick»-Journalist
SVP-Grossrat Mathias Müller vor. Sogar Politiker aus dem gegnerischen
Lager wehren sich nun gegen diese Darstellung.

Hannah Frei

«Mathias Müller vertritt zweifelsohne rechte Positionen. Wenn aber
rechts immer mit Faschismus, Neonazismus und Rechtsextremismus
gleichgesetzt wird, dann erübrigt sich jede Debatte.» So beginnt ein
Brief von Politikern aus Biel und Lyss. Alt-Stadtrat Alain Pichard
(GLP), Grossrat Michel Rudin (GLP), Manuel Schüpbach (GLP) und Michel
Laffer Jost (SP) reagieren auf einen «Blick»-Artikel von Samstag, der
Müller, Vizepräsident der SVP-Fraktion im Grossen Rat, als
Nazisympathisant bezeichnet. Grund war ein privater Blogeintrag.

Diese Darstellung geht den vier Politikern zu weit. Ungeachtet dessen,
dass sie eigentlich politische Gegner des SVP-Politikers aus Orvin
sind: In ihrem Brief an die «Blick»-Redaktion halten sie fest, dass
der Blogeintrag «keinen Funken neonazistischer Gesinnung enthalte».

Im Blogeintrag schreibt Berufsoffizier Müller über die Werte eines
«guten Vorgesetzten». Er bezieht sich dabei auf einen Kriegsroman aus
den 1950er-Jahren, dessen Autor gemäss den Recherchen von «Blick» als
junger Offizier im Zweiten Weltkrieg wahrscheinlich in der Waffen-SS
kämpfte.

Über die Vergangenheit des Autors will Müller nicht Bescheid gewusst
haben. Nachdem ihn der «Blick» mit den Rechercheergebnissen
konfrontiert hatte, löschte Müller den Beitrag allerdings und
entschuldigte sich für den «Fehler». Trotzdem wird ihm im Artikel
weiterhin eine nazifreundliche Gesinnung vorgeworfen.

«Etwas naiv», aber…

«Wenn man einen Menschen mit solch monströsen Vorwürfen konfrontiert,
dann muss man vorher wirklich gut recherchiert haben», sagt Pichard.
Und dies sei in Müllers Fall keineswegs gemacht worden. Er kenne
Müller seit vielen Jahren und habe von ihm noch nie eine rassistische
Äusserung gehört. Im Gegenteil: «Er bezeichnet den Holocaust als eines
der schlimmsten Ereignisse seit Beginn der Menschheit und fordert von
seinen Untergebenen bei der Armee ein kritisches Hinterfragen von
Befehlen.»

Der «Blick» kritisiert, Müller habe nicht genügend über die Quellen
für seinen Blogbeitrag recherchiert. Dem widerspricht Pichard nicht:
«Der Verweis auf diesem Roman war etwas naiv, jedoch keineswegs
rassistisch.» Zugleich betont er aber, dass noch mehr Bieler Politiker
bereit gewesen wären, den Brief an den «Blick» zu unterschreiben. Aus
Zeitgründen habe man es jedoch bei den vier Unterschriften bewenden
lassen.

Laut Pichard hat die «Blick»-­Redaktion bisher noch keine Stellung zum
Brief genommen. Auf Nachfrage bezeichnet der herausgebende
Ringier-Verlag nun den Sachverhalt im Artikel als «unaufgeregt,
sachlich und umfassend dargestellt».

Grosse Solidarität

Nicht nur aus der Bieler Politik hält Müller Unterstützung, wie er
selber sagt. Von den rund 200 Reaktionen seit Samstag sei lediglich
eine negativ ausgefallen. «Alle anderen wollten mich unterstützen»,
sagt Müller. Über die Solidarität der Bieler und Lysser Politiker
zeigt er sich erfreut. «Ich bin dankbar, solche politischen Gegner zu
haben.»

Ähnlich denkt auf der anderen Seite auch Pichard. Die überparteiliche
Zusammenarbeit sei nicht selbstverständlich. Für ihn ist es typisch
«bielerisch, sich für die Meinungsfreiheit aller einzusetzen». (Bieler
Tagblatt)

(https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/ein-neonazi-das-glauben-selbst-seine-gegner-nicht/story/14655527)

->
https://www.blick.ch/news/politik/svp-politiker-und-vbs-kader-sieht-wehrmacht-offizier-als-idealen-chef-armee-ausbildner-verherrlicht-nazi-idol-id7930368.html

+++ANTIRA
«Hülsnerbuben» machten sich über ertrinkende Flüchtlinge lustig: So
versucht sich die Fasnachts-Clique rauszureden
Die «Hülsnerbuben» machten sich an der Fasnacht in Aadorf TG über
ertrinkende Flüchtlinge lustig und gerieten in die Schlagzeilen. Der
Cliquen-Präsident Thomas H. rudert nun zurück.
https://www.blick.ch/news/schweiz/ostschweiz/huelsnerbuben-machten-sich-ueber-ertrinkende-fluechtlinge-lustig-so-versucht-sich-die-fasnachts-clique-rauszureden-id7945257.html
->
http://www.tagblatt.ch/ostschweiz/wil/glatte-clique-teilt-erneut-aus;art119831,5207668