Medienspiegel: 30. Januar 2018

+++BERN
Stadt Bern prüft „City Card“ – RaBe-Info 30.01.2018
Die zivilgesellschaftliche Debatte rund um die City Card ist längst
entfacht. Basisorganisationen diskutieren seit langem über diese
„städtische Identitätskarte“, welche auch Menschen ohne reguläre
Aufenthaltspapiere ermöglicht, am gesellschaftlichen Leben
teilzuhaben. Auf Verwaltungsebene steckt das Thema City Card in der
Schweiz allerdings noch in den Kinderschuhen. Einzig die Stadt Zürich
hat bereits eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Ebendiesen ersten
Schritt macht nun auch das Berner Kompetenzzentrum Integration, in
enger Zusammenarbeit mit einerseits dem Polizeiinspektorat und
andererseits der Berner Beratungsstelle für Sans-Papiers. Die Prüfung
einer City Card ist Teil des neuen Schwerpunktplans Integration 2018 –
2021, den das Berner Kompetenzzentrum Integration gestern vorgestellt
hat. Darin sind 5 Kernbereiche definiert: Neben der Förderung der
gesellschaftlichen Teilhabe will die Stadt Bern auch in die
Sprachförderung für NeuzuzügerInnen und fremdsprachige Kinder im
Vorschulalter investieren. Weiter will sie erreichen, dass mehr
Menschen mit Migrationshintergrund in der Stadtverwaltung arbeiten,
und sie will die Vielfalt auch in der öffentlichen Kommunikation
sichtbar machen.
http://rabe.ch/2018/01/30/integrationsplan-primarlehrer-hafis-mara/

+++BASELLAND
(Fortsetzung der Hetzkampagne)
Gekommen, um zu profitieren: Wie die Beiständinnen versagten
Scharfe Kritik am Asylbetreuungsverein Kuma – er habe die Verfehlungen
von drei renitenten minderjährigen Flüchtlingen heruntergespielt.
https://bazonline.ch/basel/land/gekommen-um-zu-profitieren-wie-die-beistaendinnen-versagten/story/13541031

+++LUZERN
Asylzentrum Grosshof noch ohne fixen Leiter
KRIENS ⋅ Das Durchgangszentrum Grosshof in Kriens steht seit seiner
Eröffnung unter einer Interimsführung. Nun sucht die Dienststelle
Asyl- und Flüchtlingswesen via Online-Stelleninserat nach einem neuen
Leiter – bereits zum zweiten Mal.
http://www.luzernerzeitung.ch/nachrichten/zentralschweiz/luzern/asylzentrum-grosshof-noch-ohne-fixen-leiter;art9647,1191216

+++SOLOTHURN
Gratis Schwimmunterricht für Asylsuchende? SVP-Fraktion sagt Nein
SVP-Politiker Beat Künzli spricht sich klar dagegen aus, dass der
Kanton Solothurn Asylsuchenden Schwimmkurse bezahlen soll. Damit steht
die SVP-Fraktion im Kantonsrat allerdings alleine.
https://www.solothurnerzeitung.ch/solothurn/kanton-solothurn/gratis-schwimmunterricht-fuer-asylsuchende-svp-fraktion-sagt-nein-132147986

+++ZÜRICH
Schweiz will lange humanitäre Tradition fortsetzen – Echo der Zeit
Anfang Dezember hatte sich der Bundesrat bereit erklärt, 80
Flüchtlinge aus libyschen Lagern direkt in die Schweiz zu holen. Wie
es um das so genannte «Resettlement»-Projekt steht, war heute Thema am
grossen Asylsymposium in Bern.
https://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=875ebf28-fc6a-4f91-9559-a10e83a5f165

Diese kurdische Journalistin flieht vor Erdogan und sitzt jetzt am
Zürcher Flughafen fest
Weil sie für eine pro-kurdische Nachrichtenseite geschrieben hat,
wollte Erdogan eine Journalistin sieben Jahre ins Gefängnis schicken.
Sie floh in die Schweiz. Doch hier droht ihr die Ausschaffung.
https://www.watson.ch/Schweiz/T%C3%BCrkei/223979789-Diese-kurdische-Journalistin-flieht-vor-Erdogan-und-sitzt-jetzt-am-Zuercher-Flughafen-fest
-> Petition an Bundesrätin Simonetta Sommaruga:
https://act.campax.org/petitions/asyl-fur-die-kurdische-journalistin-hulya-emec-1

+++SCHWEIZ
Jetzt kommen die Frauen und Kinder der Flüchtlinge: Rekord beim
Familiennachzug
BERN – Neue Zahlen zeigen: Rund 4200 Personen profitierten letztes
Jahr vom Familiennachzug im Asylbereich. Mit nur 67 Fällen
verschwindend klein ist dabei die Zahl bei vorläufig Aufgenommenen.
Doch ausgerechnet diese nimmt die SVP ins Visier.
https://www.blick.ch/news/politik/jetzt-kommen-die-frauen-und-kinder-der-fluechtlinge-rekord-beim-familiennachzug-id7914360.html

Das 7. Schweizer Asylsymposium ist eröffnet.
Die siebte Ausgabe des Schweizer Asylsymposiums beginnt heute in Bern.
Thema ist „Solidarität im Flüchtlingsschutz – Von der globalen
Verantwortung zum konkreten Auftrag“. Die von UNHCR und SFH
organisierte Fachtagung versammelt alle zwei Jahre die zentralen
Akteure und politisch Verantwortlichen im Asylbereich. Bundesrätin
Simonetta Sommaruga und Volker Türk, UNHCRs Assistant High
Commissioner (Protection), haben die diesjährige Ausgabe, die unter
dem Zeichen der geteilten Verantwortung steht, eröffnet.
https://www.fluechtlingshilfe.ch/medien/medienmitteilungen/2018/das-7-schweizer-asylsymposium-ist-eroeffnet.html

Empfehlungen des Menschenrechtskommissars zur Familienzusammenführung
Für die Integration von Flüchtlingen im Gastland ist es von
grundlegender Bedeutung, dass diese möglichst schnell wieder mit ihren
Familienmitgliedern vereint werden. Solche Familienzusammenführungen
werden jedoch oft nicht gewährt. In seinem Bericht vom Juni 2017 zur
«Verwirklichung des Rechts auf Familienzusammenführung von
Flüchtlingen in Europa» beleuchtet der Menschenrechtskommissar des
Europarats, Nils Muiznieks, diese Problematik. Darin fordert er die
Staaten auf, ihre Politik und rechtlichen Praktiken zu überarbeiten.
Der Bericht enthält 36 Empfehlungen, von welchen viele auch die
Schweiz betreffen.
https://www.humanrights.ch/de/menschenrechte-schweiz/inneres/asyl/umsetzung/empfehlungen-menschenrechtskommissar-familienzusammenfuehrung

«Cassis könnte das Eritrea-Problem lösen»
Aussenminister Ignazio Cassis fasst eine Reise nach Eritrea ins Auge.
Politiker hoffen auf einen Durchbruch in der Asylpolitik.
http://www.20min.ch/schweiz/news/story/-Cassis-koennte-das-Eritrea-Problem-loesen–19774943
->
https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/cassis-erwaegt-eritrea-reset-reist-der-bundesrat-ins-wichtigste-asyl-herkunftsland-132141618

Das Staatssekretariat für Migration SEM sucht: eine / einen
Sicherheitsverantwortliche / Sicherheitsverantwortlichen Bundeszentren SEM
80 – 100% / Bern, später Balerna-Novazzano
Migration bewegt
Als Sicherheitsverantwortliche / Sicherheitsverantwortlicher
Bundeszentren des SEM sind Sie für alle sicherheitsrelevanten Belange
verantwortlich
http://direktlink.prospective.ch/?view=809b9691-1753-4363-9c3f-5a6dc9029745

+++DEUTSCHLAND
Altersschwindel bei Flüchtlingen: „Trefferquote 35 Prozent“
Das Saarland geht einen eigenen Weg bei der Altersbestimmung von
vermeintlich minderjährigen Flüchtlingen. Jeder Verdachtsfall wird
geprüft, wenn die Betreffenden zustimmen. Mit einem erstaunlichen
Resultat. Ein Beitrag aus dem SPIEGEL TV Magazin.
http://www.spiegel.de/video/minderjaehrige-fluechtlinge-probleme-mit-der-altersangabe-video-99013116.html

+++MITTELMEER
Wie die EU die Seenotrettung abschaffte
Geheime Überwachung und zwielichtige Befehle – mit einer mehrmonatigen
Kampagne entfernte die Europäische Union zivile Seenotretter aus dem
Mittelmeer. Erstmals veröffentlichte Dokumente zeigen jetzt, wie
italienische Behörden gegen „Jugend Rettet” vorgingen.
https://jib-collective.net/stories/iuventa/de/

Starker Anstieg der Flüchtlingszahlen seit Jahresbeginn
ITALIEN ⋅ Nach Monaten des relativen Rückgangs verzeichnet Italien
seit Anfang 2018 wieder eine massive Zunahme von Flüchtlingen über die
Mittelmeerroute. Noch ist nicht klar, ob bereits von einer Trendwende
gesprochen werden kann.
http://www.luzernerzeitung.ch/nachrichten/international/starker-anstieg-der-fluechtlingszahlen-seit-jahresbeginn;art9640,1190797
->
https://www.aargauerzeitung.ch/ausland/starker-anstieg-der-fluechtlingszahlen-in-italien-nur-ein-ausreisser-oder-ein-trend-132145392

+++LIBYEN
Schleppende Rückführung gestrandeter Migranten
13.000 Afrikaner sind seit Dezember aus Libyen in ihre Heimat
zurückgebracht worden. Weniger als geplant. Sie waren dort auf ihrer
Flucht Richtung Europa hängen geblieben. Hunderttausende warten noch.
http://www.dw.com/de/schleppende-r%C3%BCckf%C3%BChrung-gestrandeter-migranten/a-42360404

+++FREIRÄUME
Am Mittwoch am 31.1.18 Spile und Schnouse im Steigi an der Bahnstrasse
69 ab 14:00!
Kommt Vorbei!
https://www.facebook.com/raumraub/?hc_ref=ARRGyHx83sF9S-bbbU4ZqbhgyHQg0fxU8aBVMcH_bF9yFIYSBDJYjNIS_fqC70nSnqE&fref=nf

Haus an der Bahnstrasse besetzt
Ein leerstehendes Haus an der Bahnstrasse in Bern wurde von einem
Besetzerkollektiv in Beschlag genommen. Es wehrt sich gegen den Abriss
des Gebäudes.
https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/haus-an-der-bahnstrasse-besetzt/story/13934026
-> Stellungnahme Besetzer_innen:
https://www.facebook.com/raumraub/posts/1993676090849661


Stellungsgnahme zu der Besetzung an der Bahnstrasse 69
https://www.facebook.com/raumraub/posts/1993676090849661

Wir besetzen seit dem 19. Januar einen zweistöckigen Wohnblock an der
Bahnstrasse im Steigerhubelquartier. Dieser gehört der Stadt Bern und
wurde bis in den Oktober 2017 hinein von der Organisation Wohnen Bern
beansprucht. Danach stand der Bau leer, bis wir auftauchten. Wir sind
Menschen in ganz verschiedenen Altersklassen und mit ganz
verschiedenen Bedürfnissen. Menschen aber, mit dem gemeinsamen
Verlangen nach einem selbstbestimmten Leben. Nach Raum zum Arbeiten,
sowie zum Wohnen, der eigene und im Kollektiv gewählte Formen zulässt
und einen nicht automatisch in schon gegebene Strukturen zwängt. Wie
zum Beispiel ein hoher Mietzins, der zu viel Lohnarbeit zwingt, welche
einen logischerweise viel Zeit und Kraft kostet. Wir brauchen diese
Energie für Projekte, welche losgelöst von der herrschenden
Marktlogik, ohne Konkurrenzdruck und ohne Selbstbereicherung
funktionieren. Und dafür brauchen wir Raum. Raum, den wir uns
letztlich nehmen müssen.

Für uns scheint, wer keinen Geld und kein Besitz hat, hat nicht zu
denken und nicht zu sprechen in diesem Land.
Dagegen wollen wir ankämpfen!
Nun sind wir bereits mit der Stadt Bern im Gespräch. Ganz
zufälligerweise wurde am 24. Januar das Abrissgesuch dieser
Liegenschaft bewilligt. Am 19.Februar 2018 will die Stadt Bern
abreissen.
Dies nach dem ersten kurzen, eigentlich positiv scheinenden Dialog.
Die Organisation Wohnen Bern soll nach dem Abriss den darauffolgenden
Neubau erneut nutzen.
Wir finden soziale Arbeit im Grunde gut und wollen dem Bauprojekt als
solches nicht im Weg stehen. Es ist aber so, dass jenes Baugesuch für
den Neubau an der Bahnstrasse 69 von einer Bewilligung weit entfernt
ist. Momentaner Stand: Eine Sammeleinsprache von Anwohner*innen ist
hängig.
Unsere Bitte deshalb an die Stadt: Das Abrissdatum noch einmal zu
überdenken und erst abzureissen, wenn dieses Baugesuch bewilligt ist.
Kein Abriss auf Vorrat! Keine Brache, dort wo eigentlich Raum für
viele motivierte
Menschen und hunderte kreative Projekte sein könnte!
Natürlich sind wir schlussendlich am kürzeren Hebel, wir könnten ja
theoretisch genau zum jetzigen Zeitpunkt, beim Schreiben dieses Textes
von der Polizei geräumt werden. So wie in der ganzen Zeit, in der wir
keinen Vertrag haben und nicht genau so spuren, wie die Stadt es will.
Dieses Risiko tragen wir.
Nun fordern wir eine Klausel im Vertrag mit der Stadt, die besagt,
dass erst abgerissen wird, wenn das Baugesuch bewilligt ist. Von einer
solchen Klausel wollten unsere Gesprächspartner von der Stadt Bern bis
anhin nichts wissen. Uns erscheint das skurril, da sie doch gar nichts
verlieren würden, weil sie sowieso noch nicht bauen können, und auch
mühsam – so reden wir nie mit denen, die wirklich entscheiden. Immer
nur mit ihren Gehilfen, die bei allen Forderungen ihre eigene Unschuld
und Handlungs- sowie Entscheidungsunfähigkeit beteuern.
Und weil wir wissen, dass jenes Vorhaben; Abriss vor erteilter
Baubewilligung des folgenden Projekts eine beliebte Strategie ist, um
solche Freiräume präventiv zu verhindern und die zu Grunde liegende
Problematik unter den Teppich zu kehren. Ein Vorgehen, welches
andernorts in der Schweiz gesetzlich verboten ist.
Ein Beispiel dazu ist die Brache am Centralweg in der Lorraine oder
die ehemalige Kehrichtsverbennungsanlage (KVA), heute als
Warmbächlibrache bekannt. Orte, die genutzt werden wollten und auch
wurden, bis mit dem immergleichen Verweis auf ein zukünftiges
Bauprojekt alles in Schutt gelegt wurde und über Jahre stehen gelassen
wurde. Danke für gar nichts!
Für den bürokratischen Apparat ist ein gähnendes Nichts offensichtlich
einfacher verwaltbar als Raum, in dem Menschen leben.

Unter dem Strich: Wollen sie nicht, müssen wir dieses Haus wohl aufgeben, und
können immerhin darauf hoffen, andere aufmerksam gemacht zu haben.
Auf dieses, unserer Ansicht nach grob unlogische Fehlverhalten der
Stadt Bern. Und dass es trotzdem Menschen gibt, die weiterkämpfen.

Es grüsst das Steigi 69 und die Januarlöcher

+++DROGENPOLITIK
bernerzeitung.ch 30.01.2018

Das Nachwuchsproblem in der Berner Drogenszene

Unter den Heroinabhängigen in Bern macht sich die Überalterung
bemerkbar. Die jüngeren Generationen greifen lieber zu Kokain. Oder zu
Ecstasy-Pillen, deren Konzentration und Gefährlichkeit rasant zunimmt.

Jürg Steiner

Der klassischen harten Drogenszene geht der Nachwuchs aus. Langjährige
Heroinkonsumenten kommen ins Renten- oder sogar Altersheimalter, die
jüngeren Generationen meiden Heroin, dem das Image der Verliererdroge
anhaftet.

Barbara Mühlheim ist Gross­rätin der Grünliberalen und eine der
erfahrensten Berner Expertinnen in Drogenfragen. Sie arbeitet als
Geschäftsleiterin der kontrollierten Drogenabgabe (Koda) in Bern, die
von einem Verein getragen wird, dem unter anderem die Stadt Bern und
die Klinik Südhang angehören. In zwei Koda-Programmen erhalten
Süchtige ärztlich verschriebenes Heroin, das sie unter Aufsicht
konsumieren.

Die meisten von ihnen befinden sich im gesetzten Alter. Von den
derzeit knapp 200 Koda-Patienten sind gerade noch vier Prozent unter
30-jährig. Die Überalterung der Heroinabhängigen, verbunden mit ihrem
schnell schlechter werdendem Zustand, sei «aktuell die grosse
Herausforderung in der Drogenarbeit», sagt Barbara Mühlheim.

Koda wird zusammengeführt

Die Koda-Geschäftsleiterin ­rea­giert auf die demografische
Entwicklung ihrer Klientel mit einer Betriebszusammenlegung. Die
Koda-Abgabestelle an der Nägeligasse in der Innenstadt wird per Anfang
April geschlossen und in den Hauptsitz an der Belpstrasse unweit des
Eigerplatzes verschoben, wie Mühlheim bestätigt. «Die Gelegenheit ist
günstig», sagt sie, «das Reisebüro im Gebäude an der Belpstrasse zieht
aus, deshalb haben wir jetzt Platz, die beiden Koda-Stellen
zusammenzuführen.» Am Konzept des Programms ändere sich nichts, doch
sie könne ihr Personal flexibler einsetzen.

Ein ähnliches Signal sandte kurz vor Weihnachten die Berner
Stadtregierung aus, als sie ­bekannt gab, die Suche nach einem zweiten
Standort (neben dem bestehenden an der Hodlerstrasse) für eine
Kontakt- und Anlaufstelle für Drogenabhängige eingestellt zu haben.
Zwar verlangt nun Stadträtin Christa ­Ammann (Alternative Linke) in
einer Motion, die Suche unverzüglich wieder aufzunehmen.

Aber: Die Stadtregierung entschied sich auch mit Blick auf die älter
und eher weniger werdende Kundschaft, anstelle eines zweiten
Fixerstübli die Sanierung des bestehenden in Angriff zu nehmen und
dieses zum Beispiel auch rollstuhlgängig zu machen.

Anders als in den USA

Dass die Anlaufstelle – wo Drogen konsumiert werden dürfen, aber nicht
abgegeben werden – überflüssig werde, davon sei man weit entfernt,
sagt Rahel Gall, Geschäftsleiterin der Suchthilfe­stiftung Contact,
von der das ­Lokal an der Hodlerstrasse geführt wird. Kantonsweit gebe
Contact bis heute täglich 2500 saubere Injektionsnadeln ab.

Zu Zeiten der offenen Drogenszene vor 25 Jahren waren es laut Barbara
Mühlheim, die damals die Spritzenabgabe leitete, zwar ­sicher doppelt
so viele. Aber: «In Bern wird nach wie vor viel Heroin konsumiert»,
hält Rahel Gall fest. In der Anlaufstelle sind heute von den über 600
registrierten Benutzern 225 unter 40-jährig. Sie werden die
Anlaufstelle noch jahrzehntelang frequentieren.

Es sei schon richtig, dass derzeit immer weniger Junge ins ­Heroin,
das dämpfend wirkt, einsteigen. Daraus für die Schweiz einen
Zukunftstrend abzuleiten, hält Gall für verfrüht.

In US-amerikanischen Städten etwa grassiert gerade eine
­Heroinepidemie historischen Ausmasses. Tote wegen Über­dosen, in der
Schweiz seit dem Ende der offenen Drogenszenen eine Seltenheit, sind
an der ­Tagesordnung. Ob dieser Trend nach Europa überschwappe, ­könne
man heute ­seriös nicht ­voraussagen, sagt ­Rahel Gall.

Selbst in der Schweiz zeigen sich kleinräumig unterschied­liche
Muster. Neuenburg ist die unbestrittene Hochburg der künstlichen Droge
Crystal Meth. Interlaken erlebt, tourismus­bedingt, einen
Kokainhöhenflug. In Biel hingegen nimmt die Frequenz in der
Anlaufstelle für ­Heroinabhängige eher zu. Und, fügt Rahel Gall an,
steigend sei auch in Bern die Nachfrage nach Plätzen in Programmen, in
denen Heroinkonsumenten Ersatz­medikamente wie Methadon oder Subutex
abgegeben werden.

Bern im Kokainmittelfeld

So oder so ist klar: Zum lang­samen Abstieg von Heroin gibt es eine
florierende Gegenbewegung: «Kokain boomt gewaltig», sagt Gall. Contact
leitet dies von den zahlreicher werdenden ­Heroinkonsumenten ab, die
­daneben auch noch koksen (siehe auch Text rechts oben). In der
Partyszene gehört Kokain – neben Alkohol, Cannabis, Speed und Ecstasy
– zu den stimulierenden «Big Five».

Verlässlich feststellen kann man die Zunahme des Kokainkonsums indes
fast nur in den regelmässigen Abwasseranalysen, die von der
europäischen Drogenfachstelle in Lissabon ­jedes Jahr für die
wichtigsten Städte des Kontinents gesammelt werden. Bern hat einen
hinteren Mittelfeldrang auf sicher, notabene aber vor
Partydestinationen wie München oder ­Berlin.

Die aufputschende Wirkung von Kokain ist bestens kompatibel mit
kreativen Anforderungen der jugendfixierten Leistungs­gesellschaft.
Viele haben den Konsum im Griff. Deshalb sind Kokainkonsumenten
normalerweise integriert und unauffällig – und weder im Problemfokus
der Politik noch der Drogenarbeit. Immer stärker in den Fokus rückt
hingegen die Juniorenabteilung des Drogenmarktes: die Konsumenten der
psychoaktiven Ecstasy-Pillen. Seit 2014 führt Contact an der
Speichergasse das stationäre Angebot DIB+ mit Beratung, wo man Pillen
gratis auf ihre Inhaltsstoffe testen lassen kann.

Wenn die Party vorbei ist

Aus diesen Tests weiss man: Die Konzentration des Wirkstoffs MDMA in
den Pillen nimmt in schwindelerregendem Tempo zu. Werden
hochgezüchtete Pillen unwissentlich eingeworfen, ist die Party schnell
vorbei – es drohen Symptome wie Nervenzucken, Schlafstörungen,
Depressionen. In England kam es jüngst zu mehreren Todesfällen von
jungen Ecstasy-Konsumenten.

Mit Beratungs- und Informationsangeboten an Partys und Events versucht
Contact, auf die Risiken von Partydrogen aufmerksam zu machen.
Prävention zu leisten. Es sei noch nicht lange her, da habe man in der
Raverszene die Empfehlung abgegeben, höchstens eine halbe Pille zu
konsumieren. Heute, sagt Rahel Gall, laute der Slogan «Be smarter,
take a quarter».

Sie glaube, so Gall, dass sich die konsumierten Drogen und ihre
gesellschaftliche Bewertung zwar veränderten. Langfristig ­gesehen
bleibe der Anteil der Menschen, die psychoaktive Substanzen
konsumieren, jedoch praktisch gleich. Man könnte auch sagen: Das
Drogenbusiness ist weit entfernt davon, ein echtes Nachwuchsproblem zu
haben.

So funktioniert der Heroin-Markt

Heroin mag unter Konsumierenden als Droge auf dem Rückmarsch sein. Die
auf dem Markt umgesetzten Mengen sind aber wirtschaftlich ­immer noch
interessant.

Kokain boomt, Heroin ist rückläufig. Man könnte meinen, dass man diese
aktuellen ­Konsumtrends gerade jetzt in der Polizeiarbeit ablesen
könnte. In den letzten Tagen hielt die Polizei im Innenhof der
Reitschule zweimal hinter­einander mehrere Personen, die unter anderem
auch Kokain mit sich führten.

Die Kriminalstatistik ergibt ein differenzierteres Bild. 2016 stellte
die Kantonspolizei Bern 23 Kilogramm Heroin sicher und 18 Kilogramm
Kokain. Auch in den Jahren zuvor lag die beschlagnahmte Heroinmenge
immer vor dem Kokain. Kein Indiz, dass das Heroin­geschäft darbt.

Man könne von den sicher­gestellten Mengen nicht direkt auf
Konsumtrends schliessen, sagt Christoph Gnägi, Sprecher der
Kantonspolizei. Die Polizei stelle in ihrer täglichen Arbeit aber
fest, dass auf der Gasse die Konsumtendenz in Richtung eines Cocktails
aus Heroin und Kokain gehe.

Im vergangenen Herbst hat ein Team von Sucht Schweiz, dem Institut für
Kriminologie der Universität Lausanne und dem Institut für Sozial- und
Präventivmedizin des Uni­spitals Lausanne eine bahnbrechende
Untersuchung über das Funktionieren des Heroinmarktes in und um
Lausanne veröffentlicht, deren Ergebnisse auch für andere Schweizer
Städte von Bedeutung sind.

Die Studie zeigt, dass sich das Heroingeschäft praktisch
ausschliesslich in der Hand albanischer Gruppen befindet. In Städten
wie Zürich, Bern oder Genf werden Säckchen à 5 Gramm an Dealer
vergeben, die diese Portionen verkleinern und die Feinverteilung
besorgen. Der Heroinpreis liegt – historisch tief – bei 20 bis 40
Franken pro Gramm. Das ist noch ein Zehntel des Preises, der während
der Zeit der offenen Drogenszene Anfang der 90er-Jahre erzielt wurde.

Das tiefe Preisniveau ist ein Grund dafür, dass Heroin als Problem
kaum noch wahr­genommen wird: Süchtige werden nicht mehr kriminell, um
sich Stoff zu beschaffen. Der Dumpingpreis könnte aber – wie in den
USA – einen neuen Heroinboom fördern. Das schweizerische System,
Repression, Prävention und Schadenminderung zu kombinieren, scheint
sich aber zu bewähren.
Landesweit geht man von etwas unter 20 000 Heroinkonsumenten aus. Das
aus der Lausanner Studie hochgerechnete landesweite Geschäftsvolumen
beträgt 100 bis 150 Millionen Franken pro Jahr. jsz

(https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/das-nachwuchsproblem-in-der-berner-drogenszene/story/15894949)
->
https://www.blick.ch/news/schweiz/bern/heroin-suechtige-immer-aelter-kokain-und-ecstasy-boomen-unter-jungen-das-berner-fixer-stuebli-ist-bald-rollstuhlgaengig-id7911975.html

+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Anschlag auf türkisches Konsulat in Zürich: Polizei sucht Zeugen
Unbekannte haben versucht, ein Auto an der Weinbergstrasse im Zürcher
Stadtkreis 6 anzuzünden.
https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/anschlag-auf-tuerkisches-konsulat-in-zuerich-polizei-sucht-zeugen/story/26694698
-> Bekenner_innen-Schreiben:
https://barrikade.info/Feuer-bei-turkischem-Konsulat-762
->
http://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/Brandanschlag-auf-das-tuerkische-Konsulat-20222161
->
https://www.blick.ch/news/schweiz/zuerich/auto-fing-nicht-feuer-brand-anschlag-auf-tuerkisches-konsulat-in-zuerich-id7911083.html
->
https://www.nzz.ch/zuerich/unbekannte-deponieren-brandsatz-beim-tuerkischen-konsulat-in-zuerich-ld.1352456
->
https://www.limmattalerzeitung.ch/limmattal/zuerich/versuchter-brandanschlag-unbekannte-wollten-das-tuerkische-generalkonsulat-anzuenden-132147834
->
http://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/brandstiftung-am-tuerkischen-generalkonsulat-in-zuerich-0081553/

+++BIG BROTHER
Internet-Gesetz in Deutschland – Bund will keinen Löschbefehl für
Hasskommentare
Kritiker schiessen scharf gegen das deutsche
«Netzwerkdurchsetzungsgesetz». In der Schweiz ist das noch kein Thema.
https://www.srf.ch/news/schweiz/internet-gesetz-in-deutschland-bund-will-keinen-loeschbefehl-fuer-hasskommentare

+++POLIZEI LU
Polizisten sind auf Patrouille vermehrt mit Tasern bewaffnet
LUZERN ⋅ Die Luzerner Polizei hat kürzlich neue zusätzliche sogenannte
Taser-Geräte beschafft. Diese werden ab Februar vermehrt im
Patrouillendienst getragen und wo nötig, auch eingesetzt.
http://www.luzernerzeitung.ch/nachrichten/zentralschweiz/luzern/luzerner-polizei-beschafft-neue-taser-geraete-und-geht-damit-vermehrt-auf-patrouille;art92,1191270
->
https://www.zentralplus.ch/de/news/aktuell/5559622/Luzerner-Polizei-neu-mit-Tasern-auf-Patrouille.htm
->
http://www.20min.ch/schweiz/zentralschweiz/story/Polizisten-gehen-jetzt-mit-Tasern-auf-Patrouille-22842854
-> https://www.tele1.ch/artikel/149676/luzerner-polizei-setzt-auf-taser

+++POLIZEI SO
Demo der Extremlinken in Solothurn kostet den Steuerzahler viel Geld
Eine Antifa-Demo in Solothurn kostet den Steuerzahler viel Geld. Das
sorgt für Empörung. Noch teurer kommen die Solothurner wohl aber
Demonstrationen, die gar nicht im Kanton stattfinden.
https://www.solothurnerzeitung.ch/solothurn/stadt-solothurn/demo-der-extremlinken-in-solothurn-kostet-den-steuerzahler-viel-geld-132148854
->
https://www.telem1.ch/35-show-aktuell/21136-episode-dienstag-30-januar-2018/51677-segment-antifa-beschaeftigt-solothurner-kantonsrat#antifa-beschaeftigt-solothurner-kantonsrat
->
https://www.telebaern.tv/118-show-news/21132-episode-dienstag-30-januar-2018#solothurn-muss-nachziehen
-> Interpellation Conti + Stellungnahme Regierungsrat SO

+++ANTIRA
Bern: Strassenliga vereint Berner im Sport
Spiel, Spass und Begegnung: Das Projekt «United» ermöglicht Jung und
Alt, an Street Soccer-, Streetball- und Streethockey-Spieltage
teilzunehmen.
https://www.nau.ch/news/strassenliga-vereint-berner-im-sport-65292095