Medienspiegel: 6. Januar 2018

+++ST. GALLEN
Fussball als Integrationshilfe
FUSSBALL ⋅ Die Familie Heydari musste aus Afghanistan fliehen. Seit
Frühling 2016 lebt die Flüchtlingsfamilie in Montlingen und vier der
fünf Söhne spielen beim dortigen FC.
http://www.tagblatt.ch/ostschweiz/stgallen/rheintal/fussball-als-integrationshilfe;art171,5182497

+++SCHWEIZ
NZZ am Sonntag 06.01.2017

Der Bund hat fast 300 Ausländer zwangsausgeschafft

Der Bund hat letztes Jahr 287 abgewiesene Asylsuchende mit eigens
dafür gecharterten Maschinen in die Heimat zurückgeflogen. Das kostete
fast vier Millionen Franken.

Von Lukas Häuptli

Die Zahl der Asylsuchenden in der Schweiz ist in den letzten drei
Jahren markant zurückgegangen. 2015 lag sie bei rund 40 000, 2016 bei
27 000, 2017 bei 18 000 bis 19 000 (die offizielle Statistik für das
vergangene Jahr liegt noch nicht vor). Demgegenüber ist die Zahl der
abgewiesenen Gesuchsteller, welche die Schweiz verlassen müssen, im
gleichen Zeitraum mehr oder wenig unverändert geblieben.

Das zeigt sich unter anderem an den abgewiesenen Asylsuchenden und
illegal anwesenden Ausländer, die sich gegen ihre Wegweisung aus der
Schweiz wehren und die mit sogenannten Sonderflügen zwangsausgeschafft
werden. Ihre Zahl betrug letztes Jahr 287, wie Idil Abdulle vom
Staatssekretariat für Migration sagt. Für die Zwangsausschaffungen in
osteuropäische, asiatische und afrikanische Staaten seien 64
Sonderflüge nötig gewesen; das sind Flüge mit eigens vom Bund
gecharteten Maschinen, auf denen Polizisten und medizinisches Personal
mitfliegen.

17 Sonderflüge führte die Schweiz zusammen mit Staaten der
Europäischen Union durch; das ist dank der EU-Grenzschutzbehörde
Frontex möglich, an der sich die Schweiz seit 2009 beteiligt. Die
Kosten für alle Zwangsausschaffungen des Bundes beliefen sich im
vergangenen Jahr auf 3,7 Millionen Franken, wie Idil Abdulle weiter
sagt.

2016 waren 345 abgewiesene Asylsuchende auf 67 Sonderflügen aus der
Schweiz ausgeschafft worden, 2015 deren 228 auf 45 Flügen. Die
jeweiligen Kosten bewegten sich zwischen 2,6 und 3,8 Millionen Franken.

Letztes Jahr verliessen mehr als 16 000 abgewiesene Asylsuchende und
illegal anwesende Ausländer die Schweiz. So steht es zumindest in der
offiziellen Statistik, welche die Monate Januar bis November
berücksichtigt. Davon reisten allerdings 6300 Personen
«unkontrolliert» ab; dazu werden auch abgewiesene Asylsuchende
gezählt, die in der Schweiz abtauchen und deren Aufenthaltsort unklar
ist.

(https://nzzas.nzz.ch/schweiz/bund-hat-fast-300-auslaender-zwangsausgeschafft-ld.1345078)

+++DEUTSCHLAND
Kriminalität von Flüchtlingen: Schweizer Studie polarisiert in Deutschland
Der deutsche Staat hat eine Schweizer Fachhochschule mit ¬einem
heiklen Gutachten beauftragt. Nicht ohne Hintergedanken.
https://www.blick.ch/news/politik/kriminalitaet-von-fluechtlingen-schweizer-studie-polarisiert-in-deutschland-id7811657.html?utm_source=twitter&utm_medium=social_page&utm_campaign=bli

+++SPANIEN
Über 200 Flüchtlinge überwinden die Sperranlage rund um Melilla
Mehr als 200 afrikanische Flüchtlinge aus Ländern südlich der Sahara
haben die Sperranlage rund um die spanische Exklave Melilla
überwunden. Sie kletterten am Samstag von Marokko über einen sechs
Meter hohen Doppelzaun.
https://www.nzz.ch/international/aktuelle-themen/ueber-200-fluechtlinge-ueberwinden-die-sperranlage-rund-um-melilla-ld.1345095

+++MITTELMEER
Neues Drama im Mittelmeer: Mindestens 25 Tote
Schlauchboot in internationalen Gewässern gesunken – 85 Migranten in
Sicherheit gebracht, 400 Menschen seit Jahresbeginn gerettet
https://derstandard.at/2000071607396/Neues-Drama-im-Mittelmeer-Mindestens-25-Tote?ref=rss
->
http://www.spiegel.de/politik/ausland/fluechtlingsdrama-zahlreiche-menschen-sterben-im-mittelmeer-a-1186562.html
->
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-01/libyen-mittelmeer-tote-fluechtlinge-ertrunken-migranten

+++FREIRÄUME
8.1. – NoGentrifizierung Lorraine: If the 3013s are united…
Treffen für Austausch & Aktivitätenkoordination
Mo 08.01.2017, 20.00 Uhr, Brass Lorraine (Sääli, 1. Stock)
Gentrifizierung, Centralpark-Luxusbau, etliche Haussanierungen mit
fragwürdigen Mietzinserhöhungen samt Mietvertragskündigungen,
Hausverkaufspreise in irrwitzigen Höhen und und und…
In der Lorraine ist seit Jahren einiges am gehen und seit jeher auch
etwas dagegen. Seit einigen Monaten trifft sich das spannend
durchmischte 3013-Lorraine-NoGentrifizierungs-Grüppli im ersten Stock
der Brasserie Lorraine, trägt quartierspezifische Infos zusammen,
versucht betroffene Mieter_innen zu beraten, vernetzt Wissen und
Erfahrungen innerhalb des Quartiers. Und ja, wenn wir dann endlich mal
unsere bescheidenen Kapazitäten zusammenraufen könnten, gäb’s dann
auch mal die eine oder andere Veranstaltung oder Aktion… Tatlustige
Ideenhabende sind daher höchstwillkommen… 🙂
https://barrikade.info/8-1-NoGentrifizierung-Lorraine-If-the-3013s-are-united-707

Ehemaliges Erzbierschof-Lokal in Köniz besetzt
Eine Gruppe von Hausbesetzern ist in das leerstehende Gewerbegebäude
an der Könizstrasse eingezogen.
https://www.derbund.ch/bern/region/ehemaliges-erzbierschoflokal-in-koeniz-besetzt/story/10637919
->
https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/hausbesetzer-im-exerzbierschof/story/26348880
-> https://www.facebook.com/raumraub/posts/1981560845394519

Anzeige gegen Hausbesetzer #RosaLavache
https://www.tele1.ch/sendungen/1/Nachrichten#413465_5
-> https://barrikade.info/Guterstrasse-7-in-Luzern-wiederbelebt-698
-> https://rosahausluzern.wordpress.com/
-> https://www.facebook.com/gundula101/

+++GASSE
Der Mord, der das Hipster-Paradies stört – eine Reportage aus Basel
Ein Obdachloser wird unter einer Brücke erstochen, ein Vorzeigeprojekt
für Integration ist gescheitert. Doch es gibt auch gute Nachrichten.
https://www.watson.ch/Schweiz/Aargauer%20Zeitung/422506776-Der-Mord–der-das-Hipster-Paradies-sto%CC%88rt-%E2%80%93-eine-Reportage-aus-Basel

+++JUSTIZ
Auftakt im Tamil-Tigers-Strafprozess
Am Montag beginnt am Bundesstrafgericht in Bellinzona die Verhandlung
gegen 13 mutmassliche Unterstützer der Tamil Tigers. Im Zentrum des
Prozesses steht die Frage, ob die Rebellen eine kriminelle
Organisation sind.
https://www.nzz.ch/schweiz/auftakt-im-tamil-tigers-strafprozess-ld.1344989

+++BIG BROTHER
Sozialdetektive: Die Details animieren zur Debatte
Bis eine gesetzliche Grundlage vorliegt, verzichtet die Stadt Zürich
auf die Beschattung von Personen, die im Verdacht stehen,
unrechtmässig Sozialhilfe zu beziehen. Der Observierungsstopp könnte
länger anhalten als gedacht.
https://www.limmattalerzeitung.ch/limmattal/sozialdetektive-die-details-animieren-zur-debatte-132060380
->
https://www.landbote.ch/front/die-details-animieren-zur-debatte/story/30769690

InfoLoraFreitag – Anarchistisches Radio – Sendung vom 5. Januar –
Disrupt (Teil 2)
Es geht um die Überwachung und Digitalisierung unseres Lebens. Im
zweiten Teil zum Buch DISRUPT! – Widerstand gegen den technologischen
Angriff  erzählt das redaktionskollektiv capulcu über die Entwicklung
der Technologie, künstliche Intelligenz und die Industrie 4.0. Weiter
sollen Möglichkeiten für die eigene Verweigerung und Widerstand
aufgezeigt werden.Denn Technologie ist nie neutral, sondern immanent
politisch.
Kurznews: USA – Solidarität mit den Gefangenen des J20. Leipzig,
Deutschland – Unser Feuer gegen ihre Repression. Basel, Schweiz –
Scherben fürs Arbeitsamt und Farbangriff auf Hammerposten.
https://infolorafr.noblogs.org/post/2018/01/06/sendung-vom-5-januar-disrupt-teil-2/

+++ANTIFA
bernerzeitung.ch 06.01.2018

Der Mann mit den zwei Gesichtern

Seit 23 Jahren ist SVP-Schwergewicht Thomas Fuchs in der Berner
Politik aktiv. Auf dem nationalen Parkett konnte er jedoch nie richtig
Fuss fassen. Jetzt steht seine politische Karriere vor dem Aus.

Marius Aschwanden

Political Correctness war noch nie sein Ding. Auf seinem
Facebook-Profil wettert Thomas Fuchs regelmässig gegen das «linke
Pack», gegen die «Chaoten und Kriminellen des Schandflecks Berner
Reitschule» oder gegen die «Nichtsnutze» der Juso. Seit Fuchs vor 23
Jahren als junger SVP-Stadtrat in die Berner Politik eingestiegen ist,
überschreitet er immer wieder die Grenze zu dem, was als anstandslos
bezeichnet werden kann.

Das letzte Mal etwa, als im November Hunderte Personen vor dem Rathaus
gegen die Sparpläne der Regierung bei Behinderten und Alten
demonstrierten. Als einen Kindergarten bezeichnete Fuchs den Protest.
Und ins Mikrofon des TeleBärn-Reporters fügte er hinzu: «Man muss noch
viel mehr sparen, man muss dem Staat das Geld wegnehmen, das ist der
einzige Weg.»Mit solchen Provokationen schaffte es das
SVP-Schwergewicht zu einer der schillerndsten und umstrittensten
Figuren im Berner Kantonsparlament, dem er seit 2002 angehört.

Wegen seines polemischen Stils am rechten Rand der SVP erlangte er
sogar nationale Bekanntheit. Entsprechend schnell wurde er zum
Feindbild der Linken. Auf der Strasse wird der 51-Jährige regelmässig
beschimpft, Kunden künden ihr Konto bei jener Grossbank, bei der Fuchs
arbeitet. Auf der anderen Seite hat er einen Fanklub im
rechtsbürgerlichen Lager. «Thommy F.» wird er dort genannt und als
solcher gefeiert. Er selbst verkauft sogar T-Shirts mit diesem
Aufdruck. Bis heute 300 an der Zahl.

«Ein Nachruf?»

Jetzt aber ist Fuchs’ Politkarriere bald zu Ende. Wegen der
SVP-internen Amtszeitbeschränkung darf er bei den Grossratswahlen im
März nicht mehr antreten. Was aber tut einer, der jahrzehntelang die
Öffentlichkeit gesucht hat, wenn er in der Bedeutungs­losigkeit der
Masse zu versinken droht? Was tut einer, dessen Leben ganz der
Politik, ganz der SVP gewidmet ist, wenn die eigene Partei ihm eine
weitere Amtszeit verwehrt?

Zum Treffen mit dieser Zeitung bringt Fuchs einen Stapel Prospekte von
vergangenen Kampagnen mit. Ganz so, als wäre er noch immer im
Wahlkampf. «Ein Nachruf also soll das werden?», fragt er mit einem
verschmitzten Lächeln. Dann aber wird er ernst. Die
Amtszeitbeschränkung der SVP sei keine ­gute Lösung.

«Die Wähler sollten entscheiden, wann jemand nicht mehr in der Politik
tätig sein darf», findet Fuchs. Er jedenfalls wäre gerne nochmals
angetreten. Trotz des unfreiwilligen Abgangs verspüre er aber keinen
Groll gegenüber der Partei. Und auch Angst vor der Zeit nach dem
Grossen Rat habe er nicht.

Krise vor 15 Jahren

Das war nicht immer so. Nach 7 Jahren im Berner Stadtrat stellte sich
Fuchs 2002 immer öfter die Frage: «Was machst du, wenn du mal keine
politischen Ämter mehr ausüben kannst, wenn du kein SVP-Schwergewicht
mehr bist, sondern bloss noch ein Schwergewicht? Die Antwort
erschreckte mich: Dann stürzt du ins Bodenlose», sagte er damals
gegenüber dieser Zeitung. Der Ausweg aus der Sinnkrise lautete für
Fuchs: mehr Freizeit, weniger Politik. Gelungen ist ihm dies nicht –
im Gegenteil. «Die Politik nahm einen noch fast grösseren Platz ein»,
so Fuchs heute.

Trotzdem sei die Stimmung nie mehr so tief gewesen wie damals. «Eine
Krise erwarte ich deshalb im kommenden Sommer nicht. Ich habe hingegen
fast ein wenig Angst, weil alle das Gefühl haben, ich hätte dann viel
Zeit und sie könnten sich mit mir verabreden.» Zudem werde er auch
künftig aktiv bleiben und seine diversen Mandate in politischen
Vereinigungen behalten. Schliesslich wolle er auch wieder mehr
«Pilzelen» und sein Langzeitprojekt erneut in Angriff nehmen: «Sport
treiben und abnehmen.»

Kolleginnen kochen

Zu Hause ist der homosexuelle Fuchs noch immer im Stöckli in
Niederbottigen. Dort hat er zusammen mit seiner Mutter gelebt, bis sie
vor drei Jahren gestorben ist. Mit ihr verlor er seine wichtigste
Bezugsperson. «Das war, wie wenn jemand seine Partnerin oder seinen
Partner verliert», sagt Fuchs.

Er habe zwar eine Handvoll guter Freunde und sei seit über 10 Jahren
in einer Beziehung. Jenen Platz, den die Mutter innehatte, konnte aber
niemand übernehmen. Sie war es auch, die jeweils gekocht hat.
«Kaninchen, Coq au vin oder eine feine Kürbissuppe bereiten mir jetzt
zum Glück Kolleginnen zu.» Seine eigenen Kochkünste seien bescheiden
geblieben.

Jetzt lebt in der Wohnung im Erdgeschoss Fuchs’ Ziehsohn und
Gesinnungsgenosse Erich Hess. Er selbst wohnt im zweiten Stock, wo es
zeitweilig aussieht wie in einer SVP-Parteizentrale. Die meisten
Abende verbringt Fuchs noch immer an politischen Veranstaltungen oder
Vereins­anlässen.

Sollte die Anzahl Einladungen einmal abnehmen, könne er auch selber
ein Ticket für ein Konzert kaufen, sagt er. Kürzlich habe er dies
getan: Oesch’s die Dritten sei er schauen gegangen. Im Publikum sei
auch Adolf Ogi gesessen. «Auch er hat sein Billett selber gekauft.»

Respekt auch von links

Sein enormes Engagement brachte Fuchs trotz des unverrückbaren rechten
Kurses über die Parteigrenzen Respekt ein. Auch wenn ihm die Linken
keine Träne nachweinen, ist vielen nicht zum Feiern zumute. «Das würde
ich tun, wenn wir einen Grossratssitz dazugewännen», sagt etwa Kilian
Baumann (Grüne, Suberg). Abgesehen von seiner politischen Haltung sei
Fuchs in den Themen sattelfest und habe «einen gewissen Schalk».

Das sagen auch andere linke Gross­räte. Fuchs habe zwei Gesichter,
heisst es. Auf der einen Seite sei er wohlwollend und umgänglich – so
ist er auch seit über 25 Jahren Präsident des Berner Samaritervereins.
Auf der anderen Seite – in der Öffentlichkeit – sei er der Provokateur
von rechts aussen. Manche werfen ihm deshalb auch vor,
effekthascherisch zu sein.

Er selber sagt, er habe sich nun einmal für diesen Politstil
entschieden. Und gibt zu: «So wird man besser wahrgenommen, als wenn
man freundlicher ist.» Auch wenn das Risiko bestehe, dass manche ihn
einen frechen Typen finden würden. Er provoziere aber nicht nur der
Aufmerksamkeit willen.

«Ich kann inhaltlich hundertprozentig hinter dem stehen, was ich
sage.» Fuchs ist denn auch der Meinung, dass es besser sei, wenn die
Leute wüssten, wo ein Politiker steht, als wenn sie quasi den Fuchs im
Schafspelz wählen würden. Ein wenig Selbstkritik übt aber auch er:
«Mein Stil hatte womöglich mehr negative Auswirkungen, als ich
erwartet hätte.»

Gegner aus der SVP

Tatsächlich honorierten die eigenen Wähler und teilweise auch die
eigenen Parteikollegen Fuchs’ Engagement nicht in dem von ihm
gewünschten Mass. Über 15 Jahre lang versuchte er, in den Nationalrat
einzuziehen. 2007 landete er auf dem ersten Ersatzplatz. Keiner der
amtierenden SVP-Nationalräte jedoch wollte ihn nachrutschen lassen.
Erst als Adrian Amstutz im März 2011 in den Ständerat gewählt wurde,
erreichte Fuchs sein Ziel – wenn auch nur für zwei Sessionen.

Bei den Wahlen im Oktober 2011 wurde er vom Volk wieder abgewählt.
2015 schliesslich schaffte es anstelle von Fuchs sein Kumpan Hess in
den Nationalrat, während er selbst abgeschlagen auf dem neunten
Ersatzplatz landete. Im Vorfeld dieser Wahlen entschieden sich Fuchs
und Hess für eine getrennte Kampagne, um nicht nur in der Stadt
Stimmen zu holen. Fuchs suchte daraufhin erfolglos einen neuen
Ticketpartner. Das habe ihm zu schaffen gemacht, heisst es parteiintern.

Solche Situationen seien tatsächlich nicht einfach gewesen, sagt
Fuchs. Denn eigentlich habe er das Gefühl gehabt, dass er im
Nationalrat am richtigen Ort sei. «Ich hatte auch bereits einige
Vorstösse parat, die ich noch einreichen wollte.» Daraus wurde nichts.

Fuchs’ Politstil allein ist aber nicht der einzige Grund dafür.
Schliesslich gehören Provokationen in der SVP zum Alltag. Als
Vertreter der SVP Stadt Bern, als Homosexueller und als Banker hatte
er auf dem Land bei der SVP-Basis stets einen schweren Stand.
Parteiintern machte er sich insbesondere in früheren Jahren nicht nur
Freunde.

Wenn Kollegen etwa nicht auf SVP-Linie abgestimmt hatten, wies sie
Fuchs energisch zurecht. Das wüssten diese noch heute, sagt er.
«Freund und Feind sind in den eigenen Reihen nahe beieinander.» Er
habe aber die SVP auch nie als Familie gesehen. «Sie ist eine
Zweckgemeinschaft, deren Mitglieder gemeinsame Ziele ­haben.»

Ziehsöhne Nr. 1, 2, 3 und 4

Fragt man Kollegen nach den grössten Erfolgen von Fuchs, sind sich
alle einig: Er habe sehr viel bewegt und erreicht. Konkret werden aber
die wenigsten. Manche streichen seinen (erfolglosen) Kampf gegen die
Reitschule hervor, andere nennen die (erfolgreiche)
Referendumsabstimmung gegen eine erste Tramlinie in den Westen Berns
aus dem Jahr 2004.

Zudem forderte Fuchs 2012 zwischen einer konsequenten Ausweisepraxis
von kriminellen Asylsuchenden und einem strengeren Regime gegen die
Stadtnomaden eine Babyklappe am Lindenhofspital. 2013 wurde sie
eingeweiht. «Wenn man ein Menschenleben derart einfach retten kann,
dann ist man ein Verbrecher, wenn man es nicht tut», sagt er.

Und dann ist da noch die Nachwuchsförderung. Wenn es darum geht,
junges Parteipersonal aufzubauen, dann ist kaum einer so erfolgreich
wie Thomas Fuchs. Hess hat einen Grossteil seiner Karriere ihm zu
verdanken, Nils Fiechter und Adrian Spahr, die Co-Präsidenten der
jungen SVP, ebenfalls. Bereits steht zudem das nächste Projekt vor der
Türe. Janosch Weyermann heisst es und ist Mitglied der jungen SVP.
«Ihn möchte ich in den Stadt- oder den Grossrat hieven», sagt Fuchs.

Und er selber? Schliesst er für die Zukunft ein politisches Mandat
kategorisch aus? Nein. Er überlege sich, ob er bei den
Nationalratswahlen 2019 noch einmal antreten solle. «Meine Erfahrung
zeigt eigentlich: Wer durchhält, gewinnt.» Ob das aber auch auf Thomas
Fuchs zutrifft?

(https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/der-mann-mit-den-zwei-gesichtern/story/12297036)