Medienspiegel: 5. April 2017

+++ZÜRICH
Neubau auf Zürcher Duttweiler-Areal: Klare Mehrheit für das Bundesasylzentrum
Der Zürcher Gemeinderat dürfte dem Bau des geplanten Asylzentrums des
Bundes auf dem Duttweiler-Areal deutlich zustimmen. Im Herbst gibt es
noch eine Volksabstimmung über die 24,5 Millionen Franken.
https://www.nzz.ch/zuerich/aktuell/neubau-auf-zuercher-duttweiler-areal-klare-mehrheit-fuer-das-bundesasylzentrum-ld.155506

TOP FOKUS: Flüchtlingshilfe – Verein «Solidarus» engagiert sich für
Asylsuchende
Wie kann unsere Gesellschaft Flüchtlinge bestmöglich integrieren? Ab
dem 3. April 2017 zeigt TELE TOP wie sich Freiwillige für Asylsuchende
einsetzen und ihnen eine Abwechslung aus dem Alltag bieten.
– Montag – Solidarus – Vom SVP-Fan zum Flüchtlingshelfer
– Dienstag – Solidarus – Deutschkurse für Asylsuchende
– Mittwoch – Solidarus – Integration durch Sport
http://www.teletop.ch/programm/sendungen/top-fokus/detail/art/top-fokus-fluechtlingshilfe-verein-solidarus-engagiert-sich-fuer-asylsuchende-001728764/

+++SCHWEIZ
Handydaten: Asylsuchende dürfen, müssen sie aber nicht offenlegen
In Deutschland, aber auch in Österreich und der Schweiz, wird der Ruf
laut, den oft papierlosen Asylsuchenden zwecks Identitätsprüfung die
Handys abzunehmen und auszuwerten. Solche Vorhaben stellen einen
schweren Eingriff ins Grundrecht auf Privatsphäre dar. Schon heute
können Asylsuchende gezielt Bilder und Kommunikationsdaten zur
Verfügung stellen, um ihre Flucht und Identität zu dokumentieren.
https://www.fluechtlingshilfe.ch/fakten-statt-mythen/beitraege-2017/handydaten-asylsuchende-duerfen-muessen-sie-aber-nicht-offenlegen.html

Schweizerische Beobachtungsstelle für Asyl- und Ausländerrecht
Newsletter 1/2017
Neben Neuigkeiten aus der SBAA Geschäftsstelle in Bern legen wir den
Fokus auf die Entwicklungen der Schweizer Rechtsprechung in Bezug auf
Asylsuchende aus Eritrea.
Lesen Sie hier unseren Newsletter 1/2017 als Pdf-Dokument
beobachtungsstelle.ch/fileadmin/user_upload/pdf_divers/Artikel/Newsletter_D_April_2017.pdf

+++LUXEMBURG
Strafprozess gegen AsylrechtsaktivistInnen in Luxemburg
2 1/2 Jahre nach dem international organisierten March for Freedom
sind sechs AktvistInnen in Luxembourg-Stadt angeklagt. Während eines
Aktionstags am 5.6.2014 war es in Luxembourg auf dem Kirchberg zu 13
brutalen Festnahmen während einer Demonstration gekommen. Anlass war
eine Tagung der EU-Innenminister zum Thema „Kampf gegen illegale
Immigration.“
http://oplatz.net/strafprozess-gegen-asylrechtsaktivistinnen-in-luxemburg/

+++BALKANROUTE
Balkanroute: Polizisten haben laut Oxfam-Bericht Migranten misshandelt
Menschenrechtsorganisationen haben 140 Migranten zu ihrem Fluchtweg
über den Balkan befragt. Die Menschen berichten von Schlägen, Raub und
Elektroschocks durch Beamte.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2017-04/balkanroute-fluechtlinge-menschenrechtsverletzung-oxfam-bericht

Balkan: Flüchtlingskinder leiden unter Ausbeutung und Gewalt
Hilfsorganisationen schlagen Alarm / Risiken für Kinder seit
Inkrafttreten des EU-Türkei-Deals erheblich gestiegen
Rund 1.300 unbegleitete geflüchtete Kinder sind aufgrund der rigiden
Grenzpolitik und unzureichender Schutzsysteme auf der gesamten
Balkanroute verstärkt von Ausbeutung, Gewalt und Menschenhandel bedroht.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1047202.balkan-fluechtlingskinder-leiden-unter-ausbeutung-und-gewalt.html

+++EUROPA
EU will an Türkei-Pakt festhalten und Grenzen weiter abdichten
Die EU will trotz angespannter Beziehungen zur Türkei an dem
Flüchtlingsabkommen mit dem Land festhalten und seine Außengrenzen
weiter sichern.
http://de.reuters.com/article/eu-t-rkei-fl-chtlinge-idDEKBN1761S2

+++WESTSAHARA
Westsahara: Vergessen und verkauft
Marokko unterstützt die deutsche Abschottungspolitik. Wie das die Lage
der sahrauischen Flüchtlinge verschlechtert.
https://www.medico.de/vergessen-und-verkauft-16410/

+++AUSTRALIEN
Amnesty warns any company taking over Manus and Nauru camps complicit
in ‘torture’
Spanish infrastructure giant Ferrovial will not renew its lease at
offshore detention centres after contract expires in October
https://www.theguardian.com/australia-news/2017/apr/05/amnesty-warns-any-company-taking-over-manus-and-nauru-camps-complicit-in-torture?CMP=twt_gu

+++AUSLÄNDER_INNENRECHT
Migrationspolitik Basler Behörden reissen eine Familie auseinander
Ein Entscheid des Basler Migrationsamts wirft Fragen auf: Ein
Schweizer ist mit einer Brasilianerin verheiratet, die in ihrer Heimat
bereits Kinder hat. Das Paar wollte die beiden Kinder von Brasilien
nach Basel holen. Die Behörden verweigerten aber, dass die Familie
zusammen leben darf.
http://www.srf.ch/news/regional/basel-baselland/basler-behoerden-reissen-eine-familie-auseinander

+++FREIRÄUME
-BE-
Reitschule entscheidet bald über ein Bekenntnis zum Gewaltverzicht
Vermittler Hans Wiprächtiger und Reitschul-Exponenten wollen das Image
der Berner Reitschule verbessern.
http://www.derbund.ch/bern/stadt/reitschule-entscheidet-bald-ueber-ein-bekenntnis-zum-gewaltverzicht/story/11149011

-BS-
Basel: Schutz vor Hausbesetzern mit Mauern
Am Samstag 1. April 2017 haben junge Leute eine Liegenschaft an der
Türkheimerstrasse in Basel besetzt. Bislang ist offenbar kein Gespräch
zwischen Haubesetzern und den Eigentümern zustande gekommen. Am
Mittwoch 5. April 2017 haben die Eigentümer zwei Häuser, die zum
Gebäudekomplex gehören, zumauern lassen. Sie wollen dort ein Wohnhaus
erstellen.
https://telebasel.ch/2017/04/05/schutz-vor-hausbesetzern-mit-mauern/?channel=105100

-LU-
Neubau wurde bereits 2016 in Aussicht gestellt
Bodum-Villa: Stadt gab das Aus schon vor einem Jahr
Die Besetzung der Bodum-Villa hat es an den Tag gebracht: Das Gebäude
an der Obergrundstrasse 99 ist verwahrlost, die Substanz geschädigt.
Der Stadt ist das jedoch egal. Denn wie Recherchen von zentralplus
zeigen, erhielt der Besitzer bereits vor mehr als einem Jahr das
Einverständnis zum Abriss des geschützten Gebäudes.
https://www.zentralplus.ch/de/news/politik/5530653/Bodum-Villa-Stadt-gab-das-Aus-schon-vor-einem-Jahr.htm

Demo fordert Freilassung von Hausbesetzern
Vor dem Polizeigebäude in Luzern versammelten sich Aktivisten: Sie
verlangten, dass die Polizei verhaftete Hausbesetzer auf freien Fuss
setzt. Stattdessen gabs weitere Verhaftungen.
http://www.20min.ch/schweiz/zentralschweiz/story/Demo-fordert-Freilassung-von-Hausbesetzern-24387370
->
http://www.srf.ch/news/regional/zentralschweiz/weitere-fuenf-festnahmen-nach-villen-raeumung

+++SPORTREPRESSION
Justiz: Und plötzlich kommt alles ans Licht
Die St. Galler Strafverfolgungsbehörden gingen eine Zeit lang mit
besonders harter Hand gegen Fussballfans vor. Dabei sollen sie sich
auch auf Falschaussagen gestützt haben. Die Geschichte eines zu
Unrecht beschuldigten jungen Fans.
http://www.woz.ch/1714/justiz/und-ploetzlich-kommt-alles-ans-licht

+++SECURITY
Keine Regulierung: Sicherheits-Konkordat soll beerdigt werden
Um Mindestanforderungen für die Sicherheitsindustrie durchzusetzen,
wollten sich die Deutschschweizer Kantone zusammenschliessen. Doch
daraus wird nun nichts.
http://www.blick.ch/news/politik/keine-regulierung-sicherheits-konkordat-soll-beerdigt-werden-id6485517.html
-> https://www.kkjpd.ch/de/themen/private-sicherheitsunternehmen

+++BIG BROTHER
«Das grenzt an Abzockerei»: Streit um Überwachungskosten eskaliert
Die Strafverfolger wehren sich gegen höhere Gebühren für
Handy-Überwachungen. Die Telekomanbieter dagegen fordern noch mehr Geld.
http://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/das-grenzt-an-abzockerei-streit-um-ueberwachungskosten-eskaliert-131195744

+++ANTITERRORSTAAT
Verstärkung der Kontrollen an den Schengen-Aussengrenzen
Europäische und nationale Fahndungsdatenbanken werden künftig bei
Kontrollen an den Schengen-Aussengrenzen systematisch abgefragt. Der
Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 5. April 2017 dieser Änderung der
entsprechenden EU-Verordnung zugestimmt. Der geänderte Erlass tritt
auf den 7. April 2017 in Kraft.
https://www.ejpd.admin.ch/ejpd/de/home/aktuell/news/2017/2017-04-05.html

Bundesanwaltschaft: Tätigkeitsbericht 2016
Das Jahr 2016 der Bundesanwaltschaft war geprägt von grossen
Verfahrenskomplexen im Bereich der internationalen
Wirtschaftskriminalität, Verfahren im Bereich des dschihadistisch
motivierten Terrorismus sowie von der Umsetzung der Strategie der BA
für die Amtsperiode 2016 – 2019. Schwerpunkte in administrativer
Hinsicht bildeten die Anpassung der Organisation der BA an die
Strategie und die Schaffung neuer Governancestrukturen. Ausserdem war
die BA eingespannt in die beiden Länderexamen der GRECO (Groupe
d’états contre la corruption) und der GAFI (Groupe d’Action financière).
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-66246.html
-> Rendez-vous:
https://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=274eddd1-ae88-4bdc-a57b-93ed6b0d2a44
-> Tagesschau:
https://www.srf.ch/play/tv/popupvideoplayer?id=c7fdc22d-eec3-4794-8022-a8f577bc8e21

USA planen, bei Einreise Ihr Handy zu durchsuchen
Die US-Regierung führt weitere «extreme Sicherheitsüberprüfungen» ein.
Davon wären auch Schweizer betroffen.
http://www.20min.ch/ausland/news/story/USA-planen–bei-Einreise-Ihr-Handy-zu-durchsuchen-17871315

+++POLICE BS
Hat es unter den Basler Polizisten Rassisten, Frau Soland?
Dunkelhäutige Menschen würden viel öfter von Basler Polizisten
kontrolliert als andere, sagt Anwältin Tanja Soland. Heute Mittwoch
reicht die SP-Grossrätin einen Vorstoss ein, der die Regierung
verpflichten soll, gegen das sogenannte ‹Racial Profiling› vorzugehen.
Hält sie Basler Polizisten für Rassisten? Die Kantonspolizei
widerspricht: In Basel werde kein Racial Profiling betrieben. Im Talk
Tanja Soland, am 5. April 2017 ab 18:40 Uhr.
https://telebasel.ch/2017/04/05/hat-es-unter-den-basler-polizisten-rassisten-frau-soland/?channel=8406

Racial Profiling – ach du meine Güte…
SP-Grossrätin Tanja Soland fordert ein Quittungssystem für
Polizeikontrollen. Sie verrennt sich in Aktionismus.
http://bazonline.ch/basel/stadt/racial-profiling-ach-du-meine-guete/story/15321075

+++ANTIFA
«Burka-Bomber» und Muskelkörper treten schweres Erbe an
Erich Hess hat in seinen zwölf Jahren als Präsident aus der JSVP
Kanton Bern eine professionell organisierte Erfolgspartei gemacht.
Nils Fiechter und Adrian Spahr wollen den Rechtsaussen-Kurs
weiterführen.
http://www.derbund.ch/bern/kanton/burkabomber-und-muskelkoerper-treten-schweres-erbe-an/story/20688650
->
http://www.bernerzeitung.ch/region/kanton-bern/fiechter-und-spahr-folgen-bei-der-bernischen-jsvp-auf-erich-hess/story/24799587
->
http://www.20min.ch/schweiz/bern/story/Fiechter-und-Spahr-folgen-auf-Erich-Hess-23319385
->
https://www.facebook.com/nilsfiechteroffiziell/?hc_ref=ADS&fref=nf&ft[tn]=kC&ft[qid]=6405323671856143026&ft[mf_story_key]=3075377235680919703&ft[ei]=AI%4097ae81bd6c8412c7182d453723ff8309&ft[top_level_post_id]=1896049577351120&ft[fbfeed_location]=1&ft[insertion_position]=45&__md__=1
->
http://www.telebaern.tv/118-show-news/15571-episode-mittwoch-5-april-2017#zwei-neue-praesidenten-fuer-die-junge-svp
->
http://www.telebaern.tv/118-show-news/15571-episode-mittwoch-5-april-2017#wurst-oder-doch-nicht

Koran-Verteiler in Bern unter Beschuss: Werden die «Lies!»-Aktionen
erstmals verboten?
Morgen Donnerstag stimmt das Berner Stadtparlament über ein Verbot von
Hetzschriften ab. Die SVP will damit die «Lies!»-Aktionen unterbinden.
http://www.blick.ch/news/schweiz/bern/koran-verteiler-in-bern-unter-beschuss-werden-die-lies-aktionen-erstmals-verboten-id6481561.html

Americannazi.com
In den USA bedrohen weisse Suprematisten, Faschisten und Neonazis das
Leben Schwarzer, das Zusammenleben der verschiedenen
Bevölkerungsgruppen und die Demokratie. Ihr „Glorious Leader“ heisst
Donald Trump. Ihre Hasspropaganda auf dem Netz ist legal – und sie ist
tödlich.
http://geschichtedergegenwart.ch/americannazi-com/

Bizarrer Protest in der Türkei:Tod dem Schokoladenriegel
Verschwörungstheorien gehören zum politischen Alltag in der Türkei.
Dass Putschisten unterschwellige Botschaften in einem Werbespot
ausstrahlen, halten deswegen viele für denkbar.
https://www.nzz.ch/international/bizarrer-protest-in-der-tuerkei-tod-dem-schokoladenriegel-ld.155403

+++ANTIRA
Roma in der Schweiz: «Wir gehören hierher»
Seit 600 Jahren leben sie hierzulande, heute sind 80 000 Roma in der
Schweiz sesshaft. Doch immer noch werden sie ausgegrenzt. Zum
Internationalen Tag der Roma am 8. April: ein Gespräch mit Stéphane
Laederich (55), Direktor der Rroma Foundation.
http://www.woz.ch/1714/roma-in-der-schweiz/wir-gehoeren-hierher

Bieler Tagblatt 05.04.2017

«Das ist doch kein Rassismus»

Biel – In den 60er-Jahren galten sie als Exoten. Heute gehören
Dunkelhäutige wie selbstverständlich zur Stadt. An den Primarschulen
wird dunkle Haut aber oft negativ assoziiert – auch, wenn Lehrer kaum
«Hautfarben-Rassismus» feststellen.

Clara Gauthey

Zwei Kinder sollen im Spiel «verheiratet» werden, das eine sagt: «Ich
will aber keinen Schwarzen heiraten.»

Ein fünfjähriger Junge schlägt in einer Bieler Tagesschule ein etwa
gleichaltriges Mädchen. Als Grund gibt er an, dass er Schwarze nicht
möge. Er entschuldigt sich, wie von den Betreuern verlangt, möchte
aber nicht zurücknehmen, dass er Schwarze nicht mag.

«Mit der schwarzen Barbie will ich nicht spielen, die ist hässlich.»

«Deine Haare sind komisch.»

Sind diese Beobachtungen von drei Mitarbeitern unterschiedlicher
Bieler Tagessschulen* nun Fälle von Rassismus unter Primarschülern?
Trifft es Rothaarige, Grossohrige oder Asiaten nicht genauso hart? Die
Frage ist zweitrangig. Tatsache ist, dass eine dunkle Hautfarbe,
afrikanisches Aussehen, auch in der Stadt mit über 150 Nationen oft
als negativ gewertet wird, Multi-Kulti hin oder her.

«Kann ich das abwaschen?»

Eine Umfrage des BT unter Bieler Primarschulen und Sozialarbeitern
ergibt aber, dass Rassismus aufgrund der Hautfarbe nicht als Problem
wahrgenommen wird. Zumindest offenbar nicht so, dass er Gegenstand
breiterer Diskussion wäre. «Kinder schauen halt einfach auf das, was
ihnen auffällt. Ist einer dick, ist er ein Dickwanst, ist er schwarz,
wird er eben deshalb gepiesackt, einfach, weil das als anders auffällt
– das ist doch kein Rassismus», sagt ein Lehrer. Im Rahmen einer
Identitätsfindung versuche man durch Ausgrenzung anderer die eigene
Position zu festigen, erklären andere.

Wenn Kinder bereits in jungen Jahren erleben, dass ihre Hautfarbe als
negativ bewertet wird, führt das häufig dazu, dass sie anders sein
wollen. «Kann ich das hier irgendwie abwaschen?», fragt ein
dunkelhäutiges Mädchen die Mutter. Auch die eigenen Familie
unterstützt mitunter den Eindruck, dass dunkle Haut etwas Nachteiliges
ist. «Schön, die Kinder sind ja so hell, das ist gut!» Oder: «Michael
Jackson hat sich heulend im Bett gewälzt, weil er schwarz ist… Als
Schwarzer bist du nichts.»

Die Mitarbeiterin einer Bieler Tagesschule stellt fest, dass auch
hellere Dunkelhäutige ihre dunkleren Mitschüler bewerteten: «Du bist
ja wirklich besonders schwarz!» Oft sind die Mitarbeiter überfragt,
wie sie reagieren sollen. «Die Rassismus-Keule auszupacken ist nicht
immer richtig», findet eine Befragte.

Rassismus: Kein Thema

Marcel Meier, Leiter Dienststelle Kinderbetreuung und
Schulsozialarbeit, kann ebenfalls keinen Rassismus der Hautfarbe an
Bieler Schulen ausmachen. Dieser sei zumindest ihm und seinen
Mitarbeitenden nicht zu Ohren gekommen, sei seit neun Jahren nie ein
Thema an den Teamsitzungen gewesen. «Da spielen andere Sachen eine
Rolle – Cyber-Mobbing, Gruppenzugehörigkeit oder Sexting.» Ein
Psychologe, der lieber anonym bleiben möchte, sagt hingegen:
«Rassismus gibt es. Auch in Biel. Ich höre dies aber fast mehr aus
ländlichen Gemeinden, die politisch konservativer sind.»

Bagatellisierte Probleme?

Die Studie «Schwarze Menschen in der Schweiz» im Auftrag der
Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus stellte 2004 fest, dass das
Problem von Lehrern bagatellisiert werde. Nach dem Motto: «Kinder sind
so, ihr Kind ist einfach zu empfindlich.» Ein weiteres Fazit der
Studie: Ausnahmslos alle Interviewpartner, die ihre Primarschule in
der Schweiz absolviert hatten, erinnerten sich an erlittene aggressive
Handlungen seitens ihrer Schulkameraden, seien diese verbaler oder
physischer Art. Bei der Befragung erzählt ein achtjähriges Kind: «Sie
plagen mich und sagen ‹Neger› oder ‹verbranntes Schokoladen-Gesicht›.
(…) Also sie sagen, wann ich mitspielen darf, dann spiele ich
‹Fangis› mit und dann sagt einer wieder: ‹Du spielst heute nicht mit,
weil du so braun bist.›»

«Probleme eher bei Erwachsenen»

«Rassismus an der Schule Mühlefeld ist schon ein Thema, allerdings
nicht spezifisch in Bezug auf Hautfarben», sagt Iris Bachmann,
Co-Leiterin der Schule Mühlefeld. «Da geht es eher um
Missverständnisse unter Sprachgruppen. Hänseleien beim Spielen oder
Grosse, welche ein Kleines plagen. Auch schwierige
Familienverhältnisse, unterschiedlichste Hintergründe oder
traumatische Erfahrungen können zu auffälligem Verhalten oder
Ausgrenzung führen.»

Grundsätzlich wolle man ein Klima der Begegnung und des Respekts
füreinander schaffen. Auch versuche man in Rollenspielen mit den
Kindern, in Aussenseiterpositionen zu schlüpfen und so klarzumachen,
wie sich Ausgrenzung anfühlt. «Ich denke, die Kinder sind heute
gewohnt, Mitschüler anderer Hautfarbe in der Klasse zu haben. Unter
Erwachsenen gibt es grössere Problem mit Rassismus. Da sehe ich immer
wieder, wie sich Leute im Zug wegsetzen, weil sie nicht neben einem
dunkelhäutigen Menschen sitzen wollen.»

Dieser Einschätzung widerspricht unter anderem die 18-jährige Dara Da
Silver (siehe Text rechts). «Von der 1. bis 6. Klasse war es am
stärksten spürbar, dass ich anders als die Mehrheit bin», erinnert
sich die heute 18-Jährige Halbbrasilianerin.

*Namen der Redaktion bekannt

«Habe mich nie diskriminiert gefühlt»

Eine dunkelhäutige Frau*, die im Bereich der Migration arbeitet,
erklärt: «Es kommt öfters vor, dass ich in einer Beratung
Informationen gebe, und die Leute fragen dann bei einer weissen
Kollegin nach, ob das so stimmt. Es herrscht oft die Meinung, dass
Schwarze unpünktlich sind, schlampig und nichts fertig kriegen bei der
Arbeit. Etwa zweimal wöchentlich werde ich von Männern angesprochen,
die wohl glauben, dass ich Geld nötig hätte und leicht zu haben wäre
oder einen schlechten Aufenthaltsstatus hätte und darum heiraten
möchte. Ich schaue dann einfach auf den Boden, dann wissen sie, dass
sie sich getäuscht haben. Aber ich habe mich in der Schweiz eigentlich
nie diskriminiert gefühlt. Viele Schwarze arbeiten auf Jobs, für die
sie in ihrer Heimat überqualifiziert wären. Aber wenn sie das
Schweizer Diplom nachmachen, finden sie auch etwas. Frauen arbeiten
häufig als Pflegerinnen, Putzfrau oder Verkäuferinnen, diese drei
Sektoren. Ich ärgere mich über jene schwarzen Männer, die Drogen
verkaufen und im Ausgang oder auf den Strassen rumlungern. Das färbt
auch auf uns ab.
gau

*Name der Redaktion bekannt

Leben in der Region mit dunkler Hautfarbe

Dara Da Silver, KV-Lehre am BFB, 18 Jahre:
«Meine Mutter ist Brasilianerin, mein Vater Schweizer. Dass ich anders
als die Mehrheit bin, habe ich am stärksten zwischen der 1. und 6.
Klasse gespürt. ‹Hast du in den Gegenwind geschissen?›, wurde ich
gefragt und solche Sachen. Ich bin ja nicht ganz dunkel, weil ich ein
Mischling bin, da geht es mir vermutlich besser. Aber als ich ein paar
Mal zur Lehrerin ging, passierte eigentlich gar nichts, da hätte ich
mir mehr Unterstützung gewünscht. Lange habe ich versucht, meine Haare
zu glätten, wollte so sein wie die anderen. Heute akzeptiere ich, wie
ich bin. Ich fühle mich hier sehr wohl, es gibt unglaublich viele
Nationen in Biel, da findet jeder sein Plätzli. Auch, wenn man immer
mal wieder schräg angeschaut oder als Kundin anders behandelt wird,
gerade wenn ich mit meiner Mutter unterwegs bin. Obwohl ich es gerne
organisiert habe und das Leben in Südamerika unsicherer ist, fühle ich
mich den Brasilianern menschlich oft näher. Da ist viel Wärme,
Offenheit, Fröhlichkeit, wo hier jeder mehr für sich lebt und der Rest
oft egal ist.»
gau

Mamadou Diop, Bieler Stadtrat PSR, Informatiker:
«Vielen Dunkelhäutigen in Biel geht es wie dem Baum, den man
verpflanzt. Der kann schon wachsen, aber er wird vielleicht weniger
gross. 1978 reiste ich aus dem Senegal ein.
Damals hat man uns Schwarze eher respektiert, man kannte uns,
interessierte sich für das fremde Land und wie man dort lebt. Das hat
sich geändert. Klar, es gibt überall solche, die Ausländer nicht
mögen. Ich verstehe das, mich stört es nicht. Aber viele Schwarze
haben Komplexe und wittern überall Rassismus. Das ewige Jammern über
Rassismus bringt aber doch nichts! Man braucht eben eine gute
Ausbildung, dann findet man auch eine Stelle. Und dann ist es einfach
so: Wer im Ausland lebt, muss Vorbild sein! Denn er wird vielleicht
Massstab für eine ganze Nation. Sicher, auch ich musste schon schwarze
Frauen in Schutz nehmen, die von Männern belästigt wurden. Sie
dachten, sie seien Prostituierte oder sonstwie interessiert an ihrem
Geld. Es sind eben nunmal nicht alle Schwarzen Drogendealer oder
Prostituierte.»
gau

Nadine Ndjoko- Peisker, Juristin Bellmund, lancierte die Strumpfmarke
Ownbrown:
«Vielen fällt es schwer, sich mit dunkelhäutigen Frauen zu
identifizieren. Eine schwarze Sklavenfigur auf einem Bieler Karussell
(siehe auch Einspalter rechts, das BT berichtete 2013) stört sie eben
nicht. Aber sie fragen sich nicht, warum das für sie normal ist. Die
Europäer haben viel Arbeit vor sich, was ihren Blick auf die
Gesellschaft angeht. Bei Rassismus liegt der Teufel häufig im Detail.
Kinderspiele wie ‹Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?›, auch wenn sie
nicht rassistisch gemeint sind, prägen eben die Imagination und später
die Wahrnehmung als Erwachsene. Diese Mikroaggressionen machen
möglich, dass der rassistische Blick weiter Bestand hat – fein und
leise. Wichtig ist die Offenheit und Gesprächsbereitschaft zum Thema.
Diese kann man nicht immer und von jedem gleichermassen erwarten, wohl
aber von offizieller Seite der Stadt Biel, wenn sie von Bürgern auf
eine erniedrigende Darstellung wie dem schwarzen Sklaven im Karussell
hingewiesen wird.»
gau

Uschi Janowsky, Tänzerin, Lehrerin für Afro-Tanz:
«Toll, dass Biel so farbig geworden ist! Manchmal sitze ich in einem
Café und zähle, wie viele Dunkelhäutige reinkommen – erstaunlich
viele. Ich wurde 1948 in Köln geboren, meine Mutter hat man als
‹Negerhure› beschimpft. Als 17-Jährige kam ich als Tänzerin ans
Städtebundtheater, galt in der Stadt als Exot und musste mir anhören
‹geh doch wieder dahin, wo du herkommst›. Ich war überall
Aussenseiterin – aber die Ballettschule und die Kunst haben mich
gerettet, da war die Hautfarbe nicht so wichtig und ich durfte
Hauptrollen tanzen. Wohlgefühlt habe ich mich auch im New Yorker
Viertel Harlem, da wurde ich akzeptiert. Hier in Biel ist es
schwieriger für mich, mit Schwarzen in Kontakt zu kommen. Nun lebe ich
seit mehr als 50 Jahren hier, bin 68 Jahre alt, meine Freunde sind
weiss und ich spreche deutsch, aber wenn ich das Wort ‹Neger› höre,
sträuben sich mir immer noch sämtliche Nackenhaare, das ertrage ich
schlecht, das ist einfach ein Tabu, das sollte sich herumgesprochen
haben.»
gau

Rose Baumann, ehemalige Pflegehelferin:
«Ich komme aus Kamerun und habe einen Schweizer geheiratet. Ich kam
her, weil ich ein gutes Leben für meine Kinder wollte. Natürlich gehe
ich abstimmen, das finde ich wichtig. Ich habe mich in Biel auch
sozial engagiert, als Integrationshelferin für Schüler und in einem
afrikanischen Kulturzentrum zum Beispiel. Als Christin denke ich: Gott
hat Schwarze und Weisse geschaffen, in unseren Adern ist das Blut rot.
Punkt. Ich glaube, ich habe mich hier ganz gut angepasst, dafür ist es
wichtig, ein Schulsystem, das politische System und so weiter zu
verstehen. Den afrikanischen Jungs in der Schule habe ich zum Beispiel
beigebracht, dass sie der Lehrerin durchaus ins Gesicht sehen sollen
und dürfen, anders als daheim, wo das als respektlos gilt. Wenn eine
Putzfrau einen Tisch putzt, muss sie sich merken, wo was steht.
Arrangiert sie die Gegenstände nach dem Abwischen falsch, herrscht
Irritation. So ist es auch mit der Integration. Nur was das Lachen
angeht, bin ich afrikanisch geblieben, das wird sich wohl nie ändern.»
gau

Hafida Amezile, Reinigungskraft:
«Ich bin seit vier Monaten in Biel und komme aus Marokko. Gerade bin
ich auf dem Weg zum Deutschkurs. Ich finde es sehr wichtig, sich
verständigen zu können, auch für die Integration. Wie ich meinen
Schweizer Mann kennengelernt habe? Das ist eine sehr persönliche
Frage. An der Schweiz mag ich, dass man sich gegenseitig ‹Guten Tag›
sagt, besonders auch auf dem Land. Dass man Respekt voreinander hat.
In Frankreich beispielsweise habe ich das oft anders erlebt. Hier
stehen die Leute im Bus auf, um alten Menschen Platz zu machen. In
einer Stadt wie Casablanca muss man hingegen aufpassen, wenn man sein
Handy herausholt, damit es einem nicht geklaut wird. Und ich liebe die
Freiheit in Biel – auch in der Kunst – den Bielersee, die Natur …
Grundsätzlich habe ich es lieber ruhig, Biel ist mir schon manchmal zu
stressig, zu viele Menschen. In Agadir habe ich als Pflegehelferin
gearbeitet. Wäre schön, wenn ich eines Tages hier auch wieder diesen
Beruf ausüben könnte, eine Ausbildung machen könnte.»
gau

«Black Biel» eine Stimme geben

Buchprojekt Myriam Diarra, Franziska Schutzbach und Fork Burke wollen
mit dem Projekt «Black Biel» die Geschichten schwarzer Frauen in der
Stadt sammeln. Angefangen hat alles mit der Darstellung eines Sklaven
auf einem Bieler Kinderkarussell.

«Black Biel». So heisst das Projekt, das dunkelhäutigen Frauen in Biel
mit einem Buch mehr Gewicht verleihen möchte, ihre Geschichte erzählen
und damit Verständnis schaffen möchte für eine breite Palette an
Hintergründen, die von aussen nicht selten auf eine Hautfarbe und
einige Klischees reduziert werden. Allerdings fehlen vorerst Gelder
für das Projekt.

«Sie haben etwas beigetragen»

Hinter Black Biel stehen die Tanzpädagogin und Mitarbeiterin einer
Tagesschule, Myriam Diarra, die amerikanische Künstlerin und Lyrikerin
Fork Burke sowie die Bieler Gender-Forscherin Franziska Schutzbach.
Was sie mit dem Projekt bezwecken? «Diese schwarzen Frauen haben etwas
beigetragen, sie sind ein aktiver Teil unserer Gesellschaft, arbeiten
als Pflegerinnen oder engagieren sich in der Kirchengemeinde», sagt
Fork Burke, die vor einigen Jahren aus New York hierher zog. Die
Illusion zerstören wollten sie, dass sie nichts tun, diese Frauen,
ihnen eine Präsenz verleihen.

Angefangen hatte das Unternehmen, nachdem sie 2013 zusammen mit
anderen eine Petition eingereicht hatten, die sich an einer
Sklavendarstellung auf einem Bieler Karussell störte. «<Es fühlte
sich an, als habe sich seit dem Kolonialismus kaum etwas daran
geändert, dass schwarze Menschen als Bedienstete angesehen werden»,
erklärt Fork Burke. Auf ihre Kritik hin sei viel Gegenwind gekommen.
«Wir mussten uns für unsere Empfindung verteidigen, nach dem Motto, es
ist okay, wenn es für den weissen Schweizer okay ist.»

Schwarze Stereotypen

Die schwarze Geschichte sei einfach in Europa und seinen Schulen kaum
präsent, bedauert die Amerikanerin. Und suche man ein Buch mit einem
starken, dunkelhäutigen Charakter, sei das extrem schwer. «Ich konnte
nur Bücher von Weissen finden, welche schwarze Kinder dann häufig mit
Zebras porträtieren.» Auch die dunkelhäutige Schweizerin Myriam Diarra
wünscht sich manchmal eine differenziertere Wahrnehmung von
Dunkelhäutigen. «Häufig werde ich auf einen Stereotypen reduziert,
nach dem Motto, du hast das Tanzen ja im Blut. Nein, ich habe
Tanzunterricht genommen und Reggae-Parties mag ich auch nicht.»

In der Tagesschule habe sie einmal eine Mutter angesprochen, sagt
Diarra, deren Kind ein dunkelhäutiges Mädchen mit «Kacka» angeredet
habe. Weil sie aus eigener Erfahrung weiss, wie das wehtun kann. Die
Mutter habe kein Verständnis gezeigt. «Sie sagte mir, ihre Tochter sei
schockiert gewesen, denn sie habe ein gutes Herz und sei keine
Rassistin.» Es raube viel Energie, immerzu angestarrt zu werden, das
sei doch etwas Unhöfliches, jemanden so anzustarren. «Ich wäre gerne
einfach mal ich selbst.»
gau

Verdächtig – Was mein Kollege Mondher mit der Polizei erlebt hat |
Tama Gotcha! VLOG #8
Es gibt nichts Normaleres, als mit dem Rucksack in einen Laden zu
gehen. Als mein Kollege Mondher genau das tut, wird er von der Polizei
angehalten und muss sich ausweisen. Weil er tunesischer Abstammung
ist, ist er schon verdächtig – da kann er noch so ein anständiger
Schweizer Bürger sein.
https://youtu.be/yKkgnnncd_A?list=PLxaLzYC6hIP2vETFLdD7ozbO1_kUfwSGi

Table ronde: Racisme anti-noir: les défis genevois – FIFDH 2017
Festival du film et forum international sur les droits humains
15 ème édition du FIFDH
Le film documentaire I am not your Negro explore l’histoire du racisme
aux Etats-Unis, à travers les écrits de l’écrivain noir américain
James BALDWIN, qui montre les luttes sociales et politiques des
Afro-Américains au cours de ces dernières décennies.
La projection du film a été suivi d’une discussion sur la
discrimination anti-noir à Genève, inscrit dans le cadre de la Semaine
de lutte contre le racisme 2017.
https://www.youtube.com/watch?v=u3PD4PkEHlY