Der Bundesrat hat heute entschlossen, weiterhin in sogenannte Integrationsmassnahmen für Migrant_innen zu investieren. Wenn in einem Staat, indem sich Rassismus und Wettbewerbslogik die Hand reichen, Millionen in etwas Gutklingendes wie Integration gesteckt werden, sollte hingeschaut werden.
Von: antira.org
Was Integrationsmassnahmen im Einzelnen vermögen, ist sehr unterschiedlich. Wir wissen, dass Migrant_innen teilweise froh sind um diese Massnahmen. Ein Freund beschrieb sein Praktikum jüngst hoffnungsvoll als Strohhalm, an dem er sich hält, um nicht ganz im Sumpf unterzugehen. Wir wissen auch, dass antirassistische Strukturen im Einzelfall oft weniger materielle Hilfe bieten können, als die Massnahmen, die wir im Folgenden kritisieren wollen. Trotzdem denken wir, dass sie kritisch betrachtet werden müssen. Sie sind Ausdruck von Rassismus. Hier einige Beobachtungen, die wir zur Diskussion stellen möchten.
Herabsetzung: Integrationsmassnahmen fördern und fordern Migrant_innen von oben herab, indem sie davon ausgehen, dass Sprache, Kultur oder Religion von Migrant_innen für deren Lebensverhältnisse verantwortlich seien. Gleichzeitig sichern Intergrationsmassnahmen die Macht der Rassismusprivilegierten, indem sie die in der Schweiz vorherrschende Sprache, Kultur und Arbeitsmoral als anzustrebende Normalität präsentieren und suggerieren, dass der Wohlstand von Rassismusprivilegierten allein von deren Leistung, Arbeitsethos und Anpassung an die Gesellschaft abhängen.
Gewalt: Integrationsmassnahmen sehen für Migrant_innen, die sich in den Augen der Integrierenden nicht genügend um Integration bemühen, Zwänge und Sanktionen vor. Für Rassismusprivilegierte bleibt Integration eine freiwillige Angelegenheit. Unternehmen, die sich an Integrationsmassnahmen beteiligen, winken gar finanzielle Anreize.
Ausbeutung: Integrationsmassnahmen vermitteln Migrant_innen in unbezahlte Beschäftigungsprogramme, kaum bezahlte Praktika oder prekäre Jobs. Für schweizer Unternehmer_innen stellen die Massnahmen deshalb ein flexibel ausbeutbares Arbeitskräftereservoir dar. Gleichzeitig entstehen immer mehr gut bezahlte Jobs für Rassismusprivilegierte, die für die Integrationsmaschinerie arbeiten.
Diskriminierung: Integrationsmassnahmen verschleiern rechtliche und politische Strukturen, die es Rassismusbetroffenen erschweren oder verunmöglichen, selbstbestimmt ihr Leben zu gestalten. Sie blenden auch aus, dass Teile der Rassismusprivilegierten sich (politisch) organisieren, um Migrant_innen soziale und politische Rechte vorzuenthalten, ihnen den Zugang zu Bildung, Wohnraum und Arbeit, in öffentliche Institutionen und Ämter ebenso wie in Clubs und Vereine systematisch zu erschweren.
Wer Integration sagt und damit Emanzipation meint, könnte damit beginnen, das Rassismusproblem in der Schweiz zu bekämpfen.