Medienspiegel: 15. Januar 2017

+++LUZERN
Flüchtlilnge in WG aufnehmen
http://tele1.ch/DesktopModules/MyVideoPlayer/Player.aspx?id=26841|526&embedd=false&autoplay=true

+++ST. GALLEN
Jugendarbeit sucht Uma’s
NEKJA SG, das Netzwerk für Kinder- und Jugendarbeit im Kanton
St.Gallen, will sich vermehrt um die Uma’s, die unbegleiteten
minderjährigen Asylsuchenden kümmern. Diese wachsende Gruppe von Geflüchteten hat bis jetzt kaum Zugang zur Kinder- und Jugendarbeit gefunden.
http://www.saiten.ch/jugendarbeit-sucht-umas/

+++ZÜRICH
Gegen die Mauer anspielen
Das Stück «Lampedusa» von Anders Lustgarten führt zu strandenden Flüchtlingen auf der italienischen Insel und zu Sozialfällen nach Nordengland.
http://www.landbote.ch/front/gegen-die-mauer-anspielen/story/19481577

+++SCHWEIZ
Grenzschutz – Bundesrat Maurer will Grenzen besser bewachen
http://www.teletop.ch/programm/heute-auf-tele-top/art/heute-auf-tele-top-001709096/

+++ANTI-ERITREA-FLÜCHTLINGE-KAMPAGNE
NZZ am Sonntag 15.01.2017

Schlecht fürs Leben. Aber gut für Ferien

Von nirgendwo flüchten so viele Menschen in die Schweiz wie aus
Eritrea. Für Ferien kehren Tausende von ihnen aber gern in die Heimat zurück. Eine Vergnügungsreise in ein Land, aus dem man nicht ganz schlau wird.

Von Christian Zeiler und Tomas Wüthrich (Fotos)

Wer Asmara tanzen sehen will, muss ins Kellergeschoss. «Wo ist der Klub?» Der Türsteher im dunklen Eingangsbereich zeigt nach hinten, vorbei an der Menge, die im schwachen Licht um Bierflaschen sitzt. «An der Bar vorbei, zur Tür raus, die Treppe runter.»

Im Innenhof stehen kleine Gruppen junger Menschen, Zigarettenrauch vermischt sich mit dem Geruch von Alkohol und Aufregung. Vor dem Eingang in den Kellerraum hat sich eine kurze Schlange gebildet, Hip-Hop-Beats drängen am bulligen Türsteher vorbei in die Kühle der Hauptstadtnacht. Ein Stempel aufs Handgelenk, 100 Nakfa, ein eritreischer Wochenlohn, doch wen kümmert das hier? Wer ins Aiba geht, lebt in einer anderen Welt.

Eritrea, das bedeutet für die meisten Menschen in Europa Flüchtlinge und Menschenrechtsverletzungen. Eritrea, das ist für diese jungen Menschen hier Ferien- und Partymachen.

Sie kommen aus Schweden, den USA, Deutschland und auch aus der Schweiz. Sie verbringen Wochen, manchmal Monate in der eritreischen Hauptstadt Asmara, besuchen Familie, das Land der Vorfahren und natürlich: das Aiba. Hotel, Restaurant, Klub. Hotspot der tanzenden eritreischen Diaspora-Jugend.

Auf der Tanzfläche schmiegen sich kurze Röcke an Baggy Pants, zu
Rihannas «Work, Work, Work» versucht sich ein Typ in sexuellen
Trockenübungen an einem twerkenden Mädchen. Nicht weit davon entfernt stehen Rahwa und Simon Berhane, eritreische Wurzeln, geboren in der Schweiz und aufgewachsen in Bern. Ihretwegen sind wir hier. Wegen dieser beiden Jugendlichen, die in Eritrea nicht das Böse sehen, sondern ein Sommerferienziel. Wegen ihres Vaters Yohannes, der den Kindern die Heimat zeigen will. Eritrea: das Land, aus dem so viele in die Schweiz geflohen sind.

Deutungskampf in Genf

Vier Wochen zuvor auf der Berner Schützenmatte. Yohannes Berhane und seine Tochter Rahwa besteigen einen doppelstöckigen Car, der sie nach Genf bringen soll. An den meisten Tagen im Jahr sind die beiden gewöhnliche Bürger der Bundesstadt, gehen zur Arbeit, zahlen Steuern, bringen sich ein in die Gesellschaft. Rahwa hat vor kurzem die Lehre abgeschlossen, Yohannes arbeitet als Betreuer in einem Zentrum für minderjährige Asylsuchende. An diesem Tag im Juni aber sind Vater und Tochter vor allem Eritreer.

In Genf versammeln sich Eritreer aus ganz Europa, um für die Regierung in Eritrea und gegen die Sanktionen der Internationalen Gemeinschaft zu demonstrieren. Zwei Tage später werden sich an derselben Stelle Eritreer aus ganz Europa versammeln, um gegen die Regierung in Eritrea und für härtere Sanktionen zu demonstrieren. Nie sonst treten die beiden gegensätzlichen Gesichter des kleinen Landes am Horn von Afrika so deutlich hervor.

Im Berner Reisecar ist die Stimmung ausgesprochen fröhlich. Es wird geklatscht, geredet, aus grossen Boxen ertönt eritreische Volksmusik. Die meisten hier sind über 40 Jahre alt, viele von ihnen leben seit längerem in der Schweiz. Sie sind das, was man die ältere Generation der Eritreer im Ausland nennt. Die Leute im Reisecar sind während des Unabhängigkeitskrieges 1961 bis 1991 gegen Äthiopien geflohen und haben sich in den neuen Ländern integriert. Sie reisen mit ihren Kindern regelmässig nach Eritrea, zahlen 2 Prozent ihres Lohnes als Aufbausteuer in die Heimat und halten grosse Stücke auf die Befreiungskämpfer von einst – dieselben Kämpfer, die heute das Land beherrschen.

Einer dieser älteren Generation ist Yohannes Berhane. Weil er nicht im äthiopischen Militär gegen Eritrea kämpfen wollte, floh er zusammen mit seiner Frau damals in die Schweiz. Hier arbeitete er auf dem Schlachthof, als Reinigungskraft oder als Barmann – die Verhältnisse waren prekär, die Pläne klar: Sobald in der Heimat wieder Frieden herrscht, kehrt die Familie zurück.

Berhanes fieberten am Fernseher mit, als Eritrea unabhängig wurde, und sie schauten erschrocken zu, als das Land 1998 in den nächsten Krieg mit Äthiopien schlitterte. Yohannes fand einen Job im Tierspital, die Kinder gingen zur Schule, die Familie wurde sesshaft. Seit 2000 besitzt Yohannes eine Aufenthaltsbewilligung – doch seine Heimat lässt ihn nicht los. «Man verurteilt das Land, ohne es besucht zu haben», sagt er. «Das Bild, das von Eritrea vermittelt wird, ist falsch.»

Es ist ein Bild, das zum grössten Teil auf den Berichten der
Untersuchungskommission des Uno-Menschenrechtsrates zu Eritrea beruht. Ihre Vorwürfe an die eritreische Regierung sind klar und heftig: Sklaverei, weit verbreitete Folter, aussergerichtliche Hinrichtungen, Verschwindenlassen von Menschen. Das ist eine Einschätzung, die im Wesentlichen auch von der Schweiz geteilt wird. Eritreischen Flüchtlingen drohten im Fall einer Rückkehr «drakonische, willkürliche Strafen», schreibt das Staatssekretariat für Migration. Personen, welche die Regierung kritisieren, würden meist ohne Verfahren inhaftiert.

Einst als Hoffnung des afrikanischen Kontinents gefeiert, wird Eritrea heute von der internationalen Gemeinschaft isoliert wie kaum ein anderes Land. Für die Menschen im Berner Bus ist das ein Skandal. Deshalb die Demo. Und deshalb Genf. Stoppt die ungerechten Sanktionen gegen Eritrea! Lehnt die tendenziösen Eritrea-Berichte ab! Genug Ungerechtigkeiten gegen Eritrea!

Auf der Genfer Place des Nations schreien Eritreerinnen und Eritreer aus ganz Europa ihre Parolen in Richtung des Uno-Hauptgebäudes. Yohannes Berhane steht daneben und sagt: «Schau dir diese Leute an! Eritrea ist besser als sein Ruf.» Zwei Tage später wird eine Organisatorin der Gegendemonstration auf demselben Platz stehen und sagen: «Wir hoffen, dass die Welt sieht, wie schlecht es um Eritrea steht.» Zwei komplett unterschiedliche Sichten auf ein so kleines Land – wie ist so etwas möglich? Wie können die einen Ferien machen in dem Land, aus dem die anderen fliehen? Wir beschliessen, mit der Familie
Berhane nach Eritrea zu fahren.

Fünf Regierungen, ein Leben

Ein Wohnquartier in Asmara, unsere Reise beginnt mit einem
Familienbesuch. Yohannes sitzt auf einem gemütlichen Polstersessel im Wohnzimmer, daneben sein Vater, seine Mutter, Sohn Simon und am Boden die Schwägerin, die Bohnen röstet für die traditionelle Kaffeezeremonie. Das Wohnzimmer der Familie Bein ist so etwas wie ein Mikrokosmos Eritreas: Inmitten alter Schwarz-Weiss-Fotografien haben sich drei Generationen aus dem In- und Ausland versammelt.

Da ist der Vater, der die Geschichte des Landes repräsentiert. Berhane Bein, 1927 geboren, hat fünf Regierungen erlebt: Italien als Kolonialmacht; die Briten, die die Wirtschaft zerstörten; Äthiopien unter Haile Selassie; Äthiopien unter dem brutal agierenden Derg; und zuletzt das unabhängige Eritrea unter der Führung der einzigen Partei PFDJ. «Er sagt, es sei nie alles schlecht gewesen», übersetzt Yohannes. Die Italiener hätten die Eritreer schlecht behandelt, aber eine funktionierende Wirtschaft aufgebaut. Die Engländer hätten Eritrea wirtschaftlich um Jahrzehnte zurückgeworfen, aber die Schulbildung verbessert. «Es gibt immer Positives und Negatives.»

Da ist Yohannes Berhane, der nach eritreischer Tradition den Vornamen seines Vaters zum Nachnamen trägt. Er ist mit Rahwa und Simon nach Eritrea gekommen, um mit ihnen durch das Land zu reisen und ihnen zu zeigen, wie die Menschen hier leben. Den drei Bernern sieht man das Ausland an: Brille, Kappe, beiges Gilet und beige Cargohosen trägt der Vater, hippe Klamotten der Nachwuchs. Sohn Simon erzählt, dass er in der Stadt ein Red Bull für umgerechnet 8 Franken gekauft habe. «Viel zu viel!», ruft Yohannes aus. «Ist doch egal», sagt Simon. «Aber wenn ich mir überlege, wie wenig die hier verdienen, ist das schon verrückt.»

Und da ist Yohannes’ Schwägerin, die mit ihrem Mann Solomon in Asmara wohnt. Er wurde 1994 in den Nationaldienst eingezogen, arbeitet nebenher in der Fahrschule der Familie und verdient umgerechnet 30 Dollar im Monat. Zu wenig, um eine Familie zu ernähren. «Wir unterstützen ihn finanziell», erklärt Yohannes. «Soll er etwa illegal nach Europa reisen? Er müsste seine Pension aufs Spiel setzen und würde dann wahrscheinlich Sozialhilfe beziehen.»

Dass seine Lage aber auch in Eritrea problematisch ist, gibt Yohannes zu. Sein Bruder müsse Militärdienst leisten und könne seine finanzielle Situation nicht verbessern. «Das darf man so sagen», fügt er an. «Wir können das kritisieren, weil es die Wahrheit ist. Die Regierung kennt das Problem. Sie arbeitet daran.»

Dienst ohne Begrenzung

Als wir dem Problem an einem heissen Julimorgen begegnen, fährt es auf vier Rädern über die hügelige Strasse von Asmara nach Keren. Yohannes hat unseren Fahrer um einen Stopp gebeten, am Strassenrand liegen ausgebrannte äthiopische Panzer, die er den Kindern zeigen will. «Zur Erinnerung an den Befreiungskampf», sagt Yohannes, während er mit seinem iPad Familienfotos schiesst. Da taucht in der Ferne ein weisser Reisebus auf. «Sie kommen!», ruft Yohannes und stellt sich mit Tochter Rahwa an den Strassenrand. Als der Bus gemächlich vorbeifährt, blicken
uns von innen die Gesichter junger Männer und Frauen an. Einige
winken, lachen und rufen. «Das ist die 30. Runde», erklärt Yohannes. «In diesen Tagen beginnt ihre Ausbildung in Sawa.»

Zum 30. Mal seit 1994 zieht Eritrea seine Jugend in den Nationaldienst ein. Einrücken muss grundsätzlich jeder und jede, Ausnahmen sind selten. Das 12. Schuljahr in Sawa umfasst eine militärische Ausbildung und ein Abschlussexamen, das über die Zukunft der Jugendlichen entscheidet. Die Besten des Jahrganges besuchen eine der sieben Hochschulen des Landes. Ein Teil erhält eine Berufsausbildung und arbeitet dann in einem Regierungsbetrieb. Der Rest landet beim Militär. Sawa taucht in fast jeder Befragung von Asylsuchenden in der Schweiz auf – nicht selten als Fluchtgrund. Für Yohannes ist es das Rückgrat der Gesellschaft. Zusammen mit den Kindern hat er das Camp
besucht und die Abschlussfeier der 29. Runde erlebt. «In Sawa treffen sich Jugendliche aus allen Teilen des Landes», sagt Yohannes. «Sie werden auf ihr Leben vorbereitet, lernen Disziplin und die Geschichte ihres Landes. Das hält Eritrea zusammen.»

Drei Stunden später in Keren brennt die Sonne gnadenlos. In der
zweitgrössten Stadt des Landes, mehrheitlich von Muslimen bewohnt, posiert Familie Berhane stolz vor einer Wandmalerei: eritreische Freiheitskämpfer, romantisch inszeniert. Yohannes, seine Kinder und deren Cousins lächeln in die Kamera, strecken die Faust in die Höhe – die Passanten schauen zu und wundern sich. Nach kurzer Zeit wird den Kindern die Hitze zu viel. Sie wollen etwas trinken, essen, Hauptsache Schatten. Ob sie sich je so mit Eritrea identifizieren werden wie der Vater?

Yohannes freut sich, dass sich seine Tochter überlegt hat, freiwillig
die militärische Ausbildung in Sawa zu absolvieren. «Natürlich wäre das hart für jemanden aus der Schweiz», sagt er. «Aber sie könnte ihr Know-how einbringen und etwas bewegen.» Nach dem Abschluss dann wäre Rahwa frei. Ganz anders die Gleichaltrigen aus Eritrea. Obschon mehrfach angekündigt, gibt es für Einheimische keine zeitliche Begrenzung des Nationaldienstes. In den Dörfern, die wir auf unseren Reisen besuchen, leben fast nur ganz junge und ältere Menschen – alle anderen sind im Militär oder arbeiten andernorts in einem staatlichen Betrieb. Die Landbevölkerung verarmt.

Dass dies der Hauptgrund dafür ist, dass so viele Menschen das Land verlassen, darin sind sich Uno und eritreische Regierung einig. Doch während die internationale Gemeinschaft den Fokus auf die Konsequenzen für Eritreerinnen und Eritreer legt – unbegrenzter Dienst, teilweise Zwangsarbeit, Berichte von Vergewaltigungen und Folter –, verweist man in Asmara auf den Grund der Massenmobilisierung: Schuld ist, wie so oft, die Bedrohung durch den grossen Nachbarn. Auch Äthiopien wird von
einem repressiven Regime geführt, doch im Unterschied zu Eritrea
unterhält das Land gute Beziehungen zum Westen und gilt als Partner im Kampf gegen den Terror. Seit Jahren stehen sich die beiden Länder in einer Situation gegenüber, die weder Krieg noch Frieden ist. Erst im Juni letzten Jahres ist es an der Grenze erneut zu heftigen Kämpfen gekommen.

Im kleinen Rom

Zurück in Asmara, 800 000 Einwohner, höchstgelegene Hauptstadt des Kontinents. Das kleine Rom, wie die Italiener es nannten, bietet Villenviertel, prächtige Paläste, alte Kinos und eine Promenade, die den Vergleich mit italienischen Städten nicht scheuen muss. Junge Männer und Frauen flanieren am Abend auf der Harnet Avenue, in den Bistros am Strassenrand wird Kaffee und Araki getrunken, aus der Richtung der grossen Moschee ertönt der Ruf des Muezzins, während Jugendliche vor der katholischen Kathedrale Pläne für den Ausgang schmieden.

Die Zehntausende Eritreerinnen und Eritreer, die während der
Sommermonate aus der Diaspora in ihr Heimatland reisen, verleihen Asmara einen ungewohnt geschäftigen Touch. Kriminalität gibt es hier kaum, dafür eine Gastfreundlichkeit, die angesichts der Armut überrascht. So weit die Fassade.

Hinter der Fassade versteckt sich eine Gesellschaft, die tief geprägt
ist von jahrzehntelangem Kriegszustand, von Konspiration und von
Misstrauen. Eine Gesellschaft, in der nur wenige wirklich gut leben
und manche alles aufgeben, um ihr Leben zu retten.

«Gell, wir haben den Krieg gegen Äthiopien gewonnen?», fragt Rahwa ihren Vater. Es ist Abend, wir sitzen mit Familie Berhane in einem Restaurant der Hauptstadt. «Natürlich», antwortet Yohannes. Eritreer seien gut im Kämpfen und kompromisslos in der Diplomatie. «Dafür hat das Land einen hohen Preis bezahlt. Aber es hat sich gelohnt. Schau doch die Hungersnöte in Äthiopien, ihre Abhängigkeit vom Ausland und die Unterdrückung der Minderheiten. Das gibt es bei uns nicht.» Doch
kein Eritreer habe freiwillig dreissig Jahre gekämpft, um jetzt
zuzusehen, wie dem Land die Menschen davonlaufen.

«Die Leute brauchen Möglichkeiten, sich zu entfalten», sagt Yohannes. Das ist eine Aussage, die typisch ist für ihn. Durch seine
Migrationsbiografie und das jahrzehntelange Leben in der Schweiz ist er unweigerlich in die Rolle des Vermittlers hineingewachsen. Mit der eritreischen Regierung will er es sich nicht verscherzen, doch er darf auch nicht zu unkritisch sein, weil er sonst der Schweiz gegenüber nicht mehr glaubwürdig wäre. «Medienfreiheit, Demokratie, die neue Verfassung, das sind Ziele für die Zukunft», sagt Yohannes beim Essen. Solange Äthiopien die Grenze nicht anerkennen und die eritreische Regierung stürzen wolle, müsse man eben Abstriche machen. «Fragt doch die Leute auf der Strasse. Natürlich wollen sie Menschenrechte und Demokratie. Aber zuerst braucht es Stabilität und Sicherheit.»

Die zwei Seiten Eritreas

Am nächsten Tag schlendern wir durch die Strassen der Hauptstadt – für einmal ohne Begleitung. Als wir den Zerai-Deres-Platz vor der
Hauptpost überqueren, winken uns aus dem dritten Stock eines
Wohnblocks zwei junge Frauen zu: «Kommt hoch! Es gibt Kaffee!»

Oben sitzt eine Gruppe Australierinnen auf Betten und Sofas, ziemlich verkatert, aber auch sehr auskunftsfreudig. Sie hätten zwar keinen eritreischen Pass, aber Tigrinja sprächen sie alle ganz gut. Ins Aiba gingen sie regelmässig, bis vor kurzem hätten sie zudem eigene Partys in einem Haus am Stadtrand veranstaltet. «Die Asmarer sehen an uns, wie man im Westen lebt», sagt eine der jungen Frauen. «Ich glaube, die mögen uns nicht besonders.»

Wir gehen raus, um frische Luft zu schnappen. Oben auf der
Dachterrasse steht Joel, ein Freund der Clique, und zeigt nach Osten. «Da drüben müsst ihr hin: ‹Roof Garden›, bestes Restaurant der Stadt.» Für hiesige Verhältnisse zwar teuer, aber nicht vergleichbar mit anderen afrikanischen Hauptstädten. Typisch Asmara eben.

Der ganz grosse Luxus, wie ihn die Reichen überall in Afrika von Lagos bis nach Nairobi zelebrieren, ist hier nicht sichtbar. Auch Experten sind sich einig, dass Eritrea weit weniger korrupt ist als viele andere afrikanische Länder. Und doch scheint es Menschen zu geben, die sich am sozialistischen System deutlich mehr bereichern als andere. Die westliche NGO Transparency International führt Eritrea sehr weit hinten, auf Platz 154 von 168. Es gibt auch glaubhafte Berichte, laut denen hochrangige Militärs in den Menschenschmuggel involviert sind.

Das ist die eine Seite des Landes. Die andere sitzt nur wenige hundert Meter von der Hauptpost entfernt in einem kleinen Café mit geschmackvollem Interieur. Wir trinken Espresso aus einer
italienischen Kolbenmaschine, als ich einen jungen Mann bemerke, der uns beobachtet. Als ich mich zu ihm setze, lächelt er mich freundlich an.

«Können wir über Politik reden?»

«Nein, man kann nicht über Politik reden!»

«Wir sind Journalisten, und wir versuchen, etwas über das Land zu erfahren.»

Der Mann zögert.

«Weisst du, Eritrea ist keine Demokratie. In Eritrea gibt es keine
Menschenrechte.»

Er blickt sich um. Dann beginnt er zu erzählen.

«Ich habe erlebt, wie sie gekommen sind.» Er zeigt auf die Türe.

«Wie die Männer reingekommen sind und zwei meiner Freunde mitgenommen haben. Sie waren politisch engagiert und wollten das Land verlassen. Seither habe ich sie nie wieder gesehen.»

«Und du bleibst hier?»

«Nein. Dreimal habe ich es versucht. Dreimal haben sie mich erwischt. Das letzte Mal war ich schon über die Grenze. Sie haben mich ins Gefängnis von Barentu gesteckt. Vier Jahre, auf engstem Raum, ohne Gerichtsverfahren, nichts. Sie haben mich geschlagen, immer wieder. Körperliche Strafen sind normal.»

«Fürchtest du dich nicht, so offen zu reden?»

«Hab ich denn noch etwas zu verlieren? Es ändert sich ja nichts.
Deshalb gehen alle! Wegen dieser Unsicherheit, dieser Angst geht das Land kaputt.»

Szenenwechsel ins Paradies. «Was dieser Mann da sagt, ist seine
Sache», sagt Yohannes. «Ich zeige euch ein anderes Land.» Er sitzt im seichten Wasser vor einer Insel, im Hintergrund zwei Schnellboote am Sandstrand, um ihn herum Familie Berhane und blaues Meer, so weit das Auge reicht. Die Kinder sind da, die beiden Schwestern mit ihren Familien, der Bruder und sogar der Vater Berhane Bein.

Madot, diese kleine, langgezogene Insel, die nur aus Sand besteht, ist Teil des Dahlak-Archipels im Roten Meer vor der Küste Eritreas. Hier kann man durch kaum berührte Korallenriffe schnorcheln, Delphine beobachten oder sich ganz einfach, wie es Eritreer am liebsten tun, ins strahlend blaue Wasser setzen. Yohannes lächelt triumphierend und sagt: «In der Schweiz heisst es immer: Was? Ferien in Eritrea? Aber so etwas Schönes können sich die Leute überhaupt nicht vorstellen.»

Knapp zwei Wochen sind wir durch Eritrea gereist – vom
Leichtathletikstadion zum Märtyrer-Friedhof in Asmara, vom modernen Landwirtschaftscollege bei Keren bis nach Adi Keyh im Süden, wo die Bauern die Felder noch mit Ochsenkarren bestellen. Überall Idylle, Ruhe, friedliches Zusammenleben zwischen Ethnien und Religionen.

Nur zwischendurch, immer wieder: kleine Bemerkungen, Gesten, Hinweise, kaum hörbare Seufzer eines Volkes, das auf ein besseres Leben wartet. Das Wochenende am Meer soll der krönende Abschluss sein. Vom Hochplateau, auf dem Asmara thront, geht es auf nur 120 Kilometern Strecke 2300 Höhenmeter in die Tiefe in den Küstenort Massawa. In wenigen Stunden ändert sich die Klimazone, die Kühle der Hauptstadt weicht brennenden vierzig Grad.

Zurück vom Inseltrip, sitzen wir an der Aussenbar des Hotels und
trinken kühles Asmara-Bier aus der Flasche. Um die weissen
Plastictische streicht eine einäugige Katze, streng beobachtet von
einem Gockel, der auf dem Tresen steht. Simon sagt, er habe auf
Wikipedia gelesen, dass Eritrea den letzten Krieg gegen Äthiopien
verloren habe. «Da kann man ja alles schreiben», erwidert Yohannes. «Aber das kontrollieren doch Leute auf Wikipedia», erwidert Simon. «Das muss doch stimmen.» Yohannes seufzt. Im Krieg gewinne niemand, sagt er. «Aber Äthiopien hat Eritrea nicht besetzen können. Mental war es ein Sieg für uns.» Damit begnügt sich der Sohn. Vorerst.

Yohannes weiss, dass die Jugend über die Zukunft seines Landes
entscheiden wird. In der Diaspora, die Eritrea von aussen unterstützt; und in der Heimat, wo so viele in der Flucht den einzigen Ausweg sehen. Gelingt es seiner Generation nicht, den Jungen den Glauben an die eritreische Sache zu vererben, wird schon bald eine Utopie zu Grabe getragen. Dann wird das Streben nach persönlicher Perspektive über den Gesellschaftsentwurf siegen, für den so viele gestorben sind: Eritrea als unabhängiger sozialistischer Staat.

Wurzeln hier und da

Noch ist offen, wie sehr sich Yohannes’ Kinder für ihre Wurzeln
begeistern lassen. Sie sprechen Tigrinja, Eritrea gefällt ihnen – und
doch werden sie wohl immer Besucher bleiben im eigenen Land. Sie könne sich nicht vorstellen, hier zu leben, sagt Rahwa. Aber sie werde ganz sicher zurückkehren. «Später einmal Projekte verwirklichen, das wäre toll.» Auch Simon will wiederkommen: «Meine Wurzeln sind hier» sagt er. «Aber ich fühle mich als Schweizer.»

Yohannes nimmt das zur Kenntnis. «Man muss ja nicht in Eritrea leben, um Eritrea im Herzen zu haben», sagt er. Seine Rolle sei es, den Kindern möglichst viel über ihre Herkunft und über ihre Geschichte beizubringen. «Sie dürfen nicht vergessen, was die Märtyrer im Befreiungskrieg geopfert haben. Welchen Weg meine Kinder am Ende gehen, entscheiden sie selbst.»

Dürfen die das?

Von den Zehntausenden von Eritreern, die jährlich ihr Heimatland als Touristen besuchen, tun das nicht alle legal. Die Schweiz gewährt Heimatreisen von Eritreern mit Flüchtlingsstatus nur in Ausnahmefällen wie einer schweren Krankheit oder beim Tod von Familienangehörigen. Mit einer Zwischenstation in einem anderen Land gelangen Flüchtlinge aber auch ohne Bewilligung in ihr Heimatland. Es gibt Hinweise, dass die Vertretungen Eritreas in der Schweiz den «Flüchtlingen» dazu die nötigen Papiere verschaffen. Das Regime ist auf Zahlungen aus der Diaspora angewiesen. Eine Kontrolle des Diaspora-Tourismus ist auch
daher schwierig, weil eine scharfe Trennung zwischen Flüchtlingen und
anderen Ausland-Eritreern nicht immer möglich ist.

+++DEUTSCHLAND
UNHCR-Bericht zu Afghanistan wird untergraben
Hilfswerk schätzt gesamtes Land als Konfliktgebiet ein /
Bundesinnenminister de Maizière halt an Sammelabschiebungen fest
Der aktuelle UNHCR-Bericht sieht das gesamte Staatsgebiet Afghanistans von einem innerstaatlichen bewaffneten Konflikt betroffen. Doch ein Abschiebestopp für abgelehnte Asylsuchende scheint in weiter Ferne.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1038589.unhcr-bericht-zu-afghanistan-wird-untergraben.html?sstr=afghanistan

+++ITALIEN
Die EU wertet Italiens Bemühungen in den Hotspots auf. Die
Aktivist*innen hingegen: „Die Sammlung der Fingerabdrücke war ein Scheitern auf ganzer Linie“
Die Europäische Kommission hat die Vertragsverletzungsverfahren gegen Italien und Griechenland eingefroren. Die Verfahren gegen die beiden Länder liefen wegen vermeintlicher Mängel in den
Identifikationszentren. Viele Vereinigungen, die sich für die Rechte
von Geflüchteten stark machen, betonen die geringen Ergebnisse der „relocation“-Praxis. „Die aktuelle Gesetzeslage macht die
Asylsuchenden zu Gefangenen,“ erklärt Paola Ottaviano von Borderline Sicilia.
http://siciliamigrants.blogspot.ch/2016/12/die-eu-wertet-italiens-bemuhungen-in.html

Newsletter SICILIAMIGRANTI – November 2016
– Zermürbende Anlandungen, mühelose Zurückweisungen und überfüllte Lager: Eine Reise, hinein in die Kritikpunkte des sizilianischen Aufnahmesystems
– Die verweigerte Zukunft für diejenigen, die auf dem Meer überlebt
haben; zwischen der Vorhölle der CAS* und der Hölle auf dem Land
– Überbelegung, Isolation und Ausschluss. Wenn die Aufnahme zum
Business wird, sogar zu Lasten der Minderjährigen
– Pozzallo: Der Hotspot-Ansatz und verletzte Rechte
– Neuigkeiten: Noemi Landolt erzählt auf WOZ von dem Angriff der
Libyschen Küstenwache auf Sea-Watch 2
http://siciliamigrants.blogspot.ch/2016/12/newsletter-siciliamigranti-november-2016.html

+++MITTELMEER
Bootsunglück im Mittelmeer: Mehr als 100 Flüchtlinge vermisst
Nur 50 Kilometer vor der libyschen Küste ist ein Boot mit Flüchtlingen gesunken. Möglicherweise starben bei dem Unglück am Samstag mehr als 100 Menschen. Nur vier Menschen konnten gerettet werden. Sie berichten von sehr schlechtem Wetter auf See.
http://www.tagesschau.de/ausland/fluechtlinge-mittelmeer-207.html
->
http://www.zeit.de/gesellschaft/2017-01/libyen-fluechtlingsboot-gekentert-tote
->
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1038586.neue-fluechtlingstragoedie-im-mittelmeer.html

+++GASSE
Soup&Chill hat 70‘000 Franken Schulden
Diese Woche gab das Departement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt (WSU) bekannt, dass es den Leistungsauftrag mit der Wärmestube Soup&Chill verlängern will. Unter einer Bedingung: Der Verein muss seine Schulden «beseitigen».
http://www.basellandschaftlichezeitung.ch/basel/soupchill-hat-70000-franken-schulden-130851785

»Es geht um Leben oder Tod«
Wohnboxen für Obdachlose: Sinnvolle Hilfe vor dem Erfrieren oder
zynischer Versuch, sie aus dem Stadtbild zu ¬verdrängen? Ein Gespräch mit Thomas Specht
http://www.jungewelt.de/2017/01-16/006.php

Kältetod in Europa: Wo obdachlose Menschen in der Schweiz die Nacht verbringen
Für Menschen ohne Obdach wird Väterchen Frost diese Tage zu einer Existenzbedrohung. Auch in der Schweiz ist eine Nacht an der Wärme keine Selbstverständlichkeit. Alleine in Zürich sind es über 150 Menschen, die täglich eine Notschlafstelle aufsuchen.
http://www.watson.ch/!960495646

+++BIG BROTHER
Mode als Tarnung für die Massenüberwachung des öffentlichen Raums?
Überwachungskameras mit Gesichtserkennung, mit denen Menschen identifiziert und verfolgt werden können, breiten sich nicht nur aus Sicherheitsgründen aus.
https://www.heise.de/tp/features/Mode-als-Tarnung-fuer-die-Massenueberwachung-des-oeffentlichen-Raums-3588879.html

+++DEMO
Berner Polizei unter Beschuss
Während für Tibet-Aktivsten und linke Politiker das Vorgehen der
Polizei «eine Schande» ist, lobt Sicherheitsdirektor Reto Nause den
Einsatz beim chinesischen Staatsbesuch.
http://www.derbund.ch/bern/stadt/berner-polizei-unter-beschuss/story/24195474

«Die Polizei hat verhältnismässig reagiert»
Zwei Tage vor der WEF-Eröffnung trifft der chinesische Präsident Xi Jinping in der Schweiz ein. Alles zu seinem Staatsbesuch lesen Sie bei
DerBund.ch/Newsnet.
http://www.derbund.ch/schweiz/standard/tibeter-demonstrieren-in-bern-gegen-chinas-regime/story/12027060
->
http://www.20min.ch/schweiz/news/story/-Die-Polizei-hat-verhaeltnismaessig-reagiert–31334853

Staatsbesuch ohne Öffentlichkeit
Ein massives Polizeiaufgebot verhindert in Bern, dass der chinesische Präsident mit dem Protest von Tibetern konfrontiert wird. Beim offiziellen Empfang im Bundeshaus gibt es nur freundliche Worte.
http://www.derbund.ch/bern/stadt/staatsbesuch-ohne-oeffentlichkeit/story/24630739
->
http://www.20min.ch/finance/news/story/Xi-wird-Schweinsbraten-serviert—und-viel-Alkohol-16293669

Tagesschau 15.01.2017:
– Freundlicher Empfang für Xi Jinping
– Grosse Sicherheit beim Staatsempfang
– Kritik an China
http://www.srf.ch/sendungen/tagesschau/xi-jinping-zu-besuch-tschaeppaets-nachfolger-huskys-im-schnee
->
http://www.srf.ch/news/schweiz/polizei-beendet-unerlaubte-tibet-demonstration-in-bern

Tibeter hat sich mit Benzin übergossen
Nach einer friedlichen Demonstration am Vormittag, haben weitere
Tibeter versucht, den Besuch des chinesischen Präsidenten zu stören.
http://www.telebaern.tv/118-show-news/14200-episode-sonntag-15-januar-2017#tibeter-hat-sich-mit-benzin-uebergossen

Politischer Drahtseilakt: Roter Teppich für China, Gewahrsam für Tibet
Nur die Schweiz hat in Europa ein Freihandelsabkommen mit China. Beim Besuch des Präsidenten in Bern werden tibetische Demonstranten deshalb verhaftet.
http://www.telezueri.ch/62-show-zuerinews/14198-episode-sonntag-15-januar-2017/33583-segment-politischer-drahtseilakt-roter-teppich-fuer-china-gewahrsam-fuer-tibet

Polizeieinsatz zur Sicherheit des Staatsbesuchs
Am Sonntag ist es in Bern zu verschiedenen Anhaltungen für
Personenkontrollen gekommen. Mehrere Personen hatten nahe der
Sicherheitszone, welche anlässlich des Staatsbesuches des chinesischen Präsidenten eingerichtet wurde, polizeiliche Anweisungen missachtet. Bereits am Mittag wurde ein Mann angehalten, welcher sich anzünden wollte.
http://www.police.be.ch/police/de/index/medien/medien.meldungNeu.aktuellBox.html/police/de/meldungen/police/news/2017/01/20170115_1827_polizeieinsatz_zursicherheitdesstaatsbesuchs

Kritik an China unerwünscht – Polizei jagt Tibet-Unterstützter in Bern
Rund 400 Exil-Tibeter und ihre Unterstützer haben am Sonntag
anlässlich des Besuchs des chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Bern lautstark demonstriert. Bei einer unbewilligten Demonstration am Nachmittag wurden 14 junge Aktivisten angehalten. Das Vorgehen der Sicherheitskräfte sorgte für Kritik.
http://www.watson.ch/!962114323

Der Eklat beim letzten Staatsbesuch aus China – Echo der Zeit
Der letzte Staatsbesuch eines chinesischen Staatspräsidenten in der
Schweiz hatte es in sich. Als im März 1999 der damalige Präsident Jian Zemin zu Besuch kam, störten tibetische Demonstranten den Staatsakt auf dem Bundesplatz.
Und bundesrätliche Ermahnungen zum Thema Menschenrechte sorgten bei der chinesischen Delegation für rote Köpfe.
http://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=924067bf-8b9c-4f60-b20b-4186793271aa
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http://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=c60bd10f-e9f1-47ec-aaa6-4048b1e2eabd

«Damals war der Bundesplatz nicht gut bewacht» – Echo der Zeit
Einer, der dabei war und dafür gesorgt hat, dass der damalige
chinesische Staatspräsident dermassen wütend wurde, war Martin Brauen.
Brauen ist Ethnologe und Kurator, er befasst sich seit vielen
Jahrzehnten beruflich wie privat mit Tibet und dem Schicksal der
Tibeter.
Und damals, 1999, war Brauen involviert in die Tibet-Proteste auf dem Bundesplatz. Das Gespräch.
http://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=cf1b02f9-b7fb-4062-a760-93abbed9d610

Polizei beendet unerlaubte Tibet-Demonstration in Bern
Rund 400 Exil-Tibeter und ihre Unterstützer haben anlässlich des
Besuchs des chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Bern lautstark
demonstriert. Bei einer unbewilligten Demonstration am Nachmittag wurden 14 junge Aktivisten angehalten.
http://www.srf.ch/news/schweiz/polizei-beendet-unerlaubte-tibet-demonstration-in-bern

Tibeter demonstrieren gegen Chinas Regime
Auf dem Berner Waisenhausplatz haben sich am Sonntagvormittag rund 500 Tibeter und Sympathisanten eingefunden, um gegen das chinesische Regime zu demonstrieren.
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/tibeter-demonstrieren-gegen-chinas-regime/story/27363944
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http://www.derbund.ch/schweiz/standard/tibeter-demonstrieren-in-bern-gegen-chinas-regime/story/12027060
->
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/bundesplatz-mit-betonelementen-abgeriegelt/story/24237017
->
http://www.20min.ch/schweiz/news/story/Polizei-draengt-Demonstranten-zurueck-31334853
->
http://barfi.ch/News-Schweiz-die-Welt/Tibet-Demonstration-in-Bern-mehrheitlich-friedlich-verlaufen
-> https://twitter.com/phmaeder
-> https://twitter.com/RTSinfo/status/820688794429091841

+++POLIZEI DE
Rainer Wendt: Polizist am Abgrund
Deutschland lebt in einer Zeit der Angst. Der Polizeibeamte Rainer
Wendt hat aus diesem Gefühl einen knalligen Bestseller gemacht. Unser Autor hat ihn gelesen.
http://www.zeit.de/2017/01/rainer-wendt-polizei-deutschland-in-gefahr-rezension/komplettansicht

+++ANTIFA
Als die Polizei kam, war die Bühne leer
Die rechtsextreme Band Bronson aus Italien war als Act am Pnos-Konzert angekündigt. Sie war auch tatsächlich vor Ort – entwischte aber der Polizei.
http://www.20min.ch/schweiz/news/story/Als-die-Polizei-kam–war-die-Buehne-leer-26796068
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http://www.luzernerzeitung.ch/nachrichten/zentralschweiz/luzern/Polizei-liess-Neonazis-nicht-aus-den-Augen;art9647,944144

Sogar Helikopter standen wegen Pnos-Konzert im Einsatz
Die rechtsextreme Partei führte die Polizei vom Aargau bis ins Wallis an der Nase herum. Die Behörden können nicht viel dagegen tun.
http://www.derbund.ch/schweiz/sogar-helikopter-standen-wegen-pnoskonzert-im-einsatz/story/13292952

Neonazi-Konzert in Willisau: Aargau greift durch, Luzern schaut zu
150 besuchen das Konzert von Rechtsradikalen. Wieso kann die
aargauische Polizei eine solche Veranstaltung verhindern und Luzerner Beamte nicht?
http://www.telezueri.ch/62-show-zuerinews/14198-episode-sonntag-15-januar-2017/33582-segment-neonazi-konzert-in-willisau-aargau-greift-durch-luzern-schaut-zu
->
http://www.telem1.ch/35-show-aktuell#neonazi-konzert-in-willisau-aargau-greift-durch-luzern-schaut-zu
->
http://www.telebaern.tv/118-show-news/14200-episode-sonntag-15-januar-2017#rechtsextreme-party

PNOS-Konzert in Willisau
http://tele1.ch/DesktopModules/MyVideoPlayer/Player.aspx?id=26845|526&embedd=false&autoplay=true

Rechtsexteme Band aus Italien versteckte sich vor Luzerner Polizei
Beim Rechtsextremen-Konzert in Willisau vom Samstagabend sollte auch eine italienische Band auftreten. Bei einer Kontrolle vor Ort fand die Luzerner Polizei jedoch keine Hinweise. Gemäss einem Twitter-Eintrag haben sich die rechtstrextremen Musiker rechtzeitig in Sicherheit gebracht.
http://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/rechtsexteme-band-aus-italien-versteckte-sich-vor-luzerner-polizei-130852855
-> http://www.watson.ch/!101456122

Polizei informiert nach Einsatz
Neonazi-Konzert in Willisau: Eine Person mit Einreisesperre ausgewiesen
Ein Neonazi-Treffen im Luzerner Hinterland? Auch die Willisauer
Stadtpräsidentin war vom Aufmarsch der Rechtsextremen überrascht. Die Polizei hat offenbar eine Person ausser Landes gewiesen.
http://www.zentralplus.ch/de/news/aktuell/5521036/neonazi-konzert-in-willisau-eine-person-mit-einreisesperre-ausgewiesen.htm

Pnos-Anhänger feiern im Kanton Luzern – und kassieren eine Anzeige
Die Partei Pnos (Nationalorientierter Schweizer) hat in Willisau LU
ein Konzert veranstaltet. Die Ausrichter des Anlasses werden nun wegen fehlender Bewilligung angezeigt.
http://www.watson.ch/Schweiz/Rassismus/225481009-Pnos-Anh%C3%A4nger-feiern-im-Kanton-Luzern-%E2%80%93-und-kassieren-eine-Anzeige
->
http://www.blick.ch/news/schweiz/mittelland/pnos-konzert-in-willisau-lu-schon-wieder-feiern-neonazis-in-der-schweiz-id6051454.html
->
http://www.nzz.ch/schweiz/neonazi-konzert-anzeige-gegen-rechtsextreme-konzertorganisatoren-ld.139874
->
http://www.luzernerzeitung.ch/nachrichten/zentralschweiz/luzern/Treffpunkt-fuer-mutmassliches-Rechtsextremen-Konzert-bekannt;art92,943583
->
http://www.derbund.ch/schweiz/neonazikonzert-pnos-will-sich-im-aargau-treffen/story/27408689

Polizei war auf Neonazi-Treffen vorbereitet
VERSAMMLUNG ⋅ Die Partei national orientierter Schweizer (Pnos) hat für am Samstag ein Konzert angekündigt. Lange Zeit war nicht bekannt, wo es stattfinden soll. Später war klar: Die rechte Szene trifft sich im luzernischen Willisau. Die Stadtpräsidentin Erna Bieri-Hunkeler hat von den Medien vom Konzert erfahren.
http://www.luzernerzeitung.ch/nachrichten/zentralschweiz/luzern/Treffpunkt-fuer-mutmassliches-Rechtsextremen-Konzert-bekannt;art92,943583
-> http://www.srf.ch/news/schweiz/polizei-war-rechtsextremen-auf-der-spur

Luzerner Polizei kontrolliert Pnos-Anlass in Willisau
Am frühen Samstagabend verdichtete sich die Annahme, dass ein
Pnos-Anlass in Willisau stattfinden wird. Die Luzerner Polizei war vor Ort präsent. Kurz vor dem Konzert konnte eine Person mit
Einreisesperre angehalten und an die Grenze begleitet werden. Während dem Konzert ergab sich der Verdacht, dass die Band Bronson auftreten würde. Eine sofortige Kontrolle war negativ. Nach Mitternacht konnte der Einsatz ohne weitere Zwischenfälle beendet werden.
http://www.neo1.ch/news/news/newsansicht/datum/2017/01/15/luzerner-polizei-kontrolliert-pnos-anlass-in-willisau.html

Die Schweiz als Waffe gegen die politische Elite
Zwei Niederländer planen eine Revolte gegen das Establishment. Sie sind in guter Gesellschaft. In ganz Europa boomen Parteien, die sich gegen «die da oben» stellen.
http://www.derbund.ch/sonntagszeitung/Die-Schweiz-als-Waffe-gegen-die-politische-Elite/story/17600405

+++CRIME SCENE
Schweiz am Sonntag 15.01.2017

Das Doppelleben eines hohen Bundespolizisten

Kadermann verliert seinen Job: Er veruntreute Gelder eines Hundeverbands.

Von Andreas Maurer

J. N. (59) hatte eine grosse Aufgabe. Beim Bundesamt für Polizei
(Fedpol) leitete er ein Kommissariat, das auf organisierte
Kriminalität und Finanzdelikte spezialisiert ist. Seine
Ermittlungserfolge präsentierte er der Öffentlichkeit persönlich. Im
Schweizer Fernsehen trat er auf, um den Anstieg der Enkeltrickbetrüge zu erklären.

In seiner Freizeit beschäftigte sich der Bundespolizist mit einem ganz anderen Thema: mit der Hundezucht. Er amtete als Kassier eines Berner Dachverbands von Hundevereinen. Präsidiert wird dieser von Rechtsanwältin Claudia Obrecht. Sie sagt: «Ich bin davon ausgegangen, dass ein Mitarbeiter der Bundespolizei besonders seriös ist und periodisch strengen Sicherheitsüberprüfungen unterzogen wird. Ich hätte ihm sogar mein persönliches Portemonnaie anvertraut.»

Dass sich die Präsidentin getäuscht hatte, merkte sie erst, als der
Kassier sein Amt nach fünfzehn Jahren abgab. Über die Jahre liess er unzählige kleinere und grössere Beträge verschwinden. Die Summe wird auf eine Viertelmillion geschätzt. Er hatte das gesamte
Vereinsvermögen verprasst. Wofür er das Geld ausgegeben hatte, konnte er nicht erklären. Er habe über seine Verhältnisse gelebt, sagte er nur. Die Präsidentin ist ratlos: «Es gab nichts Auffälliges, kein teures Auto, kein besonders grosses Haus.»

140 000 Franken zahlte der ehemalige Kassier dem Verband zurück und für zusätzliche 100 000 Franken unterschrieb er eine
Rückzahlungsvereinbarung. Doch er hielt sie nicht ein. Die Präsidentin erstattete deshalb Anzeige, worauf die Berner Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen Veruntreuung und ungetreuer Geschäftsbesorgung eröffnete. Das war der Todesstoss für die Karriere des Kadermanns. Das Fedpol entliess ihn fristlos. Es hätte ihm sogar eine einvernehmliche Vertragsauflösung angeboten, doch er lehnte ab.

Die Kündigung focht der Mann vor dem Bundesverwaltungsgericht an. Sein Vergehen habe nichts mit seiner Arbeit zu tun, da er eine andere Art von Finanzdelikten untersuche. Zudem habe er dem Ansehen des Fedpol nicht geschadet, da die Öffentlichkeit nicht von seiner Tat erfahren habe und nicht einmal die Kollegen von der Bundeskriminalpolizei eingeweiht waren.

Strenge Regeln für Polizisten

Der Mann unterlag vor Gericht. Es hielt fest, dass für ihn als
Vertreter der Staatsgewalt höhere Massstäbe gelten, und verwies auf die Rechtsprechung in ähnlichen Fällen. Ein Zürcher Polizist, der sein Privatauto über längere Zeit vorschriftswidrig auf Polizeiparkplätzen abstellte und die Parkscheibe vorstellte oder die Parkuhr nicht in Gang setzte, wurde zu Recht entlassen. Dass der 60-Jährige bereits seit 25 Jahren für die Polizei arbeitete, spielte damals für das Bundesgericht keine Rolle. Ein Walliser Grenzwächter, der in seinem Chalet illegale Jagdwaffen lagerte, kämpfte ebenfalls erfolglos gegen seine Kündigung.

Der Bundespolizist wandte ein, dass er seine Arbeit stets tadellos
verrichtet hatte. Doch nicht einmal dies entsprach der Wahrheit. Vor drei Jahren erhielt er einen Verweis, weil er in polizeilichen
Informatiksystemen zu privaten Zwecken Suchabfragen durchführte.

Derzeit ist der Ex-Bundespolizist arbeitslos. Ein Teil seiner
Arbeitslosengelder wird gepfändet und dem Hundeverband überwiesen.